Neuorientierung, Pause und Traumaaufarbeitung

5. Oktober 2019
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3 Minuten Lesezeit

In den letzten Wochen habe ich mich etwas rarer gemacht, soweit das überhaupt noch geht. Ich brauchte eine Pause und eine Neuorientierung musste her. Es wurde mir alles zu viel.

Denn das sich mein Entschluss an das Denken intensiver anzugehen, derartige Auswirkungen zeigt, das habe ich nicht bedacht. Traumatherapie, Autogenes Denken und anderes zeigen ihre Wirkung.

Neuorientierung

Das Thema Neuorientierung ist nicht einfach zu handeln. Wann ist die Zeit dafür, wann soll oder kann ich etwas angehen? Mein Denken behindert mich noch in vielem, aber es schützt mich auch vor vielem.

Die Erlebnisse der letzten dreieinhalb Jahre waren oft nicht einfach. Um etwas zu erreichen, musste ich oft genug an die Grenze gehen. Das wird mir auch in Zukunft noch öfter bevor stehen. Deshalb muss ich mich immer wieder neu orientieren, wo ich eigentlich stehe und das ist zweigeteilter Meinung. Einerseits habe ich viel erreicht in den letzten Jahren, andererseits für meinen Anspruch noch zu wenig.

Große Probleme habe ich noch in der Wahrnehmung. Das lässt mich sehr zurückgezogen leben und lässt keine Teilnahme am Leben draußen zu. Ich lebe in meiner eigenen kleinen Welt, in der ich mich sicher fühle. Nur ganz langsam strecke ich meine Fühler nach mehr aus. Am Jakobsweg lernte ich wieder das Leben kennen, allerdings behutsam und Stück für Stück.

Am Jakobsweg versus Zuhause

Besonders im Umgang mit anderen Menschen bin ich sehr zurückgezogen. Es überfordert mich noch immer sehr. Mehr als zwei meide ich, denn meine Sinne werden überfordert. Am Camino kann ich es mir aussuchen, ob ich mit jemanden in Kontakt treten möchte oder ob ich lieber alleine bleiben möchte. Daheim suche ich von mir aus keinen Kontakt.

Den Camino kann ich nur sehr schwer ins hiesige Leben implantieren. Die Anforderungen an das Leben hier sind höhere und andere. Zu Hause ist wieder alles Therapie, etwas was ich seit drei Jahren mache. Zu Leben funktioniert fast nicht, denn noch immer kann ich nicht einfach mal ums Eck gehen, um etwas zu besorgen oder mich unbeschwert mit jemanden auf einen Kaffee treffen. Jede Entscheidung muss sehr bewusst getroffen werden, da ist es dann vorbei mit der Unbekümmertheit.

Wohin geht es jetzt weiter?

Zunächst ist mir die Trauma Aufarbeitung wichtig. Ich möchte vor allem aus dem Vermeiden von Situationen und Orten herauskommen. Zu vieles ist mit keinen guten Erinnerungen behaftet und von dem möchte ich mich lösen. Da ich aber kaum weiterführende Gedanken führen kann, kann ich solche komplexen Sachen nicht erledigen. Wie ich Schritt für Schritt gehen lernte, kann ich das Denken nur Step by Step lernen. Zeit hat eine andere Dimension bekommen.

Derzeit kann ich die Sache nur so, wie sie ist annehmen und akzeptieren, dass es so ist. Ich möchte nur nicht den Zeitpunkt verpassen, wo Verhalten chronisch wird und gerade eine Vermeidungstaktik das falsche wäre.

Die Vermeidungstaktik hat den Sinn, dass es mich vor etwas schützt, was mir nicht gut tut. Das kann aber leicht chronisch werden. Daher nehme ich professionelle Hilfe, die genau erkennt, wie es um mich steht. Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen und lässt sich nicht in wenigen Wochen erledigen.

Neuorientierung im Wald

Körper und Geist

Noch bin ich in einem Stadium, wo es genau Haushalten gilt mit meinen Kräften. Da das Gehirn dieselbe Energie wie für die Bewegung aufwendet, ist körperliches Training unerlässlich. Der Geist und das Denken hängt mit meinem Körper zusammen. Da ein Hirnabszess noch vor 50 Jahren tödlich endete, gibt es noch nicht so viele Erfahrungswerte.

Eigentlich sollte ich tot sein, allein das ist schon komisch. Trotzdem darf ich leben. Also wie damit umgehen?

Die Jahre werden es zeigen und ich habe es aus diesem Grund öffentlich gemacht, damit es anderen in Zukunft vielleicht eine Hilfe ist, zu zeigen was alles möglich ist. Wobei viele Therapien derzeit nicht möglich sind, großteils aus finanzieller Sicht. Die Krankenkasse zahlt nur bestimmte Dinge, aber das wird sich bestimmt einmal ändern.

Daher muss ich mich immer wieder eine Neuorientierung vornehmen, um das bestmögliche für mich herauszuholen. Es ist vergleichbar mit dem Training als Radrennfahrer, nur auf einem anderen Niveau. Daher vielleicht auch mein hoher Anspruch an mich.

"Never give up - Niemals aufgeben!"


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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