Wie lebt man, wenn man vor der Aufgabe steht ein neues Leben beginnen zu müssen? Viele Fragen stellen sich mir. Werde ich wieder normal denken können? Wie wird mein Alltag? Werde ich wieder gehen können? Werde ich je wieder etwas arbeiten können?

Ich stand vor einer schier unüberwindlichen Aufgabe, mein neues Leben nach dem Hirnabszess zu bewältigen. Damals, vor dreieinhalb Jahren, stand ich vor der größten Herausforderung meines Lebens. Seither muss ich alles neu entdecken und lernen. 

Es gab für mich nur zwei Möglichkeiten, resignieren und aufgeben oder ein neues Leben beginnen. Durch den Sport war ich darauf konditioniert auch in schwierigsten Situationen weitermachen zu können. Das war meine Rettung im Krankenhaus. Ich tat einfach, was ich mein Leben lang getan hatte - weitermachen. Es gab kein Aufgeben.

Für mich stellte sich diese Frage in Wahrheit nicht.

Der Hirnabszess ließ ein "was wäre wenn" Denken nicht zu. Ich war zwar bei Bewusstsein, aber konnte nur auf direkte Konfrontation reagieren. Eigene Gedanken an die Vergangenheit oder an die Zukunft, etwa den nächsten Tag, war nicht möglich.

Aufgrund dieses Nicht-Denken können, tat ich automatisch das, was in mir drinnen war. Die Frage ob weitermachen oder nicht, stellte sich mir in Wahrheit nicht, ich tat es einfach - nämlich das bestmögliche.

Auf der Intensivstation

Am ehesten würde ich mich beschreiben mit "Ausgeschaltet sein". An viel kann ich mich aus der Zeit auf der Intensivstation nicht mehr erinnern. Ich weiß noch, dass Besuche meiner Lebensgefährtin und engsten Verwandten wichtig für mich waren. Sie gaben mir den emotionalen Halt, alles zu überstehen.

Da die Halbseitenlähmung schnell voran schritt, konnte ich mich immer schlechter bewegen. Mich im Bett umlagern ging bald gar nicht mehr. Die Kraft verließ mich und bald waren mir die einfachsten Bewegungen nicht mehr möglich. Trotz der Lähmung wollte ich mir vom Anfang an ein Stückchen Eigenständigkeit erhalten, ich wollte alleine essen und die mir die Zähne putzen. Die Gabel oder die Zahnbürste konnte ich fast nicht mehr halten, aber auch wenn es fast nicht ging, ich wollte es alleine schaffen.

Genau kann ich mich nicht mehr an den Zeitpunkt erinnern, aber es begann noch auf der Intensivstation eine Mobilisierung, ich war ja ein Monat dort. Mehr wie fünfzehn Minuten täglich waren allerdings nicht drinnen. Ich begann einen kleinen Ball zu kneten oder verwendete einen Fingertrainer, wie fürs Klettertraining. Mit der leichtesten Einstellung schaffte ich nur wenige Wiederholungen. Der Anfang war gemacht, ohne zu wissen, wo die Reise überhaupt hingehen sollte.

Spiel, selbst gebaut.
Spiel, selbst gebaut in der Ergotherapie

Reha-Station

Nach einem Monat auf der Intensivstation wurde ich auf die Reha-Station verlegt. Weitere Wochen vergingen, bis ich am Gehirn operiert werden konnte. Antibiotika alleine ließen das Ödem nicht kleiner werden. Nach der Operation wurden mir noch mehrere Zähne gezogen, da Bakterien von dort ins Gehirn gelangten und den Abszess auslösten. Danach konnte meine Reha wirklich starten.

In diesen vier Monaten lernte ich nach und nach wieder die Grundzüge des Gehens. Allein bis ich Aufstehen konnte, vergingen mehrere Wochen. Dazu Ergotherapie, die mir Greifen, Koordination und Bewegung vermittelte. Jeder Griff, jeder Schritt musste neu gelernt werden. Fingernägel schneiden gelang mir gar nicht, so wie jede andere fummelige Tätigkeit, wo Feinmotorik gefragt ist.

Nach fünf Monaten wurde ich allergisch gegen alles aus dem Krankenhaus und war am Ende. Ich konnte das Essen nicht mehr sehen und habe die Zugänge für die Antibiotika abgestoßen. Jeder Einstich bedeutete eine neue Entzündung. Meine Venen verschwanden und neue Zugänge zu setzen wurde fast unmöglich. Über fünfzig Einstichstellen hatte ich in fünf Monaten Aufenthalt.

Ich wollte nur mehr nach Hause. Mein Geist und Körper war am Limit.

Im Krankenhaus, mein neues Leben

Von Null an gibt es eigentlich nicht,...

...denn wir können nicht unsere Vergangenheit oder unsere Entwicklung hinter uns lassen. Mein von0auf101 ist eigentlich symbolisch und in erster Linie körperlich gemeint, weil ich Gehen und die Bewegungen allgemein neu lernen musste.

Meine Persönlichkeit hat sich zwar versteckt, kommt aber langsam wieder raus und ist dieselbe geblieben. Oft erweckt man den Anschein das sich auch die Persönlichkeit verändert hat. Das ist bei mir nicht der Fall, nur lebe ich jetzt in einer Echtheit, die ich vorher oft versteckt oder überlagert habe.

Die Freude

Ein Neuanfang beginnt in erster Linie mit einem In-sich-gehen und sich-klar-werden, was man möchte. Die erste und wichtigste Frage ist dabei: "Was macht mir Freude und warum?"

Ohne etwas dafür zu tun, war ich in einem Zustand des Nichtdenkens und Abschalten. Im Hier und Jetzt leben zu können war wie eine Erlösung für mich. Heilung ist nur dann möglich, wenn ich im Zustand der Freude bin. Alles geht dann leichter. Es ist eine Lebenseinstellung, denn Freude und glücklich sein bringt mich zurück ins Leben.

Dazu zählt auch Gehen, Essen und Sprechen mit Freude lernen. Diese Freude in allem zu finden, was ich brauche und mir gut tut, ist das Geheimnis. Finde ich sie nicht darin, dann hat es keinen Sinn es zu machen. Ich habe beinahe jeden Tag meiner bisherige Rehabilitation mit Freude gemacht, denn es ist notwendig, um ein neues Leben zu beginnen.

Mit Freude in ein neues Leben.
Bodenmalerei des Kindergarten.

Mit Freude wird auch Augenscheinlich schweres leicht. Unzählige Stunden im Fitnessstudio, rund 6000 km gehen lernen, viele Stunden vorm Lernprogramm am Computer - hätte ich nicht mit Freude daran gearbeitet, wäre ich nicht da, wo ich heute stehe. Sicher, es fehlt noch viel, ich lebe aber trotzdem ein oft glückliches Leben. Ich durchschaue immer mehr, warum der Hirnabszess nötig war und deshalb bin ich motiviert weiter zu machen.

Man lernt nie aus und ich habe die Möglichkeit eine Menge zu lernen. Dafür bin ich dankbar und freue mich auf die nächste Zeit, wo wieder viele Lernaufgaben auf mich warten.


In den letzten Wochen habe ich mich etwas rarer gemacht, soweit das überhaupt noch geht. Ich brauchte eine Pause und eine Neuorientierung musste her. Es wurde mir alles zu viel.

Denn das sich mein Entschluss an das Denken intensiver anzugehen, derartige Auswirkungen zeigt, das habe ich nicht bedacht. Traumatherapie, Autogenes Denken und anderes zeigen ihre Wirkung.

Neuorientierung

Das Thema Neuorientierung ist nicht einfach zu handeln. Wann ist die Zeit dafür, wann soll oder kann ich etwas angehen? Mein Denken behindert mich noch in vielem, aber es schützt mich auch vor vielem.

Die Erlebnisse der letzten dreieinhalb Jahre waren oft nicht einfach. Um etwas zu erreichen, musste ich oft genug an die Grenze gehen. Das wird mir auch in Zukunft noch öfter bevor stehen. Deshalb muss ich mich immer wieder neu orientieren, wo ich eigentlich stehe und das ist zweigeteilter Meinung. Einerseits habe ich viel erreicht in den letzten Jahren, andererseits für meinen Anspruch noch zu wenig.

Große Probleme habe ich noch in der Wahrnehmung. Das lässt mich sehr zurückgezogen leben und lässt keine Teilnahme am Leben draußen zu. Ich lebe in meiner eigenen kleinen Welt, in der ich mich sicher fühle. Nur ganz langsam strecke ich meine Fühler nach mehr aus. Am Jakobsweg lernte ich wieder das Leben kennen, allerdings behutsam und Stück für Stück.

Am Jakobsweg versus Zuhause

Besonders im Umgang mit anderen Menschen bin ich sehr zurückgezogen. Es überfordert mich noch immer sehr. Mehr als zwei meide ich, denn meine Sinne werden überfordert. Am Camino kann ich es mir aussuchen, ob ich mit jemanden in Kontakt treten möchte oder ob ich lieber alleine bleiben möchte. Daheim suche ich von mir aus keinen Kontakt.

Den Camino kann ich nur sehr schwer ins hiesige Leben implantieren. Die Anforderungen an das Leben hier sind höhere und andere. Zu Hause ist wieder alles Therapie, etwas was ich seit drei Jahren mache. Zu Leben funktioniert fast nicht, denn noch immer kann ich nicht einfach mal ums Eck gehen, um etwas zu besorgen oder mich unbeschwert mit jemanden auf einen Kaffee treffen. Jede Entscheidung muss sehr bewusst getroffen werden, da ist es dann vorbei mit der Unbekümmertheit.

Wohin geht es jetzt weiter?

Zunächst ist mir die Trauma Aufarbeitung wichtig. Ich möchte vor allem aus dem Vermeiden von Situationen und Orten herauskommen. Zu vieles ist mit keinen guten Erinnerungen behaftet und von dem möchte ich mich lösen. Da ich aber kaum weiterführende Gedanken führen kann, kann ich solche komplexen Sachen nicht erledigen. Wie ich Schritt für Schritt gehen lernte, kann ich das Denken nur Step by Step lernen. Zeit hat eine andere Dimension bekommen.

Derzeit kann ich die Sache nur so, wie sie ist annehmen und akzeptieren, dass es so ist. Ich möchte nur nicht den Zeitpunkt verpassen, wo Verhalten chronisch wird und gerade eine Vermeidungstaktik das falsche wäre.

Die Vermeidungstaktik hat den Sinn, dass es mich vor etwas schützt, was mir nicht gut tut. Das kann aber leicht chronisch werden. Daher nehme ich professionelle Hilfe, die genau erkennt, wie es um mich steht. Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen und lässt sich nicht in wenigen Wochen erledigen.

Neuorientierung im Wald

Körper und Geist

Noch bin ich in einem Stadium, wo es genau Haushalten gilt mit meinen Kräften. Da das Gehirn dieselbe Energie wie für die Bewegung aufwendet, ist körperliches Training unerlässlich. Der Geist und das Denken hängt mit meinem Körper zusammen. Da ein Hirnabszess noch vor 50 Jahren tödlich endete, gibt es noch nicht so viele Erfahrungswerte.

Eigentlich sollte ich tot sein, allein das ist schon komisch. Trotzdem darf ich leben. Also wie damit umgehen?

Die Jahre werden es zeigen und ich habe es aus diesem Grund öffentlich gemacht, damit es anderen in Zukunft vielleicht eine Hilfe ist, zu zeigen was alles möglich ist. Wobei viele Therapien derzeit nicht möglich sind, großteils aus finanzieller Sicht. Die Krankenkasse zahlt nur bestimmte Dinge, aber das wird sich bestimmt einmal ändern.

Daher muss ich mich immer wieder eine Neuorientierung vornehmen, um das bestmögliche für mich herauszuholen. Es ist vergleichbar mit dem Training als Radrennfahrer, nur auf einem anderen Niveau. Daher vielleicht auch mein hoher Anspruch an mich.

"Never give up - Niemals aufgeben!"


Nach genau zwei Jahren ging ich erneut zur Basilika Mariatrost. Es gab mir Gelegenheit zur Rückschau, was sich seitdem getan hat. Im September 2017 war es mein erster längerer Weg nach dem Hirnabszess.

Die Gelegenheit nutzte ich, um Rückschau zu halten. Wie ist es mir seither ergangen und was konnte ich in meiner Rehabilitation erreichen?

Basilika Mariatrost und Ich

Dran bleiben

Der wichtigste Aspekt der mir bewusst wurde ist der, dass ich dranbleiben muss. Nicht nur für weiteren Erfolg, sondern um überhaupt meinen erreichten Level zu halten. Denn derzeit braucht mein Gehirn für alles noch so viel Energie, dass mein Körper zuwenig erhält, um wirklich aufzubauen zu können.

Nach dreieinhalb Jahren stehe ich jetzt bei 30%, um 5% weniger als ich mich noch nach dem Camino Norte eingeschätzt habe. 20 bis 30 Prozent schlechter drauf zu sein, ist in unserer Gesellschaft normal. Bei mir heißt das aber, dass ich nur knapp über Null bin. Denn auch ich habe Schwankungen und Tage wo ich nicht so gut drauf bin.

Im Sport war es wichtig, auch an schlechten Tagen noch eine gute Leistung bringen zu können. Das ist auch jetzt mein Ziel. Noch bin ich aber an schlechten Tagen kaum aus dem Bett zu bringen und alle meine Defizite sind, egal ob körperlich oder geistig, sehr schlecht.

Mein Weg zur Basilika Mariatrost

Der Weg führte uns diesmal nicht vom Hilmteich weg, sondern ich wählte den Weg durch die Rettenbachklamm nach Mariatrost. Diese Klamm liegt im Stadtgebiet von Graz und ich war dort oft als Kind zum Spielen. Auf einem kleinen Umweg erreicht man Mariatrost.

Mein Sohn Elvin begleitete mich diesmal und das Ziel war, wie vor zwei Jahren, ein Kerzerl in der Kirche anzuzünden.

Zuerst geht es noch bei Häusern vorbei, aber gleich beim Einstieg in die Klamm ist man wie in einer anderen Welt.

Rettenbachklamm

Der Weg durch die Klamm

Auf schmalen Steigen geht es durch die Klamm. Es gibt natürlich spektakulärere Klammen, aber es ist eine tolle Sache das es sowas in Graz gibt.

Hier ist es wesentlich anspruchsvoller, als es jemals am Camino war. Gleichgewicht und Balance sind hier extrem gefordert. Stufen bergauf und bergab, Querungen und das Wasser sind hervorragend geeignet, meine Sinne zu trainieren.

Ich traue mich schon mehr, habe aber noch immer großen Respekt vor vielen Dingen. An diese möchte ich mich immer wieder herantasten, um mehr Sicherheit zu erlangen. Denn was ich hier lerne, ist mein Überleben auf der Strasse. Dort wäre es zu gefährlich zu üben.

Rückschau halten
Entfernungen abschätzen kann ich noch schwer.
Rückschau halten

Die neue Bedeutung der Zeit

Es ist schwer verständlich für Außenstehende, was ich seit dem Hirnabszess erlebe und wahrnehme. Ich habe viel erreicht bisher, aber ich musste ein neues Verständnis für die Zeit entwickeln, die nichts damit gemein hat, wie früher im Sport. Diese Dauer der Genesung stellt alles andere zuvor Erlebte  in den Schatten.

Es kommt mir so vor, der Sinn meines Lebens davor, war alles nur eine Vorbereitung darauf, dass ich dieses Leben jetzt überhaupt führen kann. Der Extremsport, die Bewusstseinsbildung ...., oft stellte ich mir die Frage: "Wozu brauche ich das alles? Was hat das für einen Sinn?".

Jetzt hat alles seinen Sinn bekommen. Ohne meine Vergangenheit wäre ich an meinem Schicksal zerbrochen. Ich hätte nie die Motivation gehabt für die Anstrengung um weiter zu machen. Die Wahrscheinlichkeit aufzugeben wäre groß gewesen und als Pflegefall dahin zu vegetieren.

Rückblickend bekamen diese letzten 25 Jahre vor dem Hirnabszess einen besonderen Sinn, denn ohne sie hätte ich den Weg zurück nicht geschafft. Jedes meiner Extremrennen war eine Vorbereitung auf den Zustand nach dem Hirnabszess, dass alles bis dahin erlebte in den Schatten stellte.

Dazu muss man sagen, ein Hirnabszess war noch vor etwa 50 Jahren hundert Prozent tödlich, besonders wie meines, das so tief liegt. Deswegen gibt es noch nicht viele Erfahrungen, was die Dauer der Rehabilitation angeht. Jedes Hirnabszess ist anders und seine Auswirkungen kann niemand vorhersagen.

Rückschau auf die letzten zwei Jahre

Was hat sich seit dem Weg nach Mariatrost getan? Im Nachhinein viel, immer unter dem Verständnis der Zeit. Im Denken von früher hätte sich noch nicht all zuviel getan. Neurologisches braucht viel Zeit. Man soll sich nicht mit früher vergleichen, aber mit diesem Früher vor zwei Jahren schon, denn es ermöglicht mir zu erkennen das trotzdem etwas weiter gegangen ist. Der Unterschied gegenüber vor ein, zwei Jahren lässt mich den Unterschied sehen.

Wenn ich an meine Wanderung zur Basilika vor zwei Jahren zurück denke, dann kann ich mich noch gut daran erinnern. Ich war damals am Limit und die vielen Wurzeln machten mir zu schaffen. Es war der Beginn, mehr Automatik in meine Bewegung zu bringen. Damals hatte ich noch keine Ahnung davon, dass es doch noch länger dauern wird, bis ich wieder automatisch gehen kann. Noch heute arbeite ich daran.

Damals, im September 17´, schien es mir unmöglich, in naher Zukunft Pilgern zu gehen. Ein halbes Jahr später wurde es aber Wirklichkeit. Eigentlich war es zu früh für mich, aber ich war Gedanklich am Ende. Die Folgen des Hirnabszesses, aber auch private Troubles, brachten mich in einen Zustand, der nicht mehr handelbar war. Das Pilgern war die Möglichkeit, mich wieder auf den Weg zu bringen. Das letzte Jahr hat mich sehr bestärkt darin.

Die Kirche

In der Kirche zündete ich gemeinsam mit Elvin eine Kerze an. Es war für mich sehr emotional, denn es war vor zwei Jahren mein erster längerer Weg, der mich in Folge zum Pilgern brachte und es ist somit ein wichtiger Eckpunkt in meiner Geschichte seit dem Hirnabszess.

Wenn ich mein Gesundheitliches Befinden im Vergleich zu damals bewerte, so sehe ich natürlich eine Verbesserung. Lese ich allerdings den damaligen Bericht durch, dann arbeite ich noch immer an den gleichen Dingen, die sich ein wenig gebessert haben. Behindert bleibt eben behindert, egal ob mehr oder weniger.

Ich habe mich natürlich verbessert, muss aber dranbleiben. Wenn es mir einmal nur wenig schlechter geht, falle ich in einen Bereich der knapp über dem liegt, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. In den nächsten Monaten steht eine Stabilisierung des Körperlichen an und psychologische Hilfe, die ich nicht vernachlässigen darf.


Das vierte Jahr meiner Rehabilitation steht bevor. Ich habe mich mit meiner Vergangenheit als Energetiker auseinander gesetzt und brauche nichts anderes zu machen, als meinen Energiefluss zu harmonisieren und optimieren.

Mein Bestreben gilt dem, dass ich alles in meiner Macht stehende unternehme, um wieder Harmonie in meinen Körper zu bringen. Im Sport habe ich gelernt, dass viele verschiedene Faktoren den Erfolg bringen, nicht eine einzige. Fragt man einen erfolgreichen Spitzensportler warum er ein Ziel erreicht hat, dann zählt er viele Dinge auf und nicht nur eines, dass er richtig gemacht hat.

Ruhe, den Energiefluss harmonisieren

Auch mir tut verschiedenes gut, um den Energiefluss wieder zu Harmonisieren. Ein wichtiger Punkt ist die Entspannung. Damit meine ich nicht nur Meditation oder Schlafen. Durch meine Hochsensibilität merke ich sofort, was mir gut tut und was nicht. Ich muss noch das Vertrauen in mich bekommen, auch danach immer zu handeln.

Die Hochsensibilität und der Energiefluss

Durch meine Hochsensibilität wird mein Körpersystem schnell überreizt. Mein Ziel ist es, wieder Alltägliches entspannt machen zu können. Meine Reizschwelle gehört wieder hinaufgesetzt. Daher ist Laufen noch nichts für mich. Es stresst meinen Körper, tut nicht gut und erschöpft mich.

Den Energiefluss richtig hinzubekommen, erfordert viel Arbeit. Viel Ruhe und genau dosiertes körperliches Training sind Grundvoraussetzungen. Einerseits lässt mich die Hochsensibilität viel wahrnehmen, andererseits setzt sie den Körper unter Stress, an dem ich mich in kleinsten Schritten wieder gewöhnen muss.

Spazierengehen im Wald ist gut dafür geeignet, den Energiefluss wieder herzustellen. So wie beinahe alles, was mit der Natur zu tun hat.

Harmonie

Pilger ist mein Tempo

Im Gegensatz zum Laufen, ist Pilgern genau meine Geschwindigkeit. Durch unzählige Stunden Gehen, in einem Bereich, der mir guttut, bringe ich Entspannung in meinen Körper. Optimal für den Energiefluss. Alles zu schnelle bringt mir nichts, erschöpft mich und kostet mir wertvolle Tage, bis ich wieder in einem entspannten Zustand bin.

Pilgern

Autobiografien lesen

Es hilft mir Autobiografien zu Lesen, von Menschen denen Ähnliches passiert ist. So kann ich es besser verstehen lernen, was mir passiert ist. Viele Erinnerungen aus der Zeit im Krankenhaus kommen heute noch hervor. Ich muss sie dann schnell aufschreiben, weil ich sie aufgrund meines fehlenden Kurzzeitgedächtnis sonst wieder vergesse.

Das neueste Buch handelt von Paul van Dyk, der nach einem Sturz auf der Bühne Schäden am Gehirn erlitt und die Wirbelsäule angebrochen hatte. Es wird mir zum ersten Mal bewusst, wie schwer die Folgen meines Hirnabszesses sind und wie lange ich um jeden Schritt kämpfe. Die 150 Tage im Spital werden mir immer mehr bewusst.

Autobiografie, Buch

Solche Bücher, wie auch die von Monica Lierhaus und Gela Allmann zeigen mir wie wichtig es ist, Menschen um sich zu haben, denen man vertraut. In der Genesung spielen Beziehungen eine große Rolle, besonders die Beziehung zum Arzt oder Therapeuten. Nur im Zustand des Vertrauens gibt es Heilung.

Kino Film: "Das zweite Leben des Monsieur Alain"

Erwähnen möchte ich auf jeden Fall auch den Kinofilm "Das zweite Leben des Monsieur Alain". Der Film überraschte mich positiv, erzählte er doch auf gute Weise, wie ein Manager nach einem Schlaganfall zurück ins Leben findet. Dass darin auch der Jakobsweg eine Rolle spielt, machte den Film für mich noch interessanter.

Er zeigt recht gut auf, wie sich Wortfindungsstörungen und Lähmungen auf das Leben auswirken. Meine Aufgabe besteht ja darin, immer öfter etwas für mich selbst zu tun und nicht nur aus therapeutischen Gründen. Dazu verwende ich gerne ins Kino zu  gehen. Kleine Kinos mit wenig Zuschauern sind mein Ziel und manchmal weiß ich gar nicht, was mich für ein Film erwartet.

Mein langer Weg

Ja, der Weg dauert lange. Wie lange, wird mir immer bewusster. Auch die Schwere der Krankheit verstehe ich immer besser und warum es so lange dauert. Ich kann und darf mich nicht mit anderen vergleichen. Jedes Hirnabszess ist anders. Je nachdem wo es sitzt, sind verschiedene Stellen im Körper betroffen.

Rehabilitation nach Hirnabszess

Bei mir saß es am Thalamus, dadurch hatte ich vielfältige Ausfälle, die dementsprechend langwierig zu behandeln sind. Nach dreieinhalb Jahren ist es noch wichtig, mir die Zeit zu geben, die ich brauche. Es ist eine langwierige Arbeit, den Energiefluss wieder herzustellen. Körperliche Arbeit und Arbeit am Geist sind unumgänglich.


Das vierte Jahr meiner Rehabilitation hat so begonnen, wie das dritte geendet hatte. Mit Gehen und einer "Pilgertour" nach Frohnleiten. Seit meiner Pilgerreise zum Jakobsweg, war ich zu Hause nie mehr länger unterwegs.

Ich bin zwar fast jeden Tag gegangen, aber kein einziges Mal länger. Wobei "länger" bedeutet, weiter wie 15 Kilometer. Für alles darüber benötige ich einen ganzen Tag.

Das Ziel "Pilgermodus"

Im Pilgermodus unterwegs zu sein, war mein Ziel. Nichts denken, genießen und den Kopf freibekommen. Gerade das Denken ist noch mein größtes Handicap. Zu Hause werde ich mit vielem konfrontiert, was ich nicht weiter oder fertig denken kann. Dann hilft es, in den Wald oder auf Pilgertour zu gehen.

Zu jeder Location habe ich einen emotionalen Bezug, positiv oder negativ. Für eine längere Tour zu Fuß suche ich mir am liebsten Orte, zu denen ich positive Erinnerungen habe. Gerade die Emotion spielt eine wesentliche Rolle. Es gibt noch genug Plätze, Ortschaften und Gasthäuser, die ich mit negativen Erinnerungen in Verbindung bringe.

Dahingehend habe ich eine Vermeidungstaktik entwickelt, was auch auf ein Trauma hindeutet. Es hat mit meiner Aufarbeitung zu tun oder besser mit der Nicht-Aufarbeitung. Es ist mir noch nicht möglich, mein Denken erlaubt es mir nicht. Eine Traumatherapie wird mir dabei helfen.

Unterwegs auf Pilgertour nach Frohnleiten
Konzentriert über die Autobahn

Auf nach Frohnleiten

Nach dem Krankenhaus war es eines meiner ersten Ausflugsziele, ziemlich genau vor drei Jahren. Wenn ich heute zurückkehre nach Frohnleiten, so habe ich gute Erinnerungen daran. Ich war oft mit der Familie dort und verbrachte viele Stunden im Park und am Spielplatz.

Meine Erinnerungen, positive, habe ich auch nach der Krankheit bekommen. Nach fünf Monaten im Krankenhaus war es herrlich den Park wieder genießen zu können. Damals war allein die Hinfahrt schon beschwerlich. Vom Auto raus, kam ich keine dreißig Meter und musste mich hinsetzen. Die frische Luft war ich nicht gewohnt und Gehen konnte ich nicht weit. Es war herrlich, aber nach 30 Minuten war ich am Limit.

Wenige Tage nach dem Krankenhaus im Park Frohnleiten
Nach dem Krankenhaus 2016

Zu Fuß nach Frohnleiten

Nach genau drei Jahren wollte ich jetzt zu Fuß hin. Eine Pilgertour von Judendorf nach Frohnleiten. Es sind etwas über 20 Kilometer, eine Distanz, die ich mittlerweile bewältigen sollte. Diese Kilometer ging ich auch öfter am Jakobsweg. 

Der Weg führte über Gratkorn und die erste Rast legte ich am Zigeunerloch ein. "Klettern" vermied ich, denn alle Energien benötige ich fürs Gehen. Nach wie vor muss ich meine Energien genau einteilen und unnötige vermeiden, besonders wenn ich weiter Gehen möchte. Auch am Jakobsweg vermied ich jede unnütze Bewegung.

Das Zigeunerloch auf meiner Pilgertour

An der Mur entlang

Es ging weiter die Mur entlang. Ich war der einzige Fußgeher und nur einige Male wurde ich von Radfahrern überholt. Das Gehen verlief weiterhin ohne Probleme. Nach zwei Jakobswegen habe ich die Erfahrung, die Geschwindigkeit richtig zu dosieren. Vorbei am Golfplatz Murhof, erreiche ich die ersten Steigungen.

Auf Pilgertour

Hin und wieder werde ich noch schwindlig. Dann heißt es mit dem Kopf nach unten und abwarten bis es besser geht. Langsam dann den Kopf wieder hoch und es ist alles OK.

Am Anfang ging es darum, wieder aufrecht sitzen zu können. Der eineinhalb Meter neben dem Bett stehende Tisch war eine Herausforderung, ihn zu erreichen. Ich brauchte Monate dazu, ehe ich ihn erreichte. Davon bekamen außenstehende nichts mit.

An solche Momente muss ich dann denken, wenn mir wieder einmal schwindlig ist.

Bergauf gehen
Bergauf, bergab!

Wenn es bergauf oder bergab geht, muss ich mich immer austarieren. Das braucht einige Meter, bis ich mich unter Kontrolle habe. Da spielt das Gleichgewicht noch nicht mit, aber ich arbeite daran. Für mich dauert jeder Schritt oft zu langsam, dabei habe ich in den letzten Jahren mehr erreicht, als ich erwarten durfte.

Pause auf der Pilgertour
Pause

In Frohnleiten angekommen

Am frühen Nachmittag bin ich dann angekommen. Wie am Jakobsweg, erreichte ich auch hier etwa 3,5 Kilometer in der Stunde. Dort erwartete mich eine Überraschung. Im Park hat die Gemeinde einige Geräte für die Geschicklichkeit installiert, besonders zum Balancieren. Für mich natürlich ein Muss, es auszuprobieren.

Allerdings war ich nach dem Gehen schon müde und so hat mich alles wieder einmal Gnadenlos abgeworfen. Meine Stabilität und Balance gewinne ich nur langsam zurück. Vielleicht komme ich einmal mit dem Auto oder Zug her, dann kann ich meine Trainingseinheit hier anlegen.

Nicht denken müssen

Es war schön, an nichts denken zu müssen. Es brachte meinem Gehirn etwas Ruhe, dass meinem Nervensystem gutgetan hat. Beim Gehen brauche ich an nichts zu denken, außer natürlich an die Bewegung. Jeder Meter bringt mich näher ans automatische Gehen.

Wenn ich daran denke, dass der Österreicher im Durchschnitt 265 Kilometer im Jahr zu Fuß zurücklegt. Ich bin seit 2016 rund 5500 Kilometer gegangen, dabei konnte ich die erste Zeit nur wenig gehen. Wo würde ich jetzt stehen, wäre ich nicht so viel gegangen? Ich möchte das lieber nicht wissen.

Ich am Teich, auf meiner Pilgertour

Pilgertour am Ende in Frohnleiten

Müde, aber glücklich, geht es zurück nach Judendorf. Meine Tage sind meist ein Mix aus Leben und Rehabilitation. Meine Aufmerksamkeit unterwegs kann ich mittlerweile auch den Blumen, den Tieren und der Landschaft widmen, nicht nur der Bewegung. So wird das Leben wieder Schritt für Schritt ergangen. Besonders das Gehen ist lebenswert.

Meine Pilgertour war ein voller Erfolg und am liebsten würde ich es jeden Tag machen. Noch stehen aber viele andere Dinge an, die mir weiterhelfen sollen.


Im August 2016 kam ich aus dem Krankenhaus zurück, somit beginnt im August mein viertes Jahr der Rehabilitation. Die letzten Jahre wurden unter anderem zu einer Suche nach Neuorientierung und Standortbestimmung. Der Hirnabszess hat alles auf den Kopf gestellt, noch immer.

Ich hatte keine Vorstellung davon, wie es weitergehen kann. Vorher selbstverständliches, war plötzlich nicht mehr möglich. Ich musste und muss noch, mich auf neue Dingen einlassen und meinem Körper Vorrang vor allem geben. Schritt für Schritt kämpfe ich mich zurück in ein neues Leben, dass ich erst wieder lernen muss.

Rehabilitation nach Hirnabszess

Rehabilitation und wieder Leben lernen

Mein Gehirn bedarf sämtlicher Ressourcen die ich habe. Da haben Sorgen oder unnötige Gedanken nichts zu verloren. Manchmal schwer zu handeln. Nein zu sagen konnte ich schon früher schwer. Genau das, heißt es jetzt aber zu tun.

Krankheiten vom Gehirn ausgehend, sind sehr sensibel zu behandeln. Bevor nicht eine gewisse Stabilität eingekehrt ist, soll ich nach Möglichkeit Dinge von mir fernhalten, die mir nicht gut tun. Sie behindern mein Vorwärts kommen.

Es dauert jetzt drei Jahre und es ist nicht vorhersehbar, wie lange es noch dauern wird. Ich habe von anderen Fällen gehört, die nach 8 Jahren wieder ein einigermaßen normales Leben führen konnten. Ich kann nur Tag für Tag mein bestes geben und dranbleiben.

Mein Leben am Limit. Das vierte Jahr kann beginnen!


Vor genau drei Jahren kam ich nach fünf Monaten Aufenthalt im Krankenhaus nach Hause und meine Rehabilitation konnte beginnen. Diesen Tag werde ich nicht vergessen, denn er wurde einer der Emotionalsten seit dem Hirnabszess. Ich besuche die mächtigen Felsen beim Eingang zum Zigeunerloch und es wurde ein nachdenklicher Tag mit vielen Gedanken daran, wo ich heute stehe.

Ich habe jetzt drei Jahre hinter mir, in denen nichts blieb wie zuvor. Ich musste lernen, alles Stein für Stein neu aufzubauen. Weiter als bis zu den Grundmauern bin ich noch nicht gekommen. 

Klettern als Methapher

Es war eine der ersten Routen in Österreich, die im 10. Schwierigkeitsgrad lag. Imposant für mich, unter diesen Felswänden zu stehen. Ich wusste erst selbst nicht, warum es mich zum Zigeunerloch zog.

Erst als ich unter den gewaltigen, überhängenden Felsen stand, bekam ich eine Ahnung davon, was es mir zu sagen hat. Das Klettern in luftigen Höhen erfordert Mut und ist nur nach langem Training möglich. Es steht gleichbedeutend für mein Leben, für das ich Mut und Geduld brauche.

Mutig meinen Weg gehen, meine Komfortzone verlassen und mir zu Vertrauen, dass ich das Beste für mich finde und mache. Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert oder ob es wirklich besser wird. Daher nutze ich jede Gelegenheit, mit dem was mir zur Verfügung steht. Die Bewegung hat einen dabei sehr großen Stellenwert bekommen. 

Klettern im Zigeunerloch

Kletter als Therapie

Klettern als Therapie steht schon länger auf meiner Liste. Die Gelegenheit bietet sich mir aber nicht oft und immer nur in Form von künstlichen Wänden. Wann immer es geht, bin ich in Graz an der Mur. Es galt bisher mich daran zu gewöhnen, mich überhaupt in eine Wand zu trauen.

Man sieht es mir fast nicht an, aber mein größtes Manko ist die Kraft. Fitnessstudio, spezielles Krafttraining und diverse Übungen haben mir bisher nur wenig in Bezug auf den Umfang gebracht. Muskelstärke aufbauen ist ein neurologisches Problem und geht nur sehr langsam vor sich.

Aber das es langsam geht, heißt noch lange nicht, darauf zu verzichten, weil Augenscheinlich nichts weiter geht. Es muss was weitergehen, denn immerhin bin ich zum Jakobsweg gefahren. Ich fühle mich zwar noch Kraftlos, aber zumindest kann ich mich schon fortbewegen. Zwischen Gehen und Fortbewegen habe ich einen Unterschied. Zum Gehen fehlt das Automatische und die Leichtigkeit. Darum spreche ich noch so oft vom "Gehen lernen".

Klettern im Zigeunerloch

Mein Jahrestag im Zigeunerloch

Dieser Spazierweg war mein Feiern. Ich war glücklich, seit dem Hirnabszess schon so viel geschafft zu haben. Sicher, es kann immer mehr sein, allerdings darf ich nicht vergessen, was ich erlitten habe. Es hätte viel schlimmer ausgehen können.

Ich stieg noch ein bisschen an der Wand herum und mache mich dann auf den Weg neben der Mur. Ich genoss den Tag und hing meinem Gedanken nach, was ich in den drei Jahren erlebte.

Gehen neben der Mur

Pause an der Mur

Jeder Tag ist für mich ein neues Erleben und beginnt wie im Film: "Täglich grüßt das Murmeltier!". Zur Zeit gibt es immer noch keine Vergangenheit oder Zukunft und es hat keinen Einfluss darauf, wie es mir geht. Die Entscheidung, was ich mache oder was passieren soll, ist täglich neu.

In der Zwischenzeit habe ich aber gelernt, Schwerpunkte zu setzen, die aber über mehrere Wochen oder auch Monate führen können. Verbesserungen oder Veränderungen kann ich nicht in diesem Moment sehen, sondern kann sie nur über einen längeren Zeitraum erkennen.

Veränderung beginnt

Implodieren versus Explodieren

Ich habe an vielen Fronten zu arbeiten. Der Hirnabszess am Thalamus hat mein gesamtes Körpersystem durcheinander gebracht. Bücher über ähnliche Erlebnisse haben mir später sehr geholfen, mein Schicksal zu verarbeiten.

Allerdings hatten die meisten anderen Erlebnisse eines gemeinsam, fast alle sind durch Unfälle entstanden oder hatten eine Ursache von Außen. Einzig die Moderatorin Monica Lierhaus erlebte ähnliches. Ihr Buch hat mir viel Verständnis für die Folgen die ich erlitt gebracht. Hier ein Link zum Bericht und ein Auszug, wie es auch ich fühle:

"Etwas in mir ist damals gestorben, und etwas hat überlebt", schreibt Lierhaus. Sie sei, was ihre Fähigkeiten angeht, eine andere geworden. Aber der Kern sei geblieben. "Deshalb kann ich sagen, ich bin immer noch ich, auch wenn mir manches an diesem neuen Ich fremd ist. Vielleicht immer fremd bleiben wird."

Bericht über Monica Lierhaus von Solveig Bach/NTV

Bei mir war es ähnlich, ich explodierte von Innen. Wobei ich diese Implosion nicht so wahrgenommen habe. Ich war von einer auf die andere Stunde gezwungen, mich aufgrund von Schwindel hinzulegen.

Plötzlich auf Null gestellt

Es passierte nicht von Außen, durch einen Unfall oder ähnliches. Ich war plötzlich auf NULL gestellt, nichts funktionierte mehr, körperlich wie geistig. Ein eigenartiger Zustand bemächtigte sich meiner. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, in Lebensgefahr zu sein, anders als alle um mich herum. Meine Körperfunktionen wurden auf ein Minimum herunter gefahren, alle geistigen und in den folgenden Tagen auch immer mehr meine körperlichen. Alle Energie wurde für mein Überleben aufgewendet. Mein Überlebenskampf beginnt, der für mich keiner war.

Ich im Krankenhaus
...auf Null gestellt

Auf Vergangenheit und Zukunft konnte ich nicht reagieren und es war zunächst auch nicht wichtig. Mein Denken war stark beeinträchtigt und aufs Minimum reduziert. Mir selbst war das gar nicht bewusst. Alle Emotionen und Gefühle wurden ebenfalls ausgeschalten. Ein Grund, warum ich mit nichts belastet werden durfte. Ich lebte zwar, aber ich war zu schwach zum Sprechen oder denken, bald auch in der Bewegung.

Schädel MRT

Plötzlich geht gar nichts mehr

Es war anders als wie bei den meisten Unfällen. Bei mir ist neben dem Körperlichen eben auch das Geistige betroffen und das ohne offensichtlichen Grund. Das finden dieses Grundes oder der Ursache liegt aber im Geistigen. Das machte es mir besonders schwer, es mit etwas in Verbindung zu bringen. Ein Radsturz oder ein Kletterunfall zeigt oft einen Grund, wenngleich auch solche eine geistige Ursache haben. Diese heißt es zu erkennen.

Im Sport riskierte ich oft etwas oder war in teils schwere Stürze beim Radrennfahren verwickelt. Da war sofort klar, warum etwas passiert ist oder warum die Schwere einer Verletzung die Folge davon war. Das Geistige dahinter ist dann allerdings oft nicht mehr so klar. Dabei gibt das, was passiert, einen guten Hinweis darauf, was im Leben nicht passt. Deshalb war die Zeit, die ich im Sport verbrachte, mehr Bewusstseinsbildung, als das mir die Ergebnisse wichtig waren. Sogenannte Niederlagen waren oft mehr lehrreich als Siege.

Krankheiten oder Unfälle passieren nur, wenn über einen längeren Zeitraum Fehler gemacht werden. Diese Fehler zwingen einen wieder in die richtige Richtung und es beginnt Gesundung. Auf diese Fehler draufkommen und sie verändern zu können, ist das Ziel. Je nach Schwere kann es länger oder kürzer dauern. 

Therapie, das Leben beginnt

Postbeamter, Sportler, Filmer

Ich habe nach 14 Jahren, als Beamter bei der Post, meinen damaligen Beruf gekündigt, weil es nicht mehr meinem Leben entsprach. Im Sport konnte ich mich dann selbst verwirklichen. Es machte mir Freude und ich war in meinem Element. Nach dem Sport ging ich in die Wirtschaft, gründete eine Familie und gelangte in ein System, dass meiner Freiheit widersprach.

Ich versuchte zwar das Beste daraus zu machen, aber es sollte bis zum Hirnabszess dauern, bis ich Fehler im Denken erkannte. Das Hamsterrad hatte mich gefangen und ich fand keinen Ausweg daraus für mich. Obwohl ich es erkannte, hatte ich nicht die Kraft, darauf richtig zu reagieren. Es kam, wie es kommen musste.

Der Thalamusabszess, mein neues Leben beginnt

Dieses Abszess am Thalamus wurde eine besondere Lernerfahrung für mich. Das gesamte Leben von der Pieke auf neu zu lernen, ist eine Herausforderung. Es benötigt eine gesamte Neustrukturierung meines Lebens, aber auch meines Denkens. Step by Step oder Schritt für Schritt komme ich zurück ins Leben. Aber es dauert.

Alte Lebensstrukturen heißt es zu erkennen und umzuprogrammieren. Mein Denken lässt nur kleine Schritte zu, wie auch in der Bewegung. Erst wenn ich einen Schritt verinnerlicht habe, kann der nächste Schritt drankommen. Deshalb beginnt auch jeder Tag von neuem. Ich kann zwar auf wieder Erlerntes aufbauen, aber jeder Tag fängt für mich in der Früh von neuem an.

Es ist schwer zu erklären, weil mir noch immer so viele Wörter und Formulierungen fehlen. Es ist meine Arbeit, diese zu finden, um es in naher oder ferner Zukunft, immer besser erklären zu können. Ich kann es derzeit nur so, dass ich auf Gelerntes aufbauen kann, aber trotzdem für mich der Film: "...und täglich grüsst das Mumeltier!", gilt.

Tag für Tag neu

Da alles in so kleinen Schritten passiert, scheint jeder Tag aufs neue zu passieren. Die Fortschritte sind so gering, dass ich sie kaum bemerke. Mehr Struktur in meinen Tagesablauf zu bekommen, hilft mir sehr. Deshalb fühle ich mich am Jakobsweg so wohl. Seit ich alleine in einer Wohnung lebe, fehlt mir diese Struktur, weil ich mehr mit Überleben beschäftigt bin, als mit meiner Rehabilitation.

Am Camino lernte ich, einen Tagesablauf zu bewerkstelligen. Jeder Tag hat gewisse Anforderungen, die aber über einen längeren Zeitraum dieselben sind. Gehen, Essen und schlafen, nichts anderes ist dort wichtig. Aufs einfachste reduziert zu sein, tut mir sehr gut. Ablenkungen von zu Hause fallen weg und das Leben im Jetzt ist wichtig. Beinahe alles was mich belastet, fällt am Camino weg. Trotzdem therapiere ich, eigentlich unbemerkt. Der Weg ist das Ziel, wurde dort besonders bemerkbar.

Das Leben beginnt

So erlebe ich jeden Tag neu und versuche für mich das Maximum heraus zu holen. Das kann auch bedeuten, den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Das gehört für mich zum Training dazu. Viele sehen natürlich nur die Fotos, was ich alles mache. Das ist aber nur ein Ausschnitt von vielem. Es vermittelt den Eindruck, als ob ich dauernd aktiv bin. Das bin ich aber nicht und kann es gar nicht. Denn solange der Tag länger ist, als das meine Energie reicht, bin ich darauf angewiesen, auch öfter nichts zu tun.

Ein Leitsatz gilt für mich aber aber nach wie vor für mich:

"NEVER GIVE UP!"

oder

"Niemals aufgeben!"

Der Tag beginnt für mich jedesmal neu und am Ende des Tages kann ich beruhigt schlafen gehen, mit der Gewissheit, trotz des vielen Therapierens, niemals aufgegeben und mein bestes gegeben zu haben!


Pilgern ist mein neues Trailrunning, besser gesagt, mein "Trail-Gehen". Mein größter Wunsch war, wieder Gehen und Laufen zu können. Das mit dem Gehen habe ich mir mit jahrelangem Training erfüllt. Laufen muss noch warten.

Trailrunning ist immer noch nicht möglich. Dafür bin ich noch zu wenig stabil und es ist mir noch zu intensiv. Jeder Schritt beim Laufen bringt eine Erschütterung mit sich, die mein Körper noch nicht verträgt.

Pilgern als Reha

1. Reha - 2. Leben - 3. Pilgern

Aus diesen drei Faktoren besteht mein Leben. Bestimmend in meinem Leben ist noch immer der Punkt "Rehabilitation"

Meine Defizite sind noch zu groß, als das es anders wäre. Solange ich die Chance einer Verbesserung sehe, werde ich daran arbeiten. Ich akzeptiere meinen derzeitigen Zustand, aber ich nehme ihn nicht als gegeben hin. Nur darf es nicht ausschließlich Reha sein, ich soll trotzdem wieder Leben lernen.

Allerdings ist das jetzt mein Leben. Es wäre naiv, meinen derzeitigen Zustand nicht Annehmen zu wollen. Nur indem ich ihn annahm, konnte ich diese mittlerweile über dreijährige Phase überstehen. 

Camino del Norte, meine Reha Anstalt

Pilgern mit Behinderung

Das Pilgern nimmt einen wichtigen Stellenwert für mich ein. Es war im letzen Jahr mein erster Ausbruch aus der Welt der Rehabilitation, als ich zum Camino Frances fuhr.

Denn egal was ich bisher tat, die geringste Bewegung ließ mich besser werden und war Rehabilitation. Es war nicht leicht, aus diesem Gedanken zu kommen. Die Behinderung des Körpers, wie auch des Geistes war allgegenwärtig.

Beim Pilgern brauchte ich daran nicht denken. Denn viele andere Pilger hatten Bänder, Sehnen und Gelenksprobleme und wackelten entsprechend daher. Es gab kaum einen Unterschied.

Mit Geh-Behinderung am Camino

Pilgern ist auch Rehabilitation, aber unter dem Aspekt zu Leben

Es geschieht nebenbei und das unter "gewöhnlichen" Bedingungen. Pilgern mit Behinderung hat einen wichtigen Aspekt, nämlich wieder Leben zu lernen. Am Jakobsweg brauche ich mich nur um das zu kümmern, was anstand. Das ist ein großer Vorteil, gegenüber zu Hause. Dort bin ich zu sehr in das tägliche Überleben involviert.

Es ist im heimischen Zuhause nicht möglich, sich ganz und gar nur auf sich zu konzentrieren. Aber gerade das brauche ich.  Mein Gedächtnis ist ebenso betroffen, wie die Bewegung und lässt sich nur gleich langsam wie alles andere verbessern. Daher versuche ich, allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen oder besser gesagt, alles zu vermeiden, was mir keine Freude bereitet.

Daher tut mir das Pilgern so gut. Denn nur in einem Zustand der Freude ist Heilung möglich und am Camino bin ich immer unter einem Zustand der Freude. Selbst im starken Regen gehe ich pfeifend durch Gatsch und Wasser, vollkommen durchnässt. Diese Freude am Leben ist echt und sehr emotional. In solchen Momenten fühle ich mich gut aufgehoben und bringt mich gesundheitlich weiter, als Stunden in der Kraftkammer.

Pfeifend beim Pilgern

Pilgern und die Defizite

Am Camino denke ich nicht über meine Defizite oder über die Behinderung nach. Sie sind ein Teil von mir, wie der Weg, der Hunger oder der Durst. Natürlich sind sie da, aber sie sind nicht vorherrschend. 

Zu Hause gehe ich zur Therapie oder auf Reha. Ich werde dabei immer daran erinnert, dass ich behindert bin und Defizite habe. Es ist weitaus gefährlicher, weil ich immer wieder in die Stadt muss. Dieses dauernde Erinnern und darauf gestoßen zu werden, an meinen Defiziten zu arbeiten, ist oft nicht leicht. Am Camino kann ich leben und therapiere gleichzeitig, ohne das es mir auffällt.

Am Camino halte ich mich praktisch nur in der Natur auf. Die wenigen Großstädte durchquerte ich in einem Stück, meist am Sonntag, wo weniger los war. So wurde meine Aufmerksamkeit geschont und es blieb mehr Energie für den Rest. Gerade meine Hochsensibilität macht mir in den Städten zu schaffen.

Freude beim Pilgern und das ich überhaupt wieder gehen kann.

Bergauf, Bergab

Ich fühle mich wohl, wenn ich gehen kann. Mit entsprechenden kurzen Pausen dazwischen, kann ich schon weit gehen. Diese Pausen sind unter anderem meinen Sprunggelenken geschuldet. Das Ziel der mehrmonatigen Physiotherapie Anfang des Jahres war eine Stärkung dieser. Das war gelungen. Knöchelte ich am Anfang des Jahres noch öfter um, so kippte ich am Camino nur mehr einige Male um, ohne größere Auswirkungen.

Wichtig war die innere Stärkung und die erreicht man durch balancieren. Dazu war am Camino mehr als genug Gelegenheit. Das Gleichgewicht und die Muskulatur zu verstärken, heißt auch die Gehirnzellen auf Trab zu bringen.

Besonders bergab war es wichtig die Balance auf den Steinen zu halten. Allerdings konnte ich nicht springen. Trotzdem wurde der Körper aktiviert und arbeitete mehr als genug. Es geht mir gleich wie kleinen Kindern, die durch Herumtollen ihre Bewegung verbessern. Mein Körper ist steif, unbeweglich und die Geschmeidigkeit fehlt ihm. Daher tut das Abwärts Gehen auf den schmalen Pfaden sehr gut, weil ich ständig meinen Körper verdrehen muss.

Balancieren, Pilgern als Reha am Camino

Lieber durch den Wald, wie durch die Stadt

Der Wald ist mein Fitness-Studio. Durch den weichen und unebenen Boden wird meine Bein- und Rumpfmuskulatur gestärkt. Ich verwendete diese Woche zum ersten Mal eine Puls Uhr. Dabei bemerkte ich einen um fünf Schläge höheren Puls auf einer Schotterstrasse, als auf Asphalt.

Gerade der Küstennahe Regenwald brachte zusätzliche Wirkung. Da es doch oft regnete, war die Luft durchdrungen von den Düften des Waldes. Es war eine einzigartige Stimmung, die meine Fröhlichkeit förderte, froh darüber das alles erleben zu dürfen.

santiagoways.com/en/camino-de-santiago-routes/camino-del-norte/(öffnet in neuem Tab)

Diese Freude am Leben spiegelte sich in vielem wieder. Ich konnte plötzlich wieder pfeifen, was mir lange wegen der Halbseitenlähmung nicht gelang. Meine Zunge und Gesichtshälfte sind ja betroffen davon.

Dazu kann ich mich nicht einmal daran erinnern, während des Caminos nicht gut drauf gewesen zu sein. Der Jakobsweg war Balsam für meinen Körper, Geist und Seele.

Pilgern gehen

Das Pilgern wurde meine liebste Tätigkeit, die ich auch mit Handicap unternehmen kann.


Ich bin jetzt seit einer Woche vom Camino zurück. Für mich ist es immer sehr interessant, ob ich meine Wahrnehmung und Hochsensibilität verbessern konnte.

Dieser Hochsensibilität bin ich mir bewusst und arbeite seit zwei Jahren daran, sie in entsprechende Bahnen leiten zu können. Es ist EIN Grund, warum ich mich nur Schritt für Schritt in allen Dingen verbessern kann. Meinem Gehirn wurden sämtliche Filter genommen, seither treffen alle Reize ungefiltert auf mich ein.

Camino del Norte

Die Hochsensibilität

Seit drei Jahren trainiere und übe ich daran, sie zu verbessern. Der Schwindel, die Gleichgewichtsstörungen und die sich nur langsam aufbauende Muskelkraft sind das Eine. Dazu aber die Hochsensibilität, das alles zusammen macht ein normales Bewegen in der Stadt noch immer nicht leicht möglich.

Schon letztes Jahr am Camino France war es nicht leicht. Ich blieb in keiner Stadt, durchquerte jede und hielt mich quasi nur in der Natur oder den Herbergen auf. Kirchenbesuche musste ich auf ein Minimum beschränken und Menschenansammlungen vermied ich.

Am wohlsten fühlte ich mich, wenn ich alleine am Weg war. Die Natur stresste mich nicht und ich fühlte mich in ihrem Rhythmus wohl. Diese Feinfühligkeit und Hochsensibilität umfasst aber mehr als nur diese äußere Wahrnehmung. Doch dazu später noch mehr. Dieses "überfordert sein von Reizen" war zunächst vordergründig.

Hochsensibilität

6 Wochen am Camino del Norte

Ich war gespannt, ob sich an meinem Verhalten etwas geändert hatte. Viele Fragen tauchten im Vorfeld der Reise auf. Zusammengefasst behandelten alle das gleiche Thema:

"Wie wird meine Wahrnehmung diesmal sein?"

Dementsprechend vorsichtig ging ich alles an. Keine Energie durfte vergeudet werden. Irun, San Sebastian wurden durchquert und nicht als Zielpunkt genommen. Die Stadt strengt mich noch zu sehr an.

Auch später noch Bilbao oder Gijon. Ich durchschritt sie und schaute, wie in Gijon, dass ich am Sonntag durch gehen konnte. So wurden die langen Abschnitte durch die Industriezonen leichter, weil kaum Verkehr war. Das richtige Timing war wichtig.

Santiago de Compostela

In der dritte Woche begann sich was zu verändern. Ich konnte plötzlich öfter und wesentlich länger während dem Gehen auch die Gegend anschauen. Ich musste nicht immer auf den Boden blicken, wo ich hinsteige.

Ich wurde Aufnahmefähiger und das machte sich besonders bemerkbar in Santiago. Natürlich strengten mich die vielen Menschen noch an. Aber es war doch anders als im letzten Jahr. Ich besuchte sogar die Pilgermesse und holte mir die Compostela. Das wäre voriges Jahr noch undenkbar gewesen.

Vor der Kathedrale

Die andere Seite der Hochsensibilität

Es gibt aber noch die andere Seite der Hochsensibilität. Nicht die verstärkte Aufnahme von Reizen, die einen so schnell erschöpfen, sondern auch die Empfindsamkeit gegenüber auf Menschen, auf Beziehungen, auf Dinge und Situationen.

Besonders der Sinn für Ethik, Ganzheitlichkeit und Stimmigkeit kann bereichernd sein oder hindernd sein. Ich spüre leicht, ob etwas Unstimmig ist oder etwas nicht passt. Dem zu vertrauen ist aber nicht leicht. Ich kann oft ja nicht sagen, warum dem so ist.

Ich laube oft zu wissen, was andere brauchen oder denken und fühlen. Als Energetiker hatte ich das im Griff und es hat mir sehr geholfen. Jetzt aber gibt es überhaupt keine Filter mehr und diese Anzahl an Informationen überfordert meinen Geist. Ich konnte ihm nicht mehr vertrauen, ob der vielen Informationen. Ich wusste nicht wohin damit und wie ich relevante von nicht wichtigem trennen sollte.

Wahrnehmung einmal anders

Besonders schwierig wird es, wenn ich es kommunizieren möchte. Durch meinen verminderten Wortschatz fehlen mir die Wörter um es entsprechend zu kommunizieren und ich musste oft schmerzlich erfahren, wie ich missverstanden wurde.

Ob ich möchte oder nicht, meine Beobachtungsgabe hat sich verändert. Ich achte vermehrt auf Kleinigkeiten und ziehe sie in mein Gesamtbild ein. Das passiert oft unbewusst und hat scheint oft übersinnlich zu sein. Das passt natürlich oft nicht in unsere Gesellschaft, man hat es nicht leicht.

Camino de Norte

Die Intuition

Der Intuition zu vertrauen, habe ich zu lernen. Überhaupt diese gesteigerte Wahrnehmung in Leben zu integrieren. Der Camino war ideal dafür. Hier lerne ich wieder darauf zu vertrauen. Meine Wahrnehmung konnte ich bisher nur ausschalten oder zu 100% einschalten.

Erst am Camino lernte ich wieder, diese zu steuern. Es war erst ein Anfang, aber ich bin froh diesen Schritt geschafft zu haben. Auch hier gilt, Schritt für Schritt. Der Anfang ist gemacht und darauf kann ich aufbauen. Es wird seine Zeit brauchen, bis ich es wieder voll im Griff habe.

Hochsensibel sein hat auch Vorteile

Es gibt viele Beispiele für den Einsatz dafür. Zuerst heißt es aber, damit umgehen zu lernen. Es ist keine übersinnliche Fähigkeit, im Gegenteil. Man bekommt nur mehr Zugriff auf mehr Informationen, die jeder hat. Und da kommt wieder das Vertrauen ins Spiel. Zu unterscheiden zwischen Glaubenssätzen, Vorurteilen und Prägungen gegenüber dem intuitiven Erfassen von Situationen und deren Einschätzung ist die Herausforderung.

Denn es gibt immer mehrere Wahrheiten. Das oftmals schwierige ist es, diese in ihrer Gesamtheit anzuerkennen und dem zu vertrauen.


Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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