Wie schon der Hirnabszess ein Ende und Anfang war, so hat auch meine Rehabilitation ein Ende gefunden, der zugleich einen Anfang darstellt.
Corona hat meine Strategie der Genesung über den Haufen geworfen und eine völlig neue Richtung benötigt. Langsam formt sich dieser neue Anfang heraus und wird für mich greifbarer. Mein Gehirn braucht noch immer Zeit, um Neues zu verstehen.
Die einschneidendsten Änderungen gab es beim Pilgern. Das hat einerseits mit dem Reisen zu tun, andererseits mit den umfangreichen Verhaltensmaßnahmen und Beschränkungen wegen Covid-19.
Pilgern als Therapie, wie noch bis Februar dieses Jahres von mir angewendet, ist so nicht mehr möglich. Wenn ich an die letzten Jahre denke, 2018 bin ich meinen ersten Camino in Spanien gegangen, habe ich mich am Jakobsweg am meisten weiter entwickeln können.
Körperlich wie geistig habe ich zu Hause nur Ansatzweise etwas finden können, was dem gleichgestellt ist.

Mein Camino Frances im Winter bedeutete im Nachhinein das Ende eines Weges, der mir einen großen Auftrieb gab. Er bedeutet aber auch einen neuen Anfang, von dem ich noch nicht genau weiß, wie er ausschauen soll.
Gehen und Pilgern wird auch in Zukunft ein Teil meiner Rehabilitation bleiben, in welcher Form auch immer. Ich bin dankbar, den Camino noch in seiner alten Form kennengelernt zu haben. Andererseits hat der Jakobsweg schon hunderte Jahre und zahlreiche Kriege überlebt. Er wird also auch weiterhin bestehen bleiben.
So wie jeder Camino bisher, war auch dieser Wintercamino für mich ein besonderer. Ich war so glücklich darüber, wieder Gehen zu können und dieses Gefühl in mir, bewahre ich jetzt noch auf.

Diese Grafiken stellte https://jakobsweg-lebensweg.de zur Verfügung. Sie zeigt die Entwicklung des Jakobsweges in Spanien.
Waren 2018 und 19 noch jeweils über 2000 Österreicher unterwegs, so sind es 2020 nur 31 im gesamten Jahr (offiziell) gewesen.
Das sind die offiziellen Pilgerzahlen, die sich auch im Pilger-Büro in Santiago registrieren haben lassen. 2018 war ich zum Beispiel noch nicht in der Verfassung, mich so lange anzustellen und habe auf die Compostela verzichtet. So ist auch mancher unterwegs, der sich nicht registrieren lässt.
Waren 2018 noch 96.000 Tausend am gesamten Camino Frances unterwegs, so waren es in diesem Jahr nur 14.000 Tausend.
Nun, ich denke, dass weiß niemand wirklich. Meine Rehabilitation fußt auf dem bisher Gelernten und beschränkt sich darauf, es auszubauen. Besonders das therapeutische Tanzen gab mir wichtige Impulse, vieles besser in mein Leben besser zu verstehen, integrieren und zu verbessern.
Das Gehen werde ich auf Österreich beschränken, aber das Pilgern sehr wohl beibehalten. Dafür werde ich hoffentlich das Zelten besser in den Griff bekommen, denn in Österreich ist es nur mit Zelt für mich machbar. Mir schwebt bereits ein Projekt vor, welches ich hoffentlich umsetzen kann.
Einen wichtigen Teil wird auch das bessere Formulieren einnehmen. Ich schreibe noch immer am Buch und habe vor, einen kleinen Vortrag über das Pilgern und wie es mir geholfen hat, aufzubereiten. Über YouTube werde ich ihn verteilen, es wird aber noch eine Zeitlang dauern, denn ich bin noch nicht so weit.

Anfang und Ende, es begleitet mich seit dem Hirnabszess auf besondere Weise. Oft gehe ich in den Wald und starre nur ins Narrenkastl. Ich vertraue dann darauf, dass alles so kommt, wie es zu meinem besten ist. Denn das Denken ist meine Herausforderung, besonders wenn es um das Gestalten geht.
So ist für mich seit Jahren jeder Tag ein neuer Anfang und eine besondere Herausforderung, besonders wenn ich etwas erschaffen möchte. Mir genug Zeit, Ruhe und Geduld zu geben, das habe ich mittlerweile gelernt.
"Ach, ich bin gelaufen, gelaufen und hingefallen, wieder aufgestanden, umgeworfen, wieder aufgesammelt, bis ich da angekommen bin, wo mein Ziel anfängt."
Fanny Gräfin zu Reventlow
Die Tage sind voll davon - mit Training. Training und Üben, um besser zu werden. Aber wie viel besser, ist genug?
"Besser" ist ein relativer Begriff. Ich habe zwar das Himmel und Hölle Spiel, aber es zeigt mir nur, wo ich aktuell stehe. Es sagt mir nicht, wo ich im Training stehe oder wie weit ich wirklich bin. Seit dem Beginn der Corona-Krise bin ich nicht weiter gekommen.

Seit März dieses Jahres spüre ich Stillstand in mir. Mein größter Erfolg dieses Jahr war es, mit dem Radfahren begonnen zu haben. Trotzdem spüre ich Stillstand in mir.
Allerdings ist es wenigstens Stillstand und kein wirklicher Rückschritt. Woran soll ich aber Rückschritt messen? An meiner Kilometer Leistung, die ich imstande bin zu gehen? An meinen Übungen mit dem Computer, die mir zeigen, ob ich eine bessere Reaktion habe?
So gesehen habe ich seit März einen Rückschritt, keinen Stillstand.

Es ist eigentlich seit Monaten ein über die Runden kommen. Ich konzentrierte mich darauf, meine Gehfähigkeit zu verbessern und das therapeutische Tanzen.
Einige Aha-Effekte hatte ich und konnte sehr viel lernen. Die Eigen-Wahrnehmung spielt eine große Rolle und ich konnte an Dingen arbeiten, die mir so nicht bekannt waren. Propriozeption und Wahrnehmen, das waren die Sachen, an denen ich die meiste Zeit arbeitete und sogar mit großem Erfolg.
Körperlich baute ich aber immer mehr ab. Mir fehlt das viele Gehen, vor allem im Pilger-Modus. Zu Hause ist das fast nicht möglich.
Seit dem Lockdown und dem Winter ist alles schwerer geworden. An die Stelle der Leichtigkeit, an der ich arbeitete, ist wieder die Schwere getreten.
Das darf mich aber nicht irritieren. Der Winter war, seit dem Hirnabszess, schon immer mein Sorgenkind. Trotzdem hoffe ich jedes Mal darauf, dass ich diesen Winter besser vertrage. Letzten Winter war ich am Camino Frances und hatte die Hoffnung, in diesem Jahr einen entscheidenden Schritt nach vorne zu machen.
Stattdessen ging der erwartete Schritt nach vorne, ein Stück nach hinten. Den ganzen Sommer machte ich Schadensbeschränkung. Der eine oder andere Erfolg war da, wie das Radfahren. Trotzdem hatte ich mit den veränderten Bedingungen zu kämpfen. Der Winter und der Lockdown gaben mir den Rest.

Trotz allem bleibe ich optimistisch, mit dieser Zeit umgehen zu lernen. Es ist eben ein anderes Lernen, als noch vor einem Jahr. Meine größte Herausforderung ist es, mein Gehirn noch besser in Schuss zu bringen, um diese Veränderung auch verstehen zu können.
Denn im Moment reagiere ich bloß auf alles, so gut ich kann. Wirklich verstehen tue ich es noch immer nicht. Ich trainiere und übe für etwas, was bis Anfang des Jahres mein Leben ausmachte. Es ist gar nicht so sehr das Pilgern, mehr noch trifft mich das "Leben lernen", das ich im Frühjahr als Auftrag in der Ergo-Therapie bekam.
In gewisser Hinsicht bin ich wieder zurück an den Anfang gefallen, wo damals schon soziale Isolation und Rückzug mein Alltag war. Ich kann nur von Glück sprechen, dass ich am Rand eines Waldes wohne. Ohne einen Wald, womöglich in der Stadt, hätte ich mich weit schwerer getan, diese Zeit zu überstehen.
Ein beliebtes Training von mir, ist das Müll sammeln. Einmal die Woche gehe ich nach Gratwein einkaufen und sammle auf dem Weg den Müll ein. Jedes Mal kommen ein bis drei Sackerl zusammen und das Woche für Woche.
Beinahe an denselben Stellen finde ich Dosen, Zigarettenschachteln und Plastikabfall. Würde ich es seit März nicht jede Woche aufheben, würden Mengen von Müll am Weg liegen. Ich mache es aus Eigennutz, denn es tut mir in der Seele weh, entlang des Weges so viel Abfall zu sehen.
Außerdem schule ich meine Wahrnehmung und Beweglichkeit durch das hinunterbeugen und Greifen. Fast täglich sammle ich Dosen und Plastik bei meinen Spaziergängen im Wald ein.


Mein Gymnastik-, Kraft- und Stretching Training mache ich seit März im Home-Office und nicht mehr im Fitness-Studio. Das Training mit Gewichten fehlt mir und ich muss gut improvisieren, um es auszugleichen.


Muss es das? Ich hatte dieses Jahr erstmals einen Stillstand, obwohl ich mich in gewisser Hinsicht verbessert habe. Diese Verbesserung ist aber so subtil, dass ich sie fast nicht merke und durch wirkliche Verschlechterung aufgehoben wird.
Der große Durchbruch ist ausgeblieben, nach dem es im Frühjahr ausschaute. Stattdessen nahm unser aller Leben eine unerwartete Wendung. Durch Corona merkte ich umso mehr, wie groß meine Defizite und Handicaps sind. Trotz aller Schwierigkeiten ist mir aber eines geblieben:
"Never give up!"
Letztens habe ich einen Beitrag über die Propriozeption geschrieben. Dazu gehört auch das Training im Balance-Park. Ich habe noch verschiedene Schwierigkeiten beim Wahrnehmen, besonders wenn ich nicht auf meine Füße schaue.
Im Balance-Park übe ich seit etwa 2 Jahren und er stellt einen wichtigen Baustein in der Rehabilitation dar. Gleich neben der Reha-Anstalt wurde die Anlage im Park erstellt. Für mich ein großes Glück, den eine solche Anlage kam mir wie gerufen.

Der Balance-Park ist seit rund 2 Jahren eine ständige Einrichtung, die ich gerne nutze. Meine Motorik wird geschult und besonders die Kräftigung der Fußgelenke kann ich hier trainieren. Die Propriozeption bekam mit der Zeit eine immer wichtigere Bedeutung.


Die Geräte bestehen aus Holz und stehen in einer weiträumigen Parkanlage, inmitten von Bäumen, jedem zur Verfügung. Selbst jetzt im Winter nutze ich die Anlage, zumindest wenn es nicht regnet oder Schnee liegt. Denn das Holz wird bei Nässe schnell glatt und rutschig.
Das Gehen über die Hölzer ist schon lange mein Training. In letzter Zeit achte ich vermehrt darauf, nicht auf meine Füße zu sehen. Das hat den Grund, dass ich eigentlich meine Füße sehen muss, um die Bewegung im Gehirn anzusteuern. Sobald es schwierigeres Terrain gibt, muss ich die Füße sehen, sonst stolpere ich unbeholfen dahin.
Das ist ein Ergebnis der fehlenden Propriozeption. Erst seit ich einigermaßen sicher balancieren kann, ist mir das vermehrt aufgefallen. Aus diesem Grund versuche ich nach vorne zu schauen und nicht nach unten. Eine besondere Konzentration ist notwendig, um balancieren zu können. Ich möchte lernen, meinen Füßen vertrauen zu können, auch wenn ich sie nicht sehe.
Mit dieser Übung hat wahrscheinlich ein Großteil der Menschen ihr Problem, aber sie brauchen auch nicht zu gehen lernen, bzw. ihr Automatismus funktioniert. Ich übe es jetzt schon eine Weile und die Fortschritte sind gering, aber langsam erkennbar. Es fühlt sich komisch an, wenn ich die Füße nicht sehe und kaum ein Gefühl dafür habe, wie und wo ich den Fuß aufsetze.



Je nachdem wie ich mich fühle, versuche ich geradeaus und nach vorne zu schauen und nicht nach unten, um meine Füße zu beobachten. Es gibt Tage, da funktioniert es besser oder schlechter. Ich habe einfach noch nicht das Vertrauen, dass ich es ohne schaffe. Oder anders gesagt: "Ich kann mich nicht im Raum zurechtfinden!"

Trotzdem muss ich sagen, ich habe schon viel erreicht zumindest was ebenen Boden anbelangt. Musste ich am ersten Camino noch stehenbleiben, um zu schauen, so war dieses Jahr am Camino vieles einfacher. Auch während des Gehens, konnte ich, zumindest auf guter Straße, die Gegend um mich wahrnehmen.
Das war ein riesiger Lebensqualitätsgewinn, denn ich konnte viel öfter mit erhobenen Kopf gehen. Seither habe ich weniger Schmerzen im Genick, durchs runterschauen. Das ist nicht zuletzt auf das intensive Training im Balance-Park zurückzuführen.
Dieses Nach vorne schauen hat auch Auswirkungen auf mein mentales Gleichgewicht. Langsam kann ich auch beginnen, nach vorne, in die Zukunft zu schauen.

Ich bin zwar noch nicht dort, wo ich sein möchte, aber ich bin auf dem Weg!
Propriozeption, was für ein schwieriges Wort! Eigentlich vermeide ich es, denn es kommt eigentlich nie richtig aus meinem Mund. Dabei beschreibt es, womit ich am meisten zu kämpfen habe. Ohne es, wäre keine körperliche Bewegung möglich.
Die Propriozeption ermöglicht dem Hirn, ständig zu erkennen, wo sich jeder Teil des Körpers gerade befindet, aber auch wie er sich bewegt. Es handelt sich um eine Eigenempfindung, also keine Wahrnehmung über Reize von Außen, sondern der Körper ist sich über die Lage der Gliedmaßen rein über innere Sensoren bewusst.
Dieser 6. Sinn wird für jede körperliche Bewegung gebraucht und interagiert mit allen anderen Sinnen. Dadurch ist es möglich, sich neben einer Tätigkeit auch zu unterhalten. Diese Propriozeption funktioniert normalerweise automatisch, bei mir allerdings leider nicht mehr. Ich habe jegliche Automatisation verloren.
Deshalb spreche ich auch nach über vier Jahren noch vom Gehen lernen. Am Anfang musste ich die Gliedmaße sehen, um sie ausführen zu können, wie zum Beispiel die Beine fürs Gehen. Sah ich sie nicht, kam ich ins Stolpern. Es ist wie Schreibmaschine schreiben lernen. Am Anfang muss man jede einzelne Taste sehen, um sie zu drücken. Später braucht man fast nicht mehr hinschauen, es wird automatisiert.
Ein gutes Beispiel ist auch Blindheit oder schlechtes Sehen. Wir können die Augen schließen und verstehen, wie sich diese Menschen verhalten und wie sich dieses Defizit anfühlt. Die Propriozeption ist aber eine innere Empfindung, die kaum zu verstehen ist und nachgestellt werden kann.
Diese Doku auf Arte beschreibt vieles davon, wie es mir geht und brachte mir neue Erkenntnisse.
Durch viel Training kann ich mich wieder einigermaßen bewegen. Auf ebenen Asphalt kann ich mich fast "automatisch" fortbewegen. Aber auch dort können mich Unebenheiten ins Schleudern bringen. Aktuell versuche ich es auch unter schwierigen Bedingungen, mich bergauf zu unterhalten. So schule ich immer und immer wieder meine Automatik.
Ich mache deswegen soviel "Sport", weil ich als ehemaliger Leistungssportler durch mein jahrelanges koordinatives Training die Nerven sehr gut trainiert habe. In Radquerfeldeinrennen habe ich auf technischen Kursen immer gut abgeschnitten, hingegen wenn es um die Kraft ging, fuhr ich hinterher. Auch das Trailrunning hat mir sehr geholfen, jetzt vor allem das immer wieder in Gedanken vorstellbare. Neueste Erkenntnisse messen dem eine große Bedeutung bei, die Propriozeption in Gedanken zu üben.

Übungen auf instabilen Untergründen, wie der Schaumstoffmatte oder auf dem Wackel-Board bilden den Standard. Jeden Tag in der Früh auf das Wackelbrett, ist auch heute noch Pflicht. Reaktionsmechanismen werden dadurch abgespeichert und hoffentlich wieder antrainiert.

Bei Spitzensportlern schaut die Bewegung oft mühelos aus, weil ihre Bewegungsabläufe hocheffizient sind. Das ist auch mein Ziel, was aber oft noch nicht gelingt. Deswegen ist es mir viel Wert gewesen, die Technik des Gehens möglichst gut zu verstehen und zu lernen.
Meine Psychologin auf der Reha erkannte nach einigen Sitzungen, dass ich zwar wie viele andere auch, bei null gestartet bin, mich aber aufgrund meiner Vergangenheit auf einem wesentlich höheren Niveau befand. Meine Zeit im Sport kam mir jetzt zugute.
Wenn es doch nur so einfach wäre, einfach Gehen zu lernen. Dazu gehört weitaus mehr. Viele verschiedenste Bewegungsvarianten gehören dazu und machen mein Training abwechslungsreich. Es geht ja nicht nur um das Gehen, sondern auch das Greifen.
Mein erster Frisbee-Wurf ging genau zwei Meter weit. Ich hatte kein Gefühl für das werfen. Gleich geht es mir mit dem hineinwerfen in einen Mistkübel. Nur durch jahrelanges Training ist es mittlerweile besser geworden.
So gehört dazu:





Nach viereinhalb Jahren kann ich sagen, zum Glück habe ich nicht aufgegeben. Ich habe seit 2016 rund 17.000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Nur dadurch war es mir möglich, mich wieder einigermaßen zu bewegen und Vertrauen in mich zurückzugewinnen.

Besonders der aufrechten Haltung widme ich viel Aufmerksamkeit. Es kann Ausdruck von innerer Stärke und Sicherheit sein. Auf meinem ersten Camino hat mich in den ersten Tage kaum wer angesprochen, weil ich mit gesenktem Kopf unterwegs war und die Mit-Pilger dachten, ich wollte meine Ruhe. Dabei habe ich nur meine Füße beobachtet, um Gehen zu können. Meine Aufmerksamkeit war so vertieft in den Bewegungsablauf, dass ich für anderes nichts übrig hatte.

Eine meiner größten Fortschritte machte ich beim therapeutischen Tanzen, wo es ja um die Eigenempfindung geht. Das vergangene Jahr war nicht unbedingt leicht, denn neue Trainingskonzepte mussten her. An Therapien blieb nur das therapeutische Tanzen, daher konzentrierte ich mich in erster Linie darauf.
Besonders die Leichtigkeit steht im Mittelpunkt. Leichter durchs Leben zu gehen, war mein Ziel von Anfang an. Eine gestörte Propriozeption macht sich auch unter anderem darin bemerkbar, dass sich der Körper schwer anfühlt. Die ersten Jahre war alleine das Aufstehen vom Sitzen ein Kraftakt, der mich ans Limit brachte.



Jeder Schritt entgegen der Schwerkraft erfordert Überwindung, so ist es auch beim Tanzen. Langsam wird es besser, dieses Besser werden aber immer in meiner Geschwindigkeit und oft ist damit gemeint, dass ich besser damit klar komme. Hat mein Tagesablauf mit der Zeit als Leistungssportler viel gemein, so gilt das nicht für den Fortschritt. Ich musste neue Maßstäbe anwenden lernen und akzeptieren.
Das Tanzen tat unheimlich gut, mit den Körperwahrnehmungsübungen. Ein wichtiger Teil ist es, die Kontrolle zu verlieren. Mein ganzes Gehen ist aber auf Kontrolle aufgebaut, daher war es besonders bis in den Herbst hinein, nicht leicht zu erkennen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich musste Kontrolle aufgeben, um Leichtigkeit zu finden. Eine Kontrolle, die mir das Gehen bisher ermöglichte.
Auch wenn man es von außen nicht sieht, innerlich ist mein Gehen Roboterhaft und sehr kontrolliert. Mehr Leichtigkeit ist daher ein Ziel, dass ich über die Körperwahrnehmung beim therapeutischen Tanzen erreichen möchte.
Die andere Seite ist das Denken und Sprechen. Zwischen wenig und gar nicht sind da die Fortschritte. Besonders beim Pilgern konnte ich die Propriozeption in Verbindung mit dem Sprechen sehr gut üben. Ich tue mich schwer, jetzt im Lockdown und der Corona-Krise, denn der soziale Abstand setzt mir zu und verzögert mein Vorwärtskommen, abseits der Bewegung.
Besonders das Pilgern war die beste Möglichkeit, Bewegung, Denken und Sprechen zu fördern. Wie immer, mache ich aber das beste daraus und widme mich derzeit ganz der Verbesserung der Propriozeption und versuche in spielerischer Form Verbesserung zu erreichen.

Die Bewegung ist aber eben nur eines, auch in Zukunft muss ich immer genau abwägen, was ich machen darf und kann.
Es bleibt spannend, wie ich in Zukunft Rehabilitation, Corona und das Leben unter einen Hut bekomme. Zu tun ist genug!
Corona, mit dem Lockdown, hat mein Leben dieses Jahr wieder einmal völlig auf den Kopf gestellt. Jetzt zum dritten Mal, seit dem Hirnabszess vor viereinhalb Jahren. Manchmal möchte ich von nichts mehr hören, denn immer wieder neu beginnen zu lernen, wird mir manchmal zu viel.
Dann ziehe ich mich gerne in meine Gedankenwelt zurück, denn ich denke dann gerne an den Camino zurück, wo ich auf die Basics des Lebens reduziert war. Nämlich Gehen, Essen und Schlafen. Dieses Gefühl versuche ich dann auf das Jetzt zu übertragen.
Zu Hause wird mein Gehirn, mit den vielen kleinen Dingen des Alltags überfordert und ich kann nur einen begrenzten Teil der Therapie und Rehabilitation widmen. Dadurch komme ich auch langsamer vorwärts. Der Alltag zu Hause ist meine Therapie. So versuche ich einen Mittelweg zu finden und in allem was ich mache, nicht unbedingt Therapie zu sehen.
Nach mittlerweile rund 7 Monaten Corona-Krise, kann ich ungefähr abschätzen, dass ich rund 30 bis 40 Prozent meiner Kondition und meines Denkens vom Februar am Camino verloren habe. Das meiste fiel unter Schadensbegrenzung, außer einiger Ausnahmen wie das Tanzen oder Radfahren, wo ich mir die Erfolge verschaffte, die ich brauche, um motiviert zu bleiben. Wichtig wurde einfach das DRANBLEIBEN.

„Auf eingefahrenen Gleisen kommt man an kein neues Ziel.“
Paul Mommertz
Die ersten zwei Jahre lernte ich die Basics des Gehens. Im Jahr 2018 wurde dann Pilgern mein Ziel. Eigentlich wollte ich über die kurz zuvor vollzogene Trennung hinwegkommen, aber ich durfte schnell erkennen, dass der Camino mir so viel mehr zu bieten hatte. Bei meinem zweiten Camino, dem Camino Norte, konnte ich einen ersten Schritt zurück ins Leben vollziehen, dank meiner Mit-Pilger.
Der Camino ist eine besondere Herausforderung für Körper, Geist und Seele und ich konnte einzigartig unter lebensnahen Bedingungen trainieren. Obwohl ich alles neu lernen musste, fiel es mir nie als Therapie auf. Egal ob Denken, Sprechen oder die Bewegung. Der Jakobsweg hat seine eigene Magie.

Dieser Spruch hat seine Bedeutung. Auch für mich begann der WEG erst zu Hause. Besonders eine Frage stellte sich für mich, wie kann ich das dort gelernte zu Hause für mich umsetzen? Diese Frage bekam eine neue Wichtigkeit, als kurz nach meiner Rückkehr heuer vom Camino Frances, der Lockdown wegen Corona geschah. Pilgern wurde für mich unmöglich und eine neue Strategie war notwendig, wie ich mit dieser Situation umgehen kann.
Eines wurde im Verlauf der Monate schnell klar. Das von meiner Ergo-Therapeutin im April 2019 initiierte "wieder Leben lernen", war in dieser Form für mich plötzlich nicht mehr machbar, es wurde unmöglich. Social Distancing, der Fluch, der seit Beginn meiner Rehabilitation auf mir lastete, machte meine ganzen Bemühungen im Jahr 2019 zunichte, wieder das Leben zu erfahren.
Dieses sozial Abstand halten war das Ende meines Anfangs. Mein Gehirn kam mit der Situation nicht zu Recht und schaltete in einen Überlebensmodus. Ich begann mich wieder auf die Rehabilitation zu konzentrieren, die ich in Eigenregie durchführen konnte. Ab Juni kam wieder das therapeutische Tanzen dazu und ich begann mit dem Radfahren.
Die ersten Wochen zählte ich die Meter, die ich jedes Mal mehr zurück legen konnte. Nach zwei Monaten konnte ich schon eine halbe Stunde fahren. Langsam erreichte ich immer mehr innere Stabilität.
Anfangs litt das Gehen darunter. Das nahm ich aber in Kauf, da die Vorteile des Radfahrens überwogen. Meine Reaktion verbesserte sich, dadurch konnte ich zum Beispiel leichter die Straße überqueren. Erfolge, die mir gut getan haben.
Leider ist es aktuell zu kalt fürs Radfahren und ich habe wieder das Gehen forciert. Im Moment ist es wichtig, dass ich genug mache, um mit einer möglichst guten Kondition in den Winter zu kommen.

Es war von Anfang an so fest in meinem Kopf, dass ich alles tun wollte, um es wiederzuerlangen. Allerdings kam im Sommer 2019, nach dem Camino del Norte, heraus, dass ich an Muskelschwäche litt. Davor waren die Krankheit mit den Folgen des Hirnabszesses zu mächtig und verschleierten andere Probleme.
Die fünf Monate andauernde intravenöse Antibiotika Gabe im Krankenhaus, waren Gift für die Nerven und Muskeln. Dieser Schleier der Krankheit musste erst einmal abfallen. Übrig blieb eine Propriozeption, die in Verbindung mit der Muskelschwäche besonderes schwierig zu Verbessern ist.
Das Gehen lernen, bzw. der Umgang mit den Defiziten, wurde immer mehr zur Herausforderung. Das konnte man im Außen nicht sehen oder verstehen, hatte ich doch mit dem Camino Frances und dem Norte doch schon zwei der großen Caminos begangen. Ich lernte dort zwar besser gehen, aber noch mehr, besser damit umzugehen. Das erleichterte natürlich vieles, aber Ziel ist heute noch immer, Gehen zu lernen und nicht nur, besser damit umzugehen.
Mit dem Beginn der Corona-Krise war alles vorangegangene für mich vorbei. Pilgern, mich an die Stadt und Menschen zu gewöhnen und meinen körperlichen Zustand zu verbessern. Was sollte jetzt neues her? Fast alle Therapien wurden ausgesetzt, nur das therapeutische Tanzen wurde so lange wie möglich beibehalten. Dieser Input half mir sehr über diese Zeit und ich bin meiner Therapeutin sehr dankbar für alles, was ich dort erfahren durfte.
Überhaupt bildet das therapeutische Tanzen die Grundlage für all mein Training in der Corona Zeit und bis heute.

Pilgern wurde für den Rest des Jahres für mich unmöglich. Meine mühsam über die Jahre erarbeitete Grundlage konnte ich daher nicht behalten. Mein Gehirn braucht lange, um diese Vorgänge zu verstehen und neue Routinen zu lernen, die mir helfen.
Um mich nicht zu überfordern, habe ich beschlossen, bisher vertrautes zu übernehmen, nämlich die Rehabilitation. Das "Leben zu lernen", wie es mir meine Ergo-Therapeutin voriges Jahr empfohlen hatte, fällt damit nach wie vor ins Wasser.
Was mir hilft, sind Wanderungen und Spaziergänge in der Natur. Ich bin in den letzten Monaten beinahe die meisten der Wanderwege und Gipfel rund um mein Zuhause gegangen.


Der Rundweg Gratkorn ist einer dieser Wege, wo ich verschiedene Aspekte des therapeutischen Tanzen oder andere Übungen trainiere. Dabei versuche ich es nicht unter dem Aspekt der Therapie zu sehen, sondern wie am Jakobsweg, mit Spass und Freude den Alltag zu erleben.
Eines ist das Sammeln von Müll. Dosen und Plastik liegen überall herum. Je nachdem wie viel herumliegt, wende ich zwischen 20 und 45 Minuten dafür auf. Länger geht noch nicht, denn es hängt davon ab, wie oft ich mich niederbücken muss. Etwa 50 Mal geht, dann ist genug Kraft verbraucht und ich muss es beenden.
Wenn ich eine Dose vom Boden aufhebe, dann ist mir danach beim Aufstehen schwindlig. Es ist ein gutes Training, um mich daran zu gewöhnen. Begonnen habe ich es am Camino del Norte und führe es jetzt zu Hause mehrmals die Woche weiter. Es ist gleichzeitig ein Koordinations-, ein Kraft- und ein Feinmotoriktraining und ich kann gleichzeitig damit etwas Gutes tun. Vielleicht wäre es auch für den ein oder anderen eine Tätigkeit, sich körperlich im Lockdown zu betätigen.

Es war eine gute Entscheidung, praktisch nur mehr in die Natur zu gehen. Ich merke zwar, dass ich merkbar sensibler gegenüber Menschen und der Stadt geworden bin, aber dafür hat sich meine Wahrnehmung verbessert, seit ich täglich in den Wald gehe und nicht mehr in die Stadt.

Mein Kino ist jetzt der Wald und die Natur um mich herum. Ich könnte es mir nicht vorstellen in der Stadt zu wohnen. Der Wald hilft mir so sehr, jetzt weiß ich endlich, wieso ich schon als kleiner Junge gerne tief im Wald, in einer Blockhütte, in Kanada leben wollte.
So versuche ich im Lockdown und der Corona-Krise das Beste aus der Situation zu machen und die nächsten Wochen werde ich versuchen, mich weiter zu stabilisieren. Schön wäre es trotzdem, wenn es wieder mehr "Leben lernen" gäbe. Aber, das es nicht so ist, daran muss ich mich wohl oder übel gewöhnen.
Daher bleibt die Natur auch weiterhin mein größtes Rehazentrum der Welt!
Als Aufstieg wählten wir die Nordseite, denn von hier führt der kürzeste Anstieg zum Gipfelplateau. Seit Corona im März begonnen hat, verspüre ich ein langsames Nachlassen meiner Kondition und Resilience. Ich kann den damaligen Stand nicht halten und habe sukzessive über die Monate abgebaut. Nicht Pilgern gehen können, hat das seine dazu beigetragen.
Der Schöckl war das zweite Mal seit dem Hirnabszess mein Ziel. Wie schon beim ersten Mal, hatte mein Freund Bernd die Idee dazu und ich war natürlich gerne dabei. Mit meinem Sohn Noah stiefelten wir hoch.

Meine Beziehung zum Schöckl ist eine besondere. Zum ersten ist es mein Hausberg seit Kindesalter und zum Anderen ist es mein Trainingsberg mit dem Rad und zu Fuß. Allein im Winter 1994 auf 1995 war ich in der Vorbereitung auf das Idita-Sport Race in fünfzig Tagen rund zwanzigmal oben, bei jeder Schneelage.
Von allen Seiten führen Wege nach oben, leichtere und schwerere. Es führt auch eine Gondel hinauf, die aber wegen Corona derzeit eingestellt ist. Jahrelang produzierte ich auch das Video für den Schöckel Classic.
Jüngste Ausgrabungen und Forschungen berichten von einem Höhenheiligtum der Römer, welches sich rund um den Ostgipfel befand.
Ein faszinierendes Schauspiel begleitete uns. Der Süden ab Graz, lag unter einer dicken Hochnebelschicht. Man fühlte sich wie ein Raumfahrer im All. Da der Blick über das Nebelmeer keinen Halt fand, wurde es mir leicht schwindlig. Eine besondere Situation, die mich zum Stehenbleiben zwang, wenn ich schauen wollte.
Nur ein paar kleine Berggipfel ragten als Insel aus dem Nebel. Ein faszinierendes Schauspiel.
Der Norden hingegen war nebelfrei und lag unter blauem Himmel. Am Horizont erstreckte sich die Bergwelt der Steiermark.

EIn großer Motorik Park befindet sich am Gipfelplateau am Schöckl. Zahlreiche Geräte verlockten Bernd und mich, darauf herumzuturnen. Eines hatte es uns besonders angetan. Die Rolle wurde zur Herausforderung, denn es bedeutete Kraft und Koordination, die viel abverlangte. Es war zu lustig, wie wir uns damit abmühten.
Ein Großteil der Stationen war für mich noch nicht machbar und außerdem musste ich ja noch vom Berg absteigen. Die Rolle forderte mich so sehr, dass ich danach beim Gehen sehr aufpassen musste und mein Gehirn bei jedem Schritt bewusst arbeitete. Es zeigte mir mein limitiertes Verhalten sehr stark auf.






...war es ein mehr als erfolgreicher Tag. Das Gehen bleibt auch in Corona-Zeiten eine der wichtigsten Teile meiner Rehabilitation, besonders das Gehirn, bzw. das Denken, steht und fällt damit. Das Pilgern war die mit Abstand beste Therapie seit 2018.
Seit Corona ist es aber nicht mehr möglich und ich habe noch keine adäquate Therapie gefunden, die mir mehr helfen kann.
"Gehen als Therapie" gewinnt für mich immer mehr an Bedeutung und wie komplex dieser Vorgang ist, wird mir immer mehr bewusst. Eine amerikanische Ärztin brauchte 8 Jahre für die Rehabilitation nach einer Gehirnblutung, dessen Auswirkungen mit mir vergleichbar sind.
Deshalb gebe ich nicht auf, was auch immer sein mag. Corona hat es verzögert, aber es ist weiterhin noch viel möglich. Wichtig ist nur, dass ich mir meinen inneren Frieden erhalte. Nur so ist es möglich, die Folgen des Hirnabszesses annehmen zu können und weiterzukommen.
"Klettern als Therapie" verwende ich schon länger zur Stabilisierung meines Körpers. Die Muskelschwäche hat sich kaum gebessert, aber es hilft mir zu mehr Stabilität im Körper.
Mit weiteren Körperübungen versuche ich es zu verbessern, aber das Klettern im Freien tut auch dem Kopf gut. Es spürt sich nicht an, wie Therapie. Das ist wichtig, denn Freude und Spaß sind die wichtigsten Eckpfeiler meiner Rehabilitation.

Klettern ist vielleicht übertrieben gesagt. Ich steige noch immer knapp über dem Boden hin und her. Es ist keine so große Überwindung mehr wie am Anfang, trotzdem muss ich aufpassen. Einen Fehltritt oder -griff kann und möchte ich mir nicht leisten. Schwindel kann jederzeit auftreten, da bin ich noch übervorsichtig.
Ich bleibe noch immer maximal einen halben Meter über dem Boden, in manchen Momenten auch etwas höher. Absetzen sollte überall möglich sein. Ich halte mich immer in einem sicheren Bereich auf, meine Reaktionszeit ist nämlich noch zu schlecht.
Als ich vor etwa drei Jahren am oberen Ende einer Treppe stürzte, rutschte ich liegend langsam über die Stufen nach unten, ohne zu reagieren. Erst nach einigen Sekunden, ich war schon unten, folgte mein Gehirn mit den Gedanken dazu.
Unter anderem kann ich deswegen noch nicht laufen. Die Bewegung ist zu schnell, ich kann es noch nicht denken. Stürze ich beim Gehen, kann ich erst reagieren, wenn ich schon lange liege. Ein eigenartiges Gefühl, alles läuft in Zeitlupe ab, aber das Denken ist verhindert.

Im Zigeunerloch kann ich auch bei Regen oder Schnee trainieren, denn der Höhleneingang schützt vor Nässe. Imposant sind die Felswände rings um einen. Oft stelle ich mir vor, wie ich nach oben klettere. Es ist schon ein Ziel von mir, eine leichte Kletterei am Seil gehen zu können.
Es ist ein kraftvoller Ort, wo es auch schön ist, nur zu sitzen und die Gegend rundum aufzunehmen. Fühle ich mich nicht gut zum Klettern, dann setze ich mich hin und beobachte die Natur. So habe ich immer etwas davon.
Das Zigeunerloch ist die einzige Möglichkeit, zu Fuß eine Möglichkeit zum Klettern zu erreichen, vor allem im Winter.

Die Arme zeigen mir mein Limit schnell auf. Auch die Technik muss ich noch besser lernen. Es ist wie gehen lernen, noch gelange ich zu schnell an meine Grenzen. Besonders die Fingerkraft fehlt mir. Nach 15 Minuten bin ich am Ende, weil die Finger und Handgelenke nicht mehr mitmachen.
Zu Hause trainiere ich immer wieder die Finger mit Finger-Trainingsgeräten. Fortschritt stellt sich nur bedingt ein, denn auch beim Schreiben mit der Hand bin ich noch kaum weiter gekommen.
Aber ich bleibe dran, denn auch kleinste Verbesserungen bringen Lebensqualität und so ist es auch mit dem Klettern. Viele kleine Dinge, die ich mache, ergeben das Große.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist neben der Stabilität, die Koordination und das Wahrnehmen für den Abstand. Ich lerne, mich besser zu bewegen. Gehirn und Körper werde besser gleichgeschaltet.
Mehr als 30 Sekunden am Stück ist es mir noch nicht möglich, mich im Fels zu halten. Diese Zeit auszubauen ist mein Ziel. Intuitiv und Automatisch zu klettern, wird mir auch beim automatischen Gehen helfen. Nächstes Jahr werde ich dann hoffentlich auch in die Senkrechte klettern können.
Ich versuche durch die Wand zu gehen. Dabei ist es notwendig, mich immer wieder zu verschränken und zu verbiegen. Klettern ist überhaupt ein Training, welches alle Muskelgruppen erreicht. Kraft aufbauen ist mir ja leider nicht leicht möglich, also muss ich alles tun, was die Funktion der Muskeln unterstützt.
Radfahren hat mir für mehr Stabilität sehr geholfen. Es geht aber nur sehr langsam voran, wie alles. Dranbleiben ist einfach alles. Dieses dranbleiben habe ich durch den Sport gelernt. Ich hätte mich auch nach zwei Jahren hinsetzen können und zufrieden sein können.
Das wollte ich aber nicht, mich hinsetzen. Da kam mir immer wieder in den Sinn, als mein Freund Harry einmal sagte:
"ZUFRIEDEN heißt: Deckel ZU und FRIEDE! Das macht man als Toter im Sarg am Friedhof."
Also mache ich weiter, denn jeder kleinste Fortschritt bringt mir Lebensqualität, mehr und mehr. Gerade die Stabilität bringt mir viel, daher trainiere und übe ich auch jeden Tag.
Dieses Mal bin ich besser darauf vorbereitet. Der erste Lockdown hat nicht nur mich kalt erwischt. Auf diese Erfahrungen kann ich jetzt aber aufbauen, obwohl das Denken dazu noch schwierig ist. Wichtig wird es sein, dass ich mir Freude und Spaß erhalte, denn damit komme ich besser über den Winter.
Das "Klettern als Therapie" wird ein Baustein unter vielen sein, die ich auch im Lockdown ausüben werde. Wie ich mit dem Rest klarkomme, werde ich erst sehen.
Am meisten hat mich getroffen, dass kein "Leben lernen" im Lockdown möglich ist, deswegen stürze ich mich wieder in Therapie und Rehabilitation. Es lenkt mich ab und hilft mir, Halt zu finden.

Mit dem "Klettern als Therapie" ist immer ein längerer Spaziergang verbunden, denn das Gehen muss ich noch immer üben. Der Aufenthalt in der Natur und auf den Wanderwegen rund um meine Heimat, hilft mir sehr und in Corona-Zeiten noch mehr.

Ich versuche mich auch im Nachtwandern, da es schon ab 17 Uhr finster ist. Dabei kommen immer wieder tolle Bilder heraus, was mich geistig fordert und mein Denken schult. Diese Fotos habe ich unter Mithilfe meines Sohnes Noah gemacht. Es war ein toller Spaziergang durch die Finsternis.
Den Lockdown und die Winterzeit werde ich in jeden Fall dazu benützen, gezielt Kraft, Stabilität und Ausdauer zu trainieren.
#cleanupwalk, #plogging - Therapie für was Gutes!
Wie passt #cleanupwalking und #plogging mit Therapie zusammen? Es hat für mich 2019 am Camino del Norte begonnen. Der Dreck am Rande des Weges störte mich. So begann ich, ihn aufzuheben.
In den Herbergen wurden damals Müllsäcke verteilt, um seinen eigenen Müll auf der Etappe zu sammeln und später entsorgen zu können. Meiner Hochsensibilität war der Müll schon immer ein Dorn im Auge. Ich begann am Camino damit, eine Stunde am Tag, ihn aufzuheben.
...und heute noch mache ich das auch zu Hause.
Zu Hause setzte ich das fort. Auf dem Weg zum Einkaufen, mache ich seither jede Woche einen Cleanupwalk. Man arbeitet allerdings gegen Windmühlen. Es ist mir Unverständlich, dass jede Woche an den gleichen Stellen, erneut Plastik und Dosen liegt. Es kommen oft zwei bis drei Säcke zusammen.
Mehrmals in der Woche verwende ich eine Stunde mit dem Einsammeln. Es hat gleichzeitig therapeutische Wirkung, denn das bedeutet sich etwa 50 x Niederbücken oder hinhocken. Für mich ist das gleichzeitig Training, denn mit dem Hinunterbeugen habe ich noch große Probleme.
Es ist ein Krafttraining für die Beine, Koordination und Sensomotorik. Therapie im Alltag, mit der ich auch Sinnvolles mache.

Ein toller Nebeneffekt ist es, dass ich den Schwindel immer besser unter Kontrolle bekomme. Liegt viel Dreck, dann muss ich mich öfter hinunterbeugen und bin schnell erschöpft. So trainiere ich die Koordination, denn beim Aufheben ist ein komplexer Bewegungsablauf notwendig. Hand und Finger werden auch trainiert, denn Greifen üben ist sowieso noch wichtig.
Mittlerweile habe ich immer Handschuhe und ein Sackerl bei mir. Ich kann an keiner Dose vorbeigehen, ohne das ich sie zum nächsten Mistkorb mitnehme. Reicht mein Sackerl nicht aus, muss manchmal ein Hunde-Gackerl Sackerl herhalten. Es ist zwar nur ein kleiner Tropfen auf dem Stein, aber es gibt einem Selbst das gute Gefühl, etwas unternommen zu haben.

Ich starte gerne am frühen Morgen zu Fuß. Ich gehe zwar schon weiter, als noch vor zwei Jahren, aber meine Energie ist noch immer vor dem Ende des Tages aus. So muss ich mir genau einteilen, was und wie viel ich mich bewege.
Ich habe fast immer ein Trainingsgerät bei mir. Sei es um die Finger zu kräftigen oder einen Ball zum Jonglieren. Es ist auch gleichzeitig um automatisches Gehen zu lernen.

Allerdings kann ich bei keiner Dose vorbeigehen, ohne sie mitzunehmen. Das alles hat neben dem Reinhalten der Umwelt den Sinn, mich selbst körperlich zu verbessern.
Mein Ziel ist es ja, mit Zelt oder Biwaksack unterwegs zu sein. Das kostet mir aber noch zu viel Energie, gerade der Schwindel kommt schnell auf, beim am Boden herumhantieren. Seit ich #cleanupwalk praktiziere, hat sich das verbessert. Vielleicht geht es sich bis nächstes Jahr aus, dass ich mit Zelt gehen kann. Training um was Gutes zu tun.
Vor wenigen Tage war ich zum ersten Mal seit einem Jahr wieder einmal in Ulrichsbrunn. Dieser Kraftort ist einfach wunderschön, aber man hat an den nördlichen Rand von Graz zu gehen.

Die Grotte ist faszinierend und früher, als ich noch in Stattegg wohnte, besuchte ich sie öfter. Schon als Radfahrer bin ich vor 30 Jahren oft hingefahren, um zu meditieren. Es tut gut, solche Orte wieder einmal besuchen zu können.
Es gibt mir Kraft, mein Training durchzuhalten.



Die herbstliche Jahreszeit bedeutete für mich in den letzten Jahren immer Therapie und auch dieses Jahr ist es nicht anders. Klettern ist eine davon, welche ich jetzt wieder vermehrt machen werde, diesmal aber für die Gehirnleistung.
Bisher war der Grund meine Sprunggelenke und Finger zu stärken, jetzt steht aber mein Gehirn an vorderster Stelle. Dass Klettern dem Gehirn guttut, ist ja nicht neues. Überhaupt sind alle Übungen gut, wo Körper und Geist verschränkt wird.

Klettern habe ich vor fast zwei Jahren für mich entdeckt. Zunächst in einer Kletterhalle, später am echten Fels. In der Halle hatte ich den Vorteil, mich an den künstlichen Griffen festhalten zu können. Es gibt farbliche Unterschiede, je nach Schwierigkeitsgrad. Das machte es leichter für mich, denn die leichtesten Griffe machten es mir möglich zu klettern.
Das Greifen ist nach wie vor eine Herausforderung, besonders jetzt im echten Fels, denn da ist ein anderes Zupacken notwendig. Für die Sprunggelenke ist es eine noch größere Herausforderung, denn durch die Muskelschwäche sind die Muskeln schwer zu trainieren. So habe ich meine Bänder und Sehnen zu stärken und wenn Möglich, die Muskeln dazu.
"Klettern" ist vielleicht übertrieben gesagt, denn ich bewege mich noch immer einen Schritthoch über dem Boden, von rechts nach links und zurück. Es ist eine gute Übung für das Vertrauen und manchmal wünsche ich mir, nach oben zu klettern.

Wir benötigen das Arbeitsgedächtnis, wenn wir zum Beispiel einen Satz lesen. Es erlaubt uns, kurzfristig Information zu speichern und zu verarbeiten, sowie Lesen, Lernen oder logisches Denken. Das Arbeitsgedächtnis ist eine Art Kurzzeitgedächtnis.
Es erlaubt uns, sich an ein Gespräch zu erinnern und darauf zu antworten. Gerade das fällt mir oft schwer und darum unterhalte ich mich nicht so gerne oder mit mehreren Personen.
Was gar nicht bei mir funktioniert, ist gleichzeitig mehr zu machen. Es geht wirklich nur eines nach dem anderen. Telefonieren und nebenbei Zutaten für ein Essen herrichten, geht gar nicht. Arbeits- und Kurzzeitgedächtnis haben sehr unter dem Hirnabszess gelitten, bzw. existieren fast nicht mehr.

"Zeit für Aktivitäten, die für uns schwer vorhersehbar sind, und uns dazu zwingen, unsere Bewegungen anzupassen, können unser Gedächtnis stärken."
Dr. Ross Alloway
Während dem Klettern muss der Körper das Arbeitsgedächtnis konstant nutzen und dieser Effekt bleibt auch nach dem Training erhalten. Es wird spannend zu sehen sein, ob es bei mir hilft. Regelmäßiges Klettern allerdings vorausgesetzt.

Wie schon öfter, bin ich im Zigeunerloch unterwegs. Den Höhleneingang bildet ein Felsen, der zahlreiche Kletterrouten beinhaltet. Dort kann ich auch vor Regen und Schnee geschützt klettern. Entlang am Boden und nur Schritthoch, turne ich umher.

Länger als 30 Minuten mit Pausen schaffe ich aber noch nicht, besonders die Finger sind schnell am Ende. Denn es ist zwar für das Gehirn, aber der Körper macht noch nicht mit. Die Muskelschwäche verhindert noch längeres Klettern.
Dass ich mit dem Radfahren und Gehen nun eine dritte Alternative habe, tut mir gut. Denn dieselbe Belastung an zwei aneinander folgenden Tagen ist oft nicht Zielführend. So bekomme ich jetzt mehr Abwechslung.
Ich hoffe bald länger beim Klettern durchzuhalten, um mein Gehirn richtig stimulieren zu können!
Das "Leben lernen" ist nach vier Monaten, wo ich mich auf die Therapie konzentriert habe, wieder vonnöten. Da ich es im Prinzip ohne Betreuung oder Anleitung von Außen mache, versuche ich das Beste daraus zu machen. Einzig das therapeutische Tanzen geschieht unter Aufsicht , es gibt mir wertvolle Impulse fürs Leben.
Sonst ist mein Gehirn derzeit gefordert, den Überblick über die Lebenssituation zu behalten. "Leben lernen" heißt nicht, deswegen mit Therapien aufzuhören. Es ist vielmehr der Versuch, nicht mehr alles unter dem Aspekt der Therapie zu machen und zu sehen.
Lange Zeit war meine Therapie vom Bett aufstehen, jede kleinste Bewegung war Therapie. Dieser Gedanke hat sich in mir festgesetzt und diesen heißt es jetzt umdenken.

Wenn du bei null anfängst, ist am Anfang jede kleinste Bewegung ausreichend, um besser zu werden. Bis ich Aufstehen und erste wenige Schritte zurücklegen konnte, vergingen Monate. Jeden Tag versuchte ich weiterzukommen. Die Muskelschwäche erschwert dabei das Training gegen den Schwindel und die Gleichgewichtsstörungen. So komme ich nur langsam voran.
Viele Bewegungen mache ich, um mich wieder daran zu gewöhnen, den Körper zu stärken oder meine Wahrnehmung zu verbessern. Hin und wieder mache ich eine Wanderung ohne Nachdenken und konzentriere mich voll und ganz auf die Natur und die Freude am Gehen.
Das "ohne Nachdenken" geht aber nur mit einem gewissen Maß an Automatik, die mir ja bekanntlich zum größten Teil fehlt. Deshalb übe ich das automatische Gehen praktisch jeden Moment. Allerdings bin ich dann immer im therapeutischen Denken und weniger im "Leben lernen".
Meine Ergotherapeutin erkannte das Anfang 2019 und motivierte mich dazu, auch etwas ohne diesen therapeutischen Aspekt zu tun. Wenn man allerdings drei Jahre damit verbrachte, um wieder Gehen zu lernen, dann ist das in einem angelegt und dieser therapeutische Gedanke immer vorhanden.
Denn es ist ja nicht nur ein muskuläres Defizit, sondern auch ein Geistiges. Ich musste erst mein Gehirn mit den Muskeln gleichschalten lernen, um Gehen zu können. Wenn Reize nicht ankommen, dann muss ich die Beine sehen und bewusst und willentlich versuchen, die richtigen Muskeln anzuspannen und die richtige Technik des Gehens anzuwenden.
Das ist dann natürlich weit weg vom Leben lernen, es geht eher darum, überleben zu können. Unter solchen Umständen ist es natürlich nicht einfach, nichts zu Wollen.
Einfach etwas zu machen, ohne etwas lernen, verbessern oder therapieren zu wollen, das ist Teil meines Trainings und gar nicht so einfach.

Eines ist mir bewusst, es ist und wird anders, als im letztes Jahr sein. Es geht in erster Linie darum, dass ich wieder etwas machen kann, um des Machen willen und nicht, um etwas Verbessern zu wollen. Vier Monate unter therapeutischen Gedanken brachten mich wieder schnell in altes Fahrwasser.
Das möchte ich jetzt umstellen, um wieder zu mehr Lebensqualität zu gelangen. Es ist zurzeit vor allem eine mentale Belastung, Corona hat doch sehr viel verändert.
Pilgern, wie zum Beispiel meine drei großen Caminos und die unzähligen kleinen, seit Juni 2018, ist für mich nicht mehr möglich. Damit ist meine beste Therapie der letzten Jahre weggefallen. Noch habe ich keinen adäquaten Ersatz gefunden. Das lange Gehen und Pilgern fehlt mir. Zu Hause muss ich mich doch um viele andere Dinge kümmern, als wenn ich von Dorf zu Dorf pilgere.
Radfahren tut mir gut, allerdings dauert es noch, bis ich wirklich daran gewöhnt bin. Es ist immer ein "Für und Wider", wegen der Muskelschwäche. Eine Stunde Ausfahrt lässt mich den Rest des Tages nur mehr im Bett verbringen. Selbst Kochen kann dann schon zu viel sein.
Das Gute am Radfahren ist der andere Bewegungsablauf. Es bringt neue Motivation in mein Training, allerdings ist die Muskelschwäche ein Hindernis. Radfahren möchte eben gleich wie das Gehen, neu gelernt werden.
Zumindest das Gleichgewicht und den Schwindel habe ich erstmals seit Jahren einigermaßen unter Kontrolle. Darüber bin ich sehr froh, denn noch vor einem Jahr hat es anders ausgeschaut. Ich muss aber aufpassen und darf mich nicht übernehmen, es ist und bleibt ein Arbeiten an der Grenze.

Es wurde mir seit Corona besonders bewusst. Schon Hippokrates sagte:
"Gehen ist des Menschen beste Medizin"
Hippocrates
Gehen ist der Psyche und dem Körper dienlich. Es mag mir vielleicht nur so vorkommen, aber mein Gehirn funktioniert besser, wenn ich viel gehe und meine Lebensqualität steigt.
Gehe ich weniger, leidet auch die Psyche darunter. Darum versuche ich mich immer zu Bewegen. Der Herbst steht nun bevor und es wird wieder kühler, mit den Folgen, dass meine Gelenke darunter leiden, besonders die Fußgelenke. Das Gehen wird damit anspruchsvoller.
Ich bin neugierig, wie ich heuer darauf reagiere. Spüren tue ich es jetzt schon, aber noch nicht so stark, der Teletubbi-Gang bleibt mir vorläufig noch erspart.
Ich hätte noch einiges vor, um mich Körperlich auf den Winter vorzubereiten. So wollte ich in zwei Tagen zum Grünen See wandern, an den wohl letzten warmen Tagen, dieses ausklingenden Sommers.

Allerdings wurde das Wetter nicht wie vorhergesagt. Viel Bewölkung statt warmen Sonnenschein, ließ es kühl bleiben. Ich startete schon um 5h30 in der Früh und freute mich auf die ersten Sonnenstrahlen. Es wurde jedoch nicht wärmer und der Gang wurde unrunder.
Über einen Berg ging es nach Übelbach, dort entschied ich mich wieder einmal abzubrechen. Es ergab keinen Sinn weiterzugehen, wenn ich meine körperliche Situation nicht gefährden wollte. Die Kunst besteht oft darin, zu wissen, wann es keinen Sinn ergibt. Ich kenne meinen Körper und weiß, wann es nichts mehr bringt.

Im Moment ist es halt so, dass ich zu akzeptieren habe, wenn es mal nicht so gut läuft und das es manchmal auch Stillstand gibt.
"Lebe lernen" ist nicht immer ein Honigschlecken, ich habe einiges dafür zu tun und manchmal ist eben weniger mehr!