41. Mein Gehirn und Ich sollen zueinander finden!

26. Januar 2018
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3 Minuten Lesezeit

Mein Gehirn und ich haben eine besondere Beziehung miteinander. Seit dem Hirnabszess sind wir keine wirkliche Einheit mehr. Ich habe damals die Verbindung zu meinem "emotionalen Ich" verloren, eben der linken Hälfte. Sie ist analytisch und hat mit Sprache und Sprechen zu tun. Im Gegensatz dazu die rechte Hirnhälfte, die für die räumliche Orientierung und Kreativität steht.

Nach dem Hirnabszess lebte ich nur im Augenblick, also im Hier und Jetzt. Es durchdrang mich ein tiefer innerer Frieden, besonders die erste Zeit im Krankenhaus. Auch heute noch kann ich schwer in die Zukunft oder an die Vergangenheit denken.

Gehirn

Ich nahm im Krankenhaus alles wahr. Innerliche Selbstgespräche funktionierten, nur meine Kommunikation nach außen war gebremst. Ich konnte zwar sprechen, aber mir fehlten oft die Wörter. In Gedanken sagte ich es mir vor, was aber nicht hieß, dass ich es auch aussprach.

Was ich aussprach, hatte oft nichts mit dem zu tun, was ich meinte. Ich hatte auch keinen Begriff von Zukunft oder Vergangenheit. Es gab nur den Augenblick.

Gesteigerte Wahrnehmung

Meine Wahrnehmung ist seither gesteigert und Stress nehme ich bei anderen überdeutlich wahr. Ich selbst habe keinen Stress. Was geht, das geht. Was nicht geht, geht eben nicht. Allerdings habe ich noch immer Probleme damit zu denken, was ich möchte. Denn es funktioniert nur "Step by Step".

Ich kann keinen Schritt abkürzen. Ich muss erst eine Kleinigkeit beherrschen, bevor ich das nächste möchte. Überspringen geht nicht.

Spazieren in Stattegg

Physiotherapie für den Rücken

Im Jänner bekam ich Physiotherapie für meinen Rücken. Obwohl ich schon zwei Reha-Aufenthalte hinter mir habe und seit Monaten trainiere, stehe ich noch immer fast am Anfang. Meine Rückenmuskulatur ist noch sehr schwach. Es geht einher mit dem Gehirn.

Ich kann muskulär trainieren, was ich will, ich verbessere es nur so schnell, wie auch mein Gehirn es will. Das ist für mich schwer zu verstehen. Die alten Regeln vom Training als Leistungssportler gelten diesmal nicht. Ich muss die Regeln des Gehirns akzeptieren und neu lernen.

Wirbelsäule massieren

Programm am Computer zum Denken verbessern

Mit dem Computerprogramm "fresh minder" trainiere ich mein Gehirn. Ich habe damit bereits die Konzentrationsfähigkeit verlängern können. Meine kognitiven Fähigkeiten wurden erweitert, trotzdem steht mir noch viel Arbeit bevor.

Mein Gehirn war linksseitig betroffen, deswegen habe ich Schwierigkeiten mit Zahlen und logischem Denken. Ich nenne es aufbauendes Denken oder weiterführendes Denken, womit ich noch die größten Probleme habe.
Fresh Minder

Was bedeutet "kognitive Fähigkeiten"

"Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, das Lernen, das Problemlösen, die Kreativität, das Planen, die Orientierung, die Imagination, die Argumentation, die Introspektion, der Wille, das Glauben und einige mehr."  (Wikipedia Eintrag zu "Kognition", abgerufen am 22.1.2018)

In den oben genannten Bedeutungen habe ich noch Behinderungen. Manches hat sich verbessert, manches nicht oder ich habe mit den Defiziten besser umgehen gelernt.

Gehirn Muskel trainieren

Mein größtes Handicap ist noch immer die Merkfähigkeit. Im Computer habe ich mich verbessert, aber im täglichen Leben fällt es mir noch immer schwer. Eine Einkaufsliste zu merken ist noch unmöglich oder mir mehr als zwei verschiedene Begriffe (Besorgungen) zu behalten. Was früher so einfach war, ist jetzt unmöglich. Ich kann meinen Gehirnmuskel trainieren, wie meine Muskeln früher beim Rad- oder Lauftraining.
Gehirn Muskel

Blog schreiben als Therapie

Also, das Training ist gleich geblieben, nur die Anforderungen sind anders geworden. Während ich das hier schreibe, arbeitet mein Gehirn auf Hochtouren. Einzelne Sätze gehen schon besser. Für mich ist die Schwierigkeit, die Gesamtübersicht zu behalten.

Ich sitze oft vorm Computer, lese das bisher geschriebene und kann aber keinen Zusammenhang zwischen den Absätzen herstellen.
Ich muss aufpassen, das in der Überschrift behandelte Thema des Beitrages weiterzuverfolgen und dabei zu bleiben. Mich nicht zu verfranzen und andere Gedankengänge zu verfolgen.

Gegenüber dem Anfang geht es schon besser. Dazu lerne ich immer besser mein Gehirn verstehen und was es braucht, um richtig zu denken.

Soviel zu "Wer bin ich?"!

Mal schauen, was die nächste Zeit bringt. Es bleibt spannend.


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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