83. Pilgern, ein Teil meiner Rehabilitation

26. Oktober 2018
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2 Minuten Lesezeit

Das Pilgern wurde zu einem wichtigen Teil meiner Rehabilitation. Wie sagte schon Hippokrates: Gehen sei deine Medizin

Ich sage dazu: Pilgern sei dein Heilmittel

...und es wurde mein Heilmittel. Nicht das einzige, aber ein sehr wichtiges!

Rehabilitation auf dem Camino

Über vier Monate Rehabilitation

Ich absolvierte den gesamten Camino France bis nach Finesterre und war dann noch einmal mit meinem Sohn Noah von Pamplona  nach Burgos unterwegs. Insgesamt über 1100 Kilometer. Dazu kam eine sechswöchige stationäre Rehabilitation. Alles in allem über vier Monate.

Rehabilitation am Weg

Jeder Meter, jeder Schritt, brachte mich meinem Ziel, wieder Gehen und Laufen zu können, näher. Mittlerweile kann ich schon ganz gut gehen, aber es ist noch nicht automatisiert. Ein Ziel am Camino war es unter anderem, immer wieder zu versuchen, automatisiert zu Gehen.

Auf ebenen Untergrund geht es schon eine Zeitlang. Ich kann mich auch schon unterhalten dabei. Aber kleine Wellen im Asphalt können mich ins Stolpern bringen. Achtsamkeit ist daher notwendig, die schon lange ein Teil meiner Rehabilitation ist.

Was macht aber das Pilgern so besonders?

Pilgern am Jakobsweg

Ich war die letzten zwei Jahre viermal auf stationärer Reha. Jedes mal zwischen zwei und sechs Wochen. Du bist dort abgeschirmt und brauchst dich nur um die Gesundung kümmern.

Wieder zuhause, ist man alleine gelassen und muss sich um den Alltag kümmern, ob man möchte oder nicht. Das war und ist auch bei mir so. Aufgrund meiner Erkrankung ist das aber schwer möglich und so wurde alles, was ich tat, gleichzeitig auch Therapie.

Ich brauchte nur die Ruhe, auch alles so zu machen, wie ich konnte. Das ist aber oft nicht möglich, zu viele Herausforderungen sind zu meistern. Da ist es dann vorbei mit der Therapie. Es hieß zu funktionieren.

Und hier setzt der Camino an. Es ist wie in einer riesigen Reha-Klinik. Hier konnte ich mich rund um die Uhr um mich selbst kümmern und bei Sachen, die ich nicht konnte, wird einem geholfen oder ich ließ mir helfen.

Mein Zeitplan

Ich ging in vier Wochen von den Pyrenäen bis nach Astorga, das sind ca. die ersten 500 Kilometer vom Camino France. Danach stand eine sechswöchige stationäre Reha am Programm. Gleich danach fuhr ich für drei Wochen zurück nach Spanien, um meinen Jakobsweg zu beenden und bis nach Finesterre zu gehen.

Ich war nur ein paar Tage zu Hause und fuhr dann abermals nach Spanien, um mit meinem Sohn Noah von Pamplona nach Burgos zu Pilgern. Wir wollten den Herbst noch ausnutzen und in Begleitung tat ich mir leichter. Außerdem war es für ihn ein Erlebnis.

Unser Weg nach Pamplona führte uns über Wien. Dort trafen wir Alexander Rüdiger, der uns ein "Buen Camino" mit auf den Weg gab. Er hatte recht mit seiner Aussage: Einmal Pilger, immer Pilger!

Alexander Rüdiger wünscht uns Buen Camino

Mein Pilgerjahr

Dieses Jahr nahm das Pilgern in meiner bisherigen Rehabilitation einen großen Raum ein.

Ich war noch nie vorher Pilgern, aber ich spürte sofort, dass es mir gut tut. Nachdem ich gemerkt hatte, dass das mit dem Laufen noch länger nichts wird, suchte ich nach Alternativen. Bald wusste ich, sobald ich irgendwie konnte, werde ich losgehen.

Es war natürlich ein Risiko, alleine nach Spanien zu fahren und einfach loszugehen. Zuvor konnte ich doch maximal fünf Kilometer Gehen, mein gestörtes Gleichgewicht behinderte mich und das Denken sowieso.

Aber ich wusste, die Natur tut mir gut und sie wurde zum wichtigsten Teil meiner Rehabilitation.


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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