Mein AUSBRUCH zum Winter CAMINO im Jänner

Der Ausbruch zum Winter Camino gibt mir genau das, was ich derzeit brauche. Die Bestätigung, dass in meiner Rehabilitation doch was weiter gegangen ist. Die Fortschritte sind so klein, dass ich einen Ausbruch aus meinem Leben von zu Hause brauche, um sie zu erkennen. 

Der wichtigste Unterschied zu noch vor einem Jahr ist der, dass ich trotz Handicaps beginnen kann zu Leben. Es besteht nicht mehr nur aus Therapie und Training. Hier am Camino fällt es mir besonders leicht, das Leben zu leben.

Ausbruch zum Winter Camino

Ausbruch zum Camino Frances

Es begann mit der Pyrenäen Überquerung. Es war wieder die gleiche Unsicherheit des "Was wird mich erwarten", wie beim ersten Mal. Nur das es diesmal nicht direkt über den Berg führte, sondern den Winterweg außen herum, der nur wenig über 1000 Meter hochgeht.

Es tut so gut, gehen zu können, ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin. Jede Minute, Stunde und Wochen des oft harten Trainings werden mir hier zurückgegeben. Das Dranbleiben hat sich trotz Muskelschwäche ausgezahlt. Dieser Ausbruch tut gut und bringt mich wieder weiter.

Es geht noch immer nicht gerade leicht zu gehen, aber im Vergleich zum ersten Camino Frances sind Welten Unterschied. Besonders der Tunnelblick und die Wahrnehmung ist so viel besser. Ich kann die Landschaft noch besser genießen und nehme alles viel besser wahr.

Pyrenäen

Einzig die größeren Städte tun mir noch immer nicht gut. Den Spaziergang durch Logrono habe ich abgebrochen und mich in ein Cafe gesetzt. Aufkommende  Gangunsicherheit und Schwindel lassen mich vorsichtig sein. Zu viele Reize prallen auf mich ein und ich bin froh, die Stadt am nächsten Tag wieder verlassen zu können.

Was ist anders als im Sommer?

Das Entscheidenste sind die vielen geschlossenen Herbergen. Es sind an für sich genug offen, aber sie beeinflussen die Weglänge. Entweder entscheidet man sich für 20 - 25 Kilometer, oder das doppelte. Im Sommer ist im Schnitt alle 5 - 10 Kilometer eine offene zu finden.

Außerdem sind weniger Bars geöffnet, aber immer noch genug, um versorgt zu sein. Es ist auf jeden Fall besser, wie im Juni am Camino Norte, trotzdem ist es eine Umstellung. 

Die Bekleidung

Ja, die Bekleidung. Das Wetter ist wärmer als gedacht. Das macht meinen Rucksack schwerer. Lange Unterwäsche, Daunenjacke, Handschuhe und warme Haube muss ich tragen, anstatt das ich es anhabe. Dazu habe ich eine Thermosflasche bis Logrono mitgetragen und nie gebraucht. 

800g habe ich per Post nach Hause geschickt, denn jedes Gramm zählt. Einiges Zeug trage ich weiter mit, denn noch warten die Berge und das Wetter kann ja schlechter werden. Dann tut es gut, ein bißchen Reserve zu haben.

In Erinnerung bleibt mir der Tag nach den Pyrenäen. Nur mit Kurzarmtrikot war es mir einige Zeit möglich, in der Sonne zu gehen und das im Jänner.

kurzärmelig nach den Pyrenäen
Am Camino, der Ausbruch

Das Wetter

Außer Schnee hatte ich bisher alles. Regen wechselte immer wieder mit Sonne ab. Dabei war auch ein wolkenloser Tag mit herrlichem Sonnenaufgang. Der Weg ist allerdings sehr matschig und feucht. Die Gore Text Schuhe sind bisher eine gute Wahl. Ob sie auch im Schnee eine gute Wahl sind, wird sich noch zeigen.

Alles in allem hat sich der Ausbruch aus meinem Leben zu Hause bisher mehr als gelohnt!

Regenwetter

Von Paulo Coelho

"Niemand ist die ganze Zeit mutig.  Das Unbekannte ist eine ständige Herausforderung, und Angst ist Teil der Reise. Was ist zu tun? Sprich mit dir.  Sprich alleine. Sprechen Sie mit sich selbst, auch wenn andere denken, Sie seien verrückt geworden. Während wir reden, gibt uns eine innere Kraft die Sicherheit, die Hindernisse zu überwinden, die überwunden werden müssen. Wir lernen Lehren aus den Niederlagen, die wir erleiden müssen. Und wir bereiten uns auf die vielen Siege vor, die Teil unseres Lebens sein werden. Und nur zwischen Ihnen und mir wissen diejenigen, die diese Angewohnheit haben (und ich bin einer von ihnen), dass sie nie alleine reden: Der Schutzengel ist da, hört zu und hilft uns beim Nachdenken."

Paulo Coelho

Tägliche Infos und Bilder über meinen Weg auf Instagram

"Das Aufbrechen ist am schwersten. Unterwegs zu sein, ist leicht und schön!"

Dieser Spruch beinhaltet viel Wahrheit. Ich habe mich für die Reise zwar entschieden, allerdings habe ich die Vorbereitung darauf unterschätzt.

Mein Gehirn arbeitet noch schwerfällig und die achtsame Auswahl der Bekleidung nötigte mir viel Kraft ab. Das habe ich unterschätzt. Ich bin mir zwar recht sicher darin, was ich brauche, aber mein System kommt damit durcheinander, wenn ich Alternativen suchen und ausprobieren muss. Da ist der Sommer leichter.

Es ist diesmal anders, als sonst. Es kommt viel unbekanntes auf mich zu und vor allem, wie ich es handhaben werde. Alles außerhalb des Gewohntem fühlt sich neu, aber auch erschreckend an.

Aufbruch
Vorbereitung

Aufbrechen, wann und wohin ich will!

Aufbrechen zu können ist Freiheit. Schöner ist es noch, bereits unterwegs zu sein. Denn zum Aufbrechen gehört vorher einiges dazu. Hat man das überwunden, ist man unterwegs.

Ich kann mich noch an meine Aufbrüche zu Extrem-Radrennen oder Bergfahrten erinnern. Alles musste bedacht sein, vom Werkzeug bis zum kleinsten Ding. Ob in die Sahara, am Denali oder der Crocodile Trophy, alles war Schwerstarbeit bis zum letzten Augenblick.

Denn hatte man etwas vergessen, konnte man es nicht um die Ecke kaufen. An solchen kleinen Dingen konnte der Erfolg oder das Scheitern hängen.

Bisher machte ich mir vor dem Camino auch Gedanken, allerdings waren sie noch nie so weitreichend wie bisher. Ein Camino im Winter ist eben doch was anderes und für mich besonders.

Ist die Ausrüstung optimal?

Es ist für mich sehr schwer abzuschätzen, was ich wirklich brauche und das ich das dann in der richtigen Weise integrieren kann. Dazu ist ein fortführendes Denken notwendig. Der Wintercamino brachte mich dabei in neue Sphären des Denkens und ist schon vor dem Losfahren eine Herausforderung.

follow your heart, Aufbrechen in mein neues Leben

Wichtig ist, dass ich mich nicht unter Druck setze, nicht verbissen versuche alles umzusetzen und mir auch die Möglichkeit offen halte, nach Hause zu fahren, sei es, weil es mir doch zu kalt ist oder wegen anderer Gründe.

Ob die Bekleidung reicht, wird erst der Weg zeigen. Meine früheren Erfahrungen als Bergsteiger und Extremsportler helfen mir nur mehr bedingt.

Wenn ich an meinen Sieg beim Iditasport Race in Alaska denke, hat mein Empfinden damals nichts mehr mit dem heute zu tun. Ich wusste damals, im Gegensatz zu heute, sehr genau wo mein Limit lag.

Mit diesem Limit an Kleidung war ich in der Wildnis Alaskas unterwegs. Fehler durften nicht passieren. Bei meinem zweiten Platz war ich sogar Temperaturen von bis zu -35° ausgesetzt.

Heute muss ich meinen Körper noch einmal neu kennenlernen.

Mein Limit

Es heißt, mich langsam wieder ans Leben herantasten, dass geht oft nur über's Limit. Würde ich das seit drei Jahren nicht tun, dann wäre ein Weiterkommen unmöglich.

Die Spange zwischen dem jetzt Zustand und einem Pflegefall ist sehr gering, auch jetzt noch.

"Never give up!", ist auch heute noch mein Leitspruch.

Die Bekleidung

Da ich von der Erwerbsunfähigkeitspension leben muss, bleibt nicht viel Geld für die Ausrüstung über. Mittlerweile bin ich allerdings Spezialist für doch einigermaßen Qualität, aber auch Billig-Ausrüster. Die noch im Abverkauf, wird Pilgern leistbar.

Für den Wintercamino habe ich mir zusammengerechnet, daß meine Hauptbekleidung rund € 350.- ausmacht. Zum Spass habe ich mir angeschaut, was die in etwa gleiche Ausrüstung bei einer Markenfirma gekostet hätte. Es hätte im Vergleich dazu € 1.550.- gekostet.

Ok, ich habe nichts von Mammut, Salewa oder Skinfit, trotzdem stehe ich nicht weit hinten an. Meine Berghose begleitet mich jetzt schon am dritten Camino und hat im Ausverkauf € 49.- gekostet.

Meine Fleecejacken kosteten zwischen € 20.- und € 40.- und die Unterleibchen habe ich im Ausverkauf um € 5.- erstanden.

Bekleidung

Das teuerste ist die Regenjacke und -hose, die ich noch zu Trailrunningzeiten erstand. Sie sind superleicht und sie alleine würden beinahe mein Gesamtbudget ausmachen. Zum Glück sind mir die Sachen aus früherer Zeit erhalten geblieben.

Das Material, die Schuhe

Auch das restliche Material hatte ich größtenteils zu Hause. Neuanschaffungen waren kaum nötig. Einzig der Schuhverbrauch ist groß. 5 Paar Trailrunning Schuhe habe ich bisher in den letzten dreieinhalb Jahren aufgebraucht. Ein Paar hält etwa einen Camino lang durch, also rund 1000 Kilometer.

Dann sind sie allerdings durchgegangen und am Limit. Der Hoka hatte allerdings auch am Ende noch eine sehr gute Dämpfung, obwohl oben das Mash eingerissen ist. Trotzdem bleibe ich der Marke treu und verwende ihn auch jetzt im Winter, nur das GoreTex Modell. Zusammen mit Gamaschen sollte er auch für den Camino einsetzbar sein.

Meine Schuhe sind nach 1000 km am Ende

Das Aufbrechen

Ich musste mich dann schlussendlich entscheiden, was ich wirklich mitnehme. Es war ein Grund, warum ich das Aufbrechen diesmal so schwer empfand. Ich gehe praktisch jeden Tag und bei jedem Wetter, allerdings fühlte ich mich fast immer anders. So war es schwer herauszufinden, was ich wirklich benötige.

Schlussendlich entschied ich mich für Sicherheit und nehme etwas mehr mit, als ich vielleicht brauchen werde. Das schlägt sich allerdings in einem höheren Rucksackgewicht nieder, das höher als mein Limit ist.

Aufbrechen zum Training

Mit der Körperschwäche muss ich einen Kilo mal drei rechnen. Deshalb habe ich immer versucht, unter 5 Kilo Gesamtgewicht für den Rucksack bleiben.

Diesmal sind es aber 8 Kilogramm, inklusive Verpflegung. Das ist recht schwer und ob es möglich ist, wird der Weg zeigen. Ich lasse mich überraschen und es gibt ja die Möglichkeit, etwas heim zu schicken oder herzuschenken.

Das Aufbrechen so schwer sein kann? Aber nach vier Jahren kann ich es mir schon zutrauen!


Es wird interessant, ob meine heutigen Gefühle und der Beweggrund den Camino zu gehen, in zwei Monaten die Selben sein werden?

Ich komme gerade vom therapeutischen Tanzen in Frohnleiten und möchte das hier Gelernte mit dem Gehen am Jakobsweg verbinden. Die verschiedenen Gefühle und Emotionen die da hochkommen, sind eine gute Basis, um mich auch am Camino darum zu kümmern.

Frohnleiten

Ein neuer Schritt für mehr Automatik im Leben

Dieser Camino wird wieder vieles für mich bereithalten. Ich arbeite seit langem an mehr Automatik im Leben und besonders im Gehen. Gerade das therapeutische Tanzen unterstützt mich darin. Ich bin schon mehrmals nach der Therapie ein Stück nach Hause gegangen und habe versucht, dass eben gelernte dabei im Gehen umzusetzen.

Rhythmus und mich besser zu spüren, wird mich also auch am Camino Frances begleiten. Den Rhytmus im Gehen umzusetzen, daran versuchte ich mich schon öfter und es ist total interessant, was man dabei alles spürt. In der Gesundheit dreht sich alles um Gefühle und Emotionen, die mir gut tun und mir weiterhelfen. Im Gegensatz dazu komme ich schneller darauf, was mir nicht gut tut.

Wie ich es am Jakobsweg umsetzen kann, das wird die Zeit zeigen, aber ich bin optimistisch, dass es mir hilft. Manch einer meint, ich mache zuviel. Das glaube ich aber nicht, denn es ist nicht nur eine einzelne Therapie, die mir helfen kann, sondern viele in der Gemeinsamkeit sind es.

Der Jakobsweg oder Camino Frances

Jeder Camino hält etwas anderes für einen bereit und man weiß eigentlich nie was. Trotzdem mache ich mir schon Gedanken darüber, was ich dort überhaupt möchte.

Denn ein Camino im Winter braucht eine gewisse Vorbereitung für mich, da ich nicht so schnell reagieren oder eben auch Sachen beschaffen kann. Für alles brauche ich eine längere Zeit des Überlegens und Abwägens.

Gerade das Thema der Bekleidung hat mich sehr beschäftigt. Reagiert mein Körper doch so viel anders wie früher. Deswegen komme ich auch auf ein Gesamtgewicht von etwas über sechs Kilogramm für den Rucksack, da ich doch mehr Sicherheiten punkto Bekleidung brauche, als im Sommer.

Bekleidung testen

Der Beweggrund "Denken"

Ein Beweggrund ist der, dass ich jetzt über sechs Monate Therapien hinter mir habe, in der ich speziell am Denken und der Psyche arbeitete. Das ist zwar gut, aber das Rundherum bzw. der Alltag stresst mich in letzter Zeit immer mehr. So habe ich mich entschieden, zum Jakobsweg zu fahren, um im Alltag zu Therapieren.

Verschieden Jakobswege konnte ich bereits kennen lernen und die verschiedensten Erfahrungen dabei machen. Im Grunde nehmen ich mir nichts vor, aber das Tanzen hat mich schon auf eine Idee gebracht. Übertrieben gesagt, tänzelnd gehen und mich dabei beobachten, weiche Gefühle und Emotionen dabei aufkommen. Ich kann es nicht besser beschreiben, noch fehlen mir die Worte dazu.

Beweggrund Auszeit

Eine Zeit ohne Therapie gibt es seit mittlerweilen über drei Jahren nicht mehr für mich. Würde ich immer in Therapie denken, ginge das gar nicht. Denn Therapie heißt, ich funktioniere nicht und ich habe etwas zu tun, um wieder zu funktionieren.

Das kann ein Teufelskreis sein, in dem ich mich befinde. Das Leben vergesse ich darüber, obwohl ich ja lebe, ja leben muss.

Der Camino gibt mir aber Leben, obwohl ich auch dort, allerdings im Alltag, therapiere. Dazu habe ich auch Hausaufgaben, die ich erfüllen möchte, ohne dem Damoklesschwert Therapie auf mir zu spüren.

Ob und wie es gelingt, ich werde darüber berichten!


Meine Therapie ist allgegenwärtig, denn quasi nebenbei, soll ich auch wieder Leben lernen. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Denn jede Aktivität ist ein Tun, um Körperlich weiter zu kommen. Es ist jedoch entscheidend, alles im richtigen Bereich zu machen. Eine 24/7 Vorbereitung auf das Leben.

Meine Rehabilitation hat Ähnlichkeit mit dem Leistungssport. Nur arbeite ich in einem anderen Leistungsbereich und habe ein anderes Ziel. Der Aufwand ist derselbe.

Geht es bei einem Sportler um eine Punktgenaue Abrufung von Leistung, geht es bei mir darum, die Abrufung der Basics zu lernen. Einfachste Dinge möchten wieder gekonnt werden. Vom Sport habe ich das Dranbleiben mitbekommen. Das hilft mir jetzt sehr, um an meiner Rehabilitation dran zu bleiben. Rückschläge möchte ich vermeiden. 

Vorbereitung auf ein neues Leben, Klettern

Krafttraining

Das erfordert Fingerspitzengefühl und Durchhaltevermögen. Es ist ein Vorteil, dass ich mich gut spüre. Durch die Muskelschwäche darf ich mich nicht überfordern. Für das Fitnessstudio heißt das, ich darf mit maximal 60% meiner Maximalkraft trainieren. Alles darüber macht keinen Sinn und könnte den Muskel schädigen.

Dabei immer die genaue Belastung zu finden, ist das Kunststück. Nach dem Krankenhaus war ich noch guter Dinge und hatte eine Steigerung. Kein Wunder, begann ich doch mit 10 kg Beindrücken. Bald war ich auf 30 kg, aber jeder weitere Kilo bedeutete in Folge viel Arbeit.

Heute, nach vier Jahren, stehe ich bei 40 - 50 Kilogramm Beindrücken, je nach Befinden. Durch die Muskelschwäche stockt die Vorbereitung etwas.

Vorbereitung Kraftkammer

Sprungübungen

Dabei heißt es aufpassen. Es fehlt mir noch immer die Koordination dafür und zweitens tut es mir nicht gut. Alles was mit Schnellkraft zu tun hat, ist mit Vorsicht zu behandeln. Es gab in den letzten Jahren nahezu keine Veränderung. Von einem Sessel zu steigen ist fast nicht möglich. 

Besonders beim Gang-ABC muss ich nach wie vor aufpassen, um meinen Körper nicht zu überfordern.

Die Tiefensensibilität

Die Finger und Beine kann ich nur begrenzt lange trainieren, denn es ist eine Kombination aus gestörter Tiefensensibilität, verzögerter Reizweiterleitung und Muskelschwäche, die der Hirnabszess ausgelöst hat.

Spezielle Rezeptoren in den Muskeln und Gelenken, vermitteln die Information an das Gehirn über die Bewegung, die Haltung und die Position des Körpers im Raum, indem sie auf Druck oder Verformung reagieren.

Diese Reize entscheiden über die notwendige Positionsanpassung des Körpers über das Gehirn und senden wiederum entsprechende Befehle an die Muskeln.

Ich habe zwar wieder Greifen und Gehen gelernt, aber das Gefühl für die Feinmotorik fehlt. Es ist vergleichbar mit Alkoholkonsum. Oftmals ein Torkeln beim Gehen, im Stehen aus dem Gleichgewicht geraten oder den Abstand zwischen Füßen und Boden falsch wahrnehmen, sind die Folge. Ich kann auch eine Gangunsicherheit beobachten, deshalb bin ich auf der Strasse sehr vorsichtig.

Das sind nur die körperlichen Auswirkungen in der Bewegung, es gibt aber weitere im seelisch-geistigen Bereich, die einer eigenen Vorbereitung bedürfen.

Sensibilisierung

Der Thalamus - das Tor zum Bewusstsein

Der Thalamus hat einen großen Aufgabenbereich. Er ist das Steuersystem für den Körper, Geist und Seele. Eine Schlüsselbedeutung hat er für Denk- und Entscheidungsvorgänge im Gehirn.

Im Thalamus wird gefiltert und Weitergeleitet. Er arbeitet unbewusst und wird nicht vom eigenen Willen beeinflusst. Alle Signale und Reize, die auf den Körper treffen, müssen vorverarbeitet werden. Der Thalamus entscheidet, welche weitergeleitet werden und welche blockiert werden.

Im Krankenhaus gab es keine Filter, ich war komplett durchlässig für alle Reize. Über drei Jahre waren bisher notwendig, den Ist-Zustand zu erreichen. In manchen Bereichen ist es besser geworden, aber die Stadt mit ihrem Lärm und zahlreichen Reizen setzt mir noch immer zu. Kleinste Schritte sind erforderlich, um mich wieder daran zu gewöhnen.

Mit dem bisher Erreichten bin ich auf einem guten Weg. Trotzdem wird es noch lange dauern, bis ich manche Reize wieder vertrage. Grelles Licht oder Feuerwerk, wie zu Silvester, mag ich noch nicht.

Thalamus Abszess
Thalamus Abszess

Krankhafte Veränderungen des Thalamus

  • halbseitige Lähmung (Hemiparese)
  • Reduzierung der Empfindlichkeit (Sensibilitätsstörung)
  • Unruhe, starker Bewegungsdrang
  • somatisch bedingte Schmerzen
  • Beeinträchtigungen des Bewusstseins
  • Verringerung der Muskelkraft
  • Ataxie durch eine gestörte Koordination der Bewegung
  • psychische Auffälligkeiten

Die Krankheitszeichen sind ineinander verflochten. Ich habe an so vielen Baustellen gleichzeitig zu arbeiten, dass meine Rehabilitation meine ganze Aufmerksamkeit fordert. Da bleibt nur wenig Zeit dafür, auch wieder zu Leben. Nach drei Jahren Therapie, Training und Üben, ist die Zeit gekommen, auch wieder zu Leben. Das muss allerdings wieder gelernt werden.

Vorbereitung auf das Leben

Ein Großteil der Tages-Energie geht fürs (An-)Denken der Bewegung drauf. Es ist heuer eines meiner Ziele, dass ich gerne verbessern möchte, auch wenn's nur um Nuancen geht.

Im Moment ist alles Training für eine Vorbereitung auf mein neues Leben und die Vorbereitung auf den Camino im Winter, der eine Therapie im Alltag darstellt.

Ein neues Jahr hat begonnen und meine Entscheidung für den Wintercamino ist gefallen. Ende Jänner werde ich aufbrechen, um mich erstmals an einem Camino im Winter zu versuchen.

Bisher haben mich neurologische Probleme in der Kälte davon abgehalten, in der Winterszeit auch nur Ansatzweise etwas zu machen. Gerade die Nerven reagieren in der Kälte noch schlechter. Trotzdem habe ich mir in den Kopf gesetzt, es zu machen. Manche Gründe sprechen dagegen, aber noch mehr dafür.

Jahreswechsel

Den Jahreswechsel verbrachte ich bei Alexander Rüdiger in der Nähe von Wien. Es war seit dem Hirnabszess erstmalig, dass ich Auswärts den Silvester verbringe. Auf einer nur zu Fuß erreichbaren Hütte, feierte ich den Beginn des neuen Jahres.

Silvester erstmals auswärts über Wien

Ich wollte damit einen Akzent setzten, mein neues Jahr zu beginnen. Wieder "Leben lernen" heißt seit letztem Frühjahr meine Devise. Damit muss ich mich immer wieder verschiedenen Situationen aussetzen, um mich daran zu gewöhnen. Noch brauche ich danach oft mehrere Tage Pause, wo ich nichts tun kann und meist schlafe oder döse. Mehr wie ein bis maximal zwei "Grenzgänge" monatlich, sind daher nicht drinnen.

Nicht nur der Hirnabszess, auch die Trennung 2018, war ein Neubeginn (im Neubeginn). Um wieder in die Spur zu kommen, braucht es manchmal radikale Veränderungen. Seit letzten Jahr steht eben "Leben lernen" auf dem Programm, angeregt durch die Ergotherapeutin. Das ist schwieriger als gedacht, gab es doch zwei Jahre ausschließlich Therapie für mich und war es mir nicht möglich ein normales Leben zu führen.

Ich machte die letzten Monate nicht viel anders als früher, aber ich versuchte nicht mehr alles unter dem Aspekt der Therapie zu sehen und zu tun. Es ist eigentlich nur eine kleine Gedankenänderung, die aber sehr schwer zu verinnerlichen ist. Am Camino del Norte hatte ich erstmals seit langem wieder das Gefühl zu Leben oder das Gefühl dafür zu bekommen. Der Camino vereint Therapie mit Leben, ich therapiere durch den am Camino gelebten Alltag in perfekter Weise, besser als zu Hause.

Das ich mich der Silvester Feier ausgesetzt habe, war ein weiterer Schritt ins Leben. Ein Danke an Alexander und Ramona, die es mir ermöglich haben.

Mit Alexander und Ramona in Wien Silvester feiern.

Am Neujahrstag aufs Kieneck

Die Feier war nicht alles, denn wir wollten den Neujahrstag am Berg verbringen. Da für mich schon der Silvester am Limit war, wollte ich nur ein Stück den Berg mit Hochgehen. Alex motivierte mich und beide warteten immer wieder auf mich und so gelangte ich wirklich auf den Gipfel des Kieneck. Alleine hätte ich es nicht geschafft. 

Wegen der Kälte hatte ich große Bedenken, darum zog ich über die Wanderhose (+ langer Unterhose), meine GoreTex Regenhose an. Wider Erwarten bekam ich so die Kälte mehr oder weniger in den Griff und konnte die Wärme innen halten. Ich hatte noch keinen Berg mit so vielen Höhenmetern bisher erzwungen, nicht einmal am Jakobsweg. Ich musste sehr konzentriert gehen und konnte erkennen, wo ich noch größere Defizite habe.

Am Kieneck. Test für den Wintercamino.

550 Höhenmeter waren zu überwinden und wir erreichten bei niedergehender Sonne den höchsten Punkt. Wir verließen den Gipfel, auf dem sich eine bewirtschaftete Hütte befindet, als die Sonne gerade beim Untergehen war. Eine eindrucksvolle Landschaft in herrlichem Licht, ließ das Herz aufgehen. Gerade auf solche Momente bin ich fixiert, da sie mein Leben bereichern und mir positivste Gefühle bescheren.

Das Licht der untergehenden Sonne spüre ich noch heute und gerade solche Emotionen und Gefühle helfen mir auf dem Weg zurück ins Leben. Nur in diesem wohligen Gefühl ist Heilung möglich und daher versuche ich so oft wie möglich solche Momente für mich herzustellen und vermeide alles, was mich davon abhält oder mir nicht gut tut. Der Weg war ein guter Test für den Wintercamino.

Am Gipfel des Kieneck.
Präparieren für den Wintercamino.
Am Gipfel des Kieneck

Die Entscheidung für den Wintercamino

Die ist recht bald gefallen. Es sprechen zwar einige Punkte dagegen, aber noch mehr dafür. Da ich recht emotionslos sein kann, ist es kein Beinbruch, wenn ich mit den Bedingungen vor Ort nicht zurecht komme und wieder nach Hause fahren muss.

Wie wird der Wintercamino werden?

Welche Gründe sprechen also dafür und dagegen?

Ich habe den Camino bisher im Frühling/Sommer und im Herbst erlebt. Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Reize, so auch der Winter. Mehr Einsamkeit, als ich bisher erlebt habe, wird mich erwarten. Von Jean Pied de Port in den Pyrenäen starteten im Jänner 2019 nur 188 Pilger.Im Gegensatz dazu im Juni 5405. Es wird also um einiges ruhiger zugehen, als in den Sommermonaten. 

Im Allgemeinen sind die Temperaturen zu Hause um 5 bis 10 Grade kälter. Da ich Bewegung und im speziellen "Gehen als Therapie", auch zu Hause am Programm habe, kann ich auch gleich am Camino gehen. Bei vielleicht sogar angenehmeren Temperaturen.

Außerdem ist der Wintercamino meine Ersatztherapie. Teure Therapien wie Akkupunktur, Osteopathie und anderes übernimmt die Krankenkasse nicht. Selbst bezahlen kann ich mir nicht leisten, daher gebe ich das mir zu Verfügung stehende Geld lieber am Jakobsweg aus. 

Normale Physio- oder Ergotherapie kann ich die meiste Zeit auch alleine machen. Dazu wird mein Gehirn genauso beschäftigt, dass ich ja auch trainieren muss. Das Leben wieder lernen, ist am Camino eine Möglichkeit, wie kaum anderswo.

Wie am Wintercamino!

Was spricht gegen den Wintercamino?

Dazu fällt mir eigentlich nur die Kälte ein. Da mein Körper so schlecht darauf reagiert,ist es nicht angenehm, so steif dahin zu gehen. Es wird eine Herausforderung, speziell die Beine vor der Kälte zu schützen. Gleich wie ich Hitze erst später spüre, zum Beispiel wenn ich auf eine heiße Platte greife, so spüre ich auch Erfrierungen erst zu spät.

Da heißt es auf meine Erfahrungen als Extremsportler zurückgreifen. Beim Iditasport Race war es unumgänglich, permanent einen Körpercheck durchzuführen, um mich vor Erfrierungen zu schützen. Dort habe ich immerhin Temperaturen um -35 Grad ausgehalten, Spitzen sogar mit -65 Grad im Windchill. 

Alaska Iditasport Race bei -35 Grad

Aufpassen, Achtsamkeit und Vorbeugen wird mich beschützen und ja keine Gefahren eingehen. Wenn es das Wetter nicht zulässt, bleibe ich in einem Ort, bis es besser ist. Zeit spielt keine Rolle, möchte ich doch auch an meinem Buch arbeiten und Zeit genug zum Relaxen haben.

Mein Weg, um zu Leben!

Es ist mir klar, dass mein Hirnabszess eine außergewöhnliche, nicht alltägliche Sache, in meinem Leben darstellt. Allerdings erfordert das auch außergewöhnliche und nicht alltägliche Sachen, um meine Rehablilitation voran zu bringen und meinen Weg zurück ins Leben zu schaffen.

Los geht es Ende Jänner, nach einigen Therapien, die ich noch abschließen möchte. Ich werde bis Februar, bzw. Anfang März unterwegs sein. Aber wie gesagt, ich habe auch kein Problem damit, wenn es mir nicht gut geht, nach Hause zu fahren. Mit Handicap so etwas zu unternehmen ist immer ein Risiko. Aber was ich denke, dass bekomme ich, warum also nicht gutes Denken und gutes bekommen. Der Hirnabszess hat mir gezeigt, wie es ausgeht, wenn man in die falsche Richtung denkt. Auf meine Gedanken aufzupassen, steht bei mir seit dem Hirnabszess an der Tagesordnung.

Soweit meine nächsten Rehabilitationspläne. Wer mit dabei sein möchte, ich werde versuchen wöchentlich einen Blogpost zu schreiben und auf Instagram zu Posten. Denn auch das gehört seit langem zu meiner Rehabilitation.

Buen Camino, Ultreia und ein gutes neues Jahr wünsche ich Euch!


Ich beginne mittlerweile den vierten Winter im Fitness Studio. Viel hat sich seit den ersten Tagen nach dem Krankenhaus getan, aber der Kraftzuwachs ist nach wie vor eine Herausforderung geblieben, Kraft erhalten ist die Devise. Fünf Monate liegen im Bett und hochdosierte Antibiotika-Gaben haben Spuren hinterlassen. 

So wach und bewegt wie möglich, so heißt heute die Devise auf der Intensivstation. Die ersten zwei Wochen war damals nicht viel möglich, aber danach begann die Mobilisation, wenn auch minimal.

Auf der Intensivstation

In den ersten Tage war ich nur Minutenweise auf und bei Bewusstsein. Körperliche Mobilisation war damals nicht möglich. Nach zwei Wochen wurde aber alles versucht, um mich in irgendeiner Form zu Mobilisieren. Der Zustand in dem ich mich befand, ist schwer zu beschreiben. Selber Gedanken zu verfolgen war mir unmöglich, ich konnte nur auf etwas reagieren, was sich mir gegenüber befand.

Ich lebte nur im JETZT und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft. Mir selbst ist das gar nicht aufgefallen und ich war auch der Meinung, alles mitzubekommen.Das dem nicht so war, musste ich Monate später erkennen, habe ich doch nicht einmal den Ausflug in die Zahnklinik mitbekommen, wo mir der erste von mehreren Zähnen gezogen wurde. Einzelne Augenblicke sind mir aber in Erinnerung geblieben.

Auf der Intensistation,
auch dort Fitness erhalten

Körperliche Mobilisation

Die erste körperliche Mobilisation an die ich mich erinnere, tat ich aus eigenem Antrieb. Ich wusste nicht warum oder wozu, aber ich wollte es unbedingt machen. Meine rechte Seite war gelähmt, trotzdem versuchte ich mit der rechten Hand, die Rollbinden für den Venenschutz aufzurollen. Es war so anstrengend, dass ich öfters dazwischen eingeschlafen bin. Für die vier Binden brauchte ich Minimum eine Stunde, wenn ich nicht dazwischen einschlief.

Es gelang mir nicht einmal, mich umzudrehen, ich hatte keine Kraft dazu. Sie war mir aus dem Körper entwichen und einfachste Dinge wurden zu Herausforderungen, gegen die meine früheren Extremrennen ein Kinderspiel waren.

Nach drei Wochen wurde ich neben dem Bett das erste Mal aufgesetzt. 10 Minuten in möglichst aufrechter Position sollte ich durchhalten, aber schon nach wenigen Minuten ließen meine Muskeln nach und ich sank in mich zusammen. Einmal am Tag musste ich aus dem Bett und wenn es nur für wenige Minuten war. Der Umstand, dass ich von all den Kabeln und Leitungen befreit werden musste, machte die Sache nicht leichter.

Die Krankenschwestern leisteten hervorragende Arbeit und ich bin ihnen unendlich dankbar dafür. Ich konnte ja nicht mithelfen, selbst aus dem Bett mussten sie mich herausheben. Was da geleistet wurde, davon wissen die wenigsten. Alle haben meine Wertschätzung für das, was da geleistet wird.

Wichtig für später

Jede einzelne Mobilisation war unendlich wichtig für mein späteres Befinden. Ich war körperlich und geistig auf einem Tiefpunkt angelangt und es sollte lange dauern, bis ich mich wieder bewegen konnte. Ich bin heute bald im vierten Jahr angelangt und noch immer ist das Finden der körperlichen Fitness mein Hauptaugenmerk.

Der Grund ist eine neurologische Störung. Ich kann trainieren was ich will, eine Steigerung der Kraft ist kaum möglich. Irgendwie ist die Leitung zwischen Muskel und Nerven gestört. 

Warum gehe ich dann ins Fitnessstudio

Im Moment stelle ich mir selbst die Frage, ob es sinnvoll ist, ins Fitnessstudio zu gehen. Aber wenn ich schon nichts aufbauen kann, ist es sinnvoll, zumindest das Bisherige zu erhalten. Trotzdem bin ich am recherchieren und ausprobieren, was mir helfen könnte. 

Der momentane Zustand ist für mich noch nicht zufriedenstellend. Zu schnell bin ich erschöpft oder habe für einfachste Sachen keine Kraft. Ich konnte mich nach dem Krankenhaus bis zu einem gewissen Punkt emporarbeiten, aber nicht mehr. Daher ist meine Fitness zu erhöhen einer meiner wichtigsten Punkte. Die Feinmotorik zu verbessern geht dabei meist nebenher.

Denn die Fitness ist deshalb so wichtig, weil sie den Lebenskomfort enorm erhöht. Das Fitnessstudio ermöglicht mir zum Beispiel, wieder ins Kino zu gehen. Eine Stunde aufrecht zu sitzen, erfordert ein stabiles Körpergerüst. Gehen ist oft leichter, denn gerade das Statische ermüdet mich sehr schnell. Darum ist es oft leichter zu Gehen, als zu Stehen. Aber auch beim Gehen brauche ich immer wieder Pausen.

Nach langen Autofahrten erfordert es oft Überwindung zu Gehen. Mein Muskelkorsett ist so schwach, dass ich einfach noch zu schnell ermüde.

Das Training um die Fitness zu erhalten

Im Grunde ist noch jede Bewegung Training, ist mein Alltag Training. Das Pilgern brachte mir bisher eine gute Ausdauer. Trotzdem ist es nur mit entsprechend vielen Pausen möglich. Da ich aber nicht ständig auf Pilgerschaft gehen kann, ist das Fitnessstudio eine gute Alternative. 

Im Moment bin ich dabei herauszufinden, was gut ist. Training mit Gewichten, aber nicht zu schwer, ist derzeit angesagt. Die Muskelkraft lässt sich nicht verbessern, daher ist ein Erhalt wichtig. Leichte Gewichte mit vielen Widerholungen mache ich zur Zeit. Das soll mir zumindest die Kraft erhalten, die ich zur Zeit habe.

Verleztzungen versuche ich zu vermeiden, denn der Aufbau danach benötigt lange Zeit. Eine Leistungsdiagnostik wäre hilfreich, um meine Pulszonen zu bestimmen. Allerdings immer bezugnehmend auf meine Defizite, also nicht bis zur körperlichen Ausbelastung, wie früher im Sport.

Dazu mache ich Koordinationstraining am Boden mit dem Wackelbrett, Stufensteigen oder Stretching Übungen. Das Fitnessstudio hat den Vorteil, dass ich bei wärmeren Temperaturen trainieren kann. Bei Minusgraden lässt die Muskelschwäche es oft nicht zu, mich schnell genug zu bewegen, um warm genug zu bleiben. 

Fitness erhalten

Der Tagesablauf

Es ist wichtig auf mich zu hören und nur das zu machen, was mir gut tut. Mein Tagesablauf ist abhängig von meinem Befinden, zu schwankend ist es noch. Aus diesem Grund ist das Pilgern sehr gut für mich. Dabei mache ich nur was mir gut tut. Eine niederschwellige Bewegung ist ideal. 

Wie weit ich gehe, mache ich von meinem Befinden abhängig. Geht es mal nicht so gut, kann es auch nur der Weg in die nächste Herberge sein. Der Druck, eine gewisse Strecke zurücklegen zu müssen, ist bei mir nicht vorhanden. Das wichtigste ist, ohne Druck unterwegs zu sein. Es macht mir Freude und ich habe eine Struktur am Camino, besser als zu Hause.

Struktur ins Leben bekommen

In den Tagen daheim ist es genau so wichtig, eine Struktur zu haben. Dabei hilft mir das Fitnessstudio und die Therapien. Ich wurde 2016 aus meinem Arbeitsalltag gerissen und kann seither nicht mehr arbeiten. Diese Struktur fehlt mir.

Vor allem kann ich nichts erschaffen. Die Kreativität und Gestaltungsmöglichkeit ist mir abhanden gekommen, aber nicht weil ich es nicht möchte, sondern weil ich es nicht kann. Langsam und Schritt für Schritt, erarbeite ich mir wieder einiges. Fotografieren, für den Blog schreiben, Instagram und Facebook helfen mir dabei, mich auch kreativ zu betätigen. Filmen oder Schneiden ist leider noch nicht dabei. Da fehlt noch das zusammenhängende Denken und auf einen Gedanken aufbauen können.

Mein vorrangiger Job ist es derzeit, meinen körperlichen Zustand zu verbessern. Wird man körperlich behindert, wird alles andere zur Nebensache. Die Fitness erhalten, um wieder mehr Lebensqualität zu bekommen, ist mein größter Wunsch und dafür tue ich alles. Man wird sehen was die Zukunft bringt, daher

"NEVER GIVE UP!"


Meine Muskelschwäche hat sich erst nach und nach heraus kristallisiert. Zwei Jahre konnte ich nur üben und meinen Körper trainieren. Diese Schwäche beim Bergaufgehen und die Kurzatmigkeit waren mir schon länger verdächtig.

Nach dem Camino Norte musste ich mehr nachforschen, denn die Verbesserungen hielten sich in Grenzen. Meine Defizite sind mit dieser Schwäche noch schwieriger zu verbessern. An eine Muskelschwäche in diesem Ausmaß habe ich nie gedacht. Ich arbeite somit nicht nur gegen die normale Alterung des Körpers, sondern auch gegen die neurologischen Schäden und die Muskelschwäche an. Das Kurzzeitgedächtniss und das aufbauende Denken sind eine andere Baustelle.

Mensch
Muskelschwäche

Was ist diese Muskelschwäche?

Die Übertragung der Signale von den Nerven an die Muskeln funktioniert kaum oder gar nicht. Das macht es umso schwieriger, die Bewegung zu kontrollieren. Automatisches Gehen ist noch immer nur schwer möglich, wie auch alle andere Bewegungen, die jeder ohne nachdenken ausführt.

Bei Wikipedia wird Muskelschwäche so beschrieben:

"Eine Myasthenie oder Muskelschwäche ist ein Symptom verschiedener Erkrankungen, das eine belastungsabhängig abnorm rasche Ermüdung bzw. eine Schwächung von Muskeln beschreibt."

Mein Körper besteht aus etwa 600 Muskeln. Sie ermöglichen mir, mich zu bewegen oder Gegenstände zu heben. Wenn diese Kraft nachlässt, spricht man von Muskelschwäche. In den meisten Fällen ist sie nicht heilbar.

Es gibt sie in verschiedensten Formen. Nach dem Fitnessstudio oder nach Sporteinheiten hat wahrscheinlich jeder eine Muskelschwäche, die normal ist. Die andere Form ist eine durch körperliche Erkrankung erworbene oder eine angeborene, welche die Bewegung einschränkt.

Es gibt viele Arten  Die Auswirkung ist einmal erst die gleiche, nämlich eine Körperschwäche, die sich nicht oder kaum verbessern lässt. Der Unterschied liegt im Verlauf. Von wenigen Monaten Lebenserwartung inklusive Muskelschwund, bis keine Auswirkung auf die Lebensdauer ist alles möglich. Allen gleich ist die Kraftlosigkeit.

Welche Art genau ich habe, weiß ich nicht. Die Diagnose ist schwierig und im Endeffekt egal. Seit dem Hirnabszess ist es ein Leben im JETZT und so soll es auch weiterhin bleiben.

Natürlich akzeptiere ich den Ist-Zustand, aber ich gebe mich nicht damit zufrieden. Ich werde auch weiterhin auf mich hören und tun, was mir gut tut.

Die Muskelschwäche begleitet mich seit bald 4 Jahren. Zu lernen, wie ich damit umgehe, ist ein wichtiger Bestandteil. Der Hirnabszess war der Anfang einer Reise zu mir selbst und wird es noch lange bleiben. 

Podcast von Stefan Glowacs

Dieser Tage ist mir ein Podcast von Stefan Glowacz unter gekommen. Für ihn war und ist das Klettern auch eine Lebensschule, so wie es bei mir der Radrennsport war. 

Ich empfehle ihn anzuhören. Zum Podcast geht es hier.

Rehabilitation Klettern

Ich war öfters beim Bewegungstraining in der Zigeunerhöhle beim "Klettern". Es funktioniert schon immer besser, mich in der Wand zu bewegen.

Besonders geht es mir da um die räumliche Wahrnehmung. Ich steige ja nur knapp über dem Boden dahin, nach rechts und links. Dabei achte ich darauf, die Füsse gut zu bewegen, um immer stabil stehen zu können. Dafür muss ich auch die Hände gut benutzen, um gut zu stehen.

Das Schauen, Wahrnehmen und Bewegen kann hier super trainiert werden. Mehr als eine Minute halte ich am Stück durch, mehr geht noch nicht. Bei den ersten Versuchen im Frühjahr war schon nach 30 Sekunden Schluss. Ich bin aber mehr als happy, dass der Schwindel mich beim Klettern nicht mehr so stark behindert. Das ist ein großer Fortschritt. Einzig die Muskelschwäche behindert mich auch hier sehr.

Zigeunerloch
Klettern gegen Muskelschwäche

Zum ersten Mal am Rad seit 2016

Probiert habe ich schon vieles, aber aufs Rad habe ich mich noch nicht getraut. Gleichgewicht und Schwindel haben mich davon bisher abgehalten. In den letzten dreieinhalb Jahren bin ich rund 6000 km gegangen, daher suchte ich nach neuen Herausforderungen. 

Der erste Schritt war, dass ich mein Rad aus dem Keller holte, in dem es seit bald vier Jahren Staub ansetzte. Es sollte noch mehrere Wochen vergehen, bis ich Luft in die Reifen pumpte, es putzte und mich einmal drauf setzte. Die Rennposition behagte mir aber nicht. Ein neuer Lenker und Vorbau musste her.

Radumbau

Wieder vergingen einige Wochen, bis ich das Rad umbaute. Die Lust es zu versuchen war zu groß und selbst das kalte Wetter konnte mich nicht davon abhalten. Ich musste natürlich vorsichtig beginnen und rollte ein paar mal im Hof auf und nieder. Langsames fahren war ok und so kam ich zu meinen ersten Metern seit 2016.

Es war ein super Gefühl, denn diese Bewegung habe ich doch 20 Jahre trainiert und Leistungsmäßig ausgeübt. Ich fühlte mich wohl am Rad, blieb aber am Weg hinter dem Haus. Ich legte etwa 500 Meter zurück. Es war anstrengend, hat aber meinem Körpersystem gut getan, es einmal anders zu belasten.

Interessant war dann das Absteigen. Schwankend, wie auf einem Schiff, verließ die Koordination meine Beine. Ich ging schnurstracks hoch in die Wohnung und legte mich hin, um den Körper zu beruhigen. Mein System war zwar durcheinander, aber ich fühlte mich nicht unwohl.

Radfahren gegen Muskelschwäche

Auf die Strasse fahre ich noch nicht, die Gefahr etwas zu übersehen wäre zu groß. Meine Reaktion ist noch zu sehr verlangsamt.

Es wird seine Zeit brauchen, aber es wird ein gutes Training in der Zukunft sein. Die Muskelschwäche habe ich natürlich sehr gespürt, aber mit dem Radfahren habe ich ein tolles Training zur Hand, was mir in Zukunft sicher viel bringen wird. Es wird aber noch einige Zeit brauchen, da die Kälte nicht ideal ist und ich mich langsam an diese neue Art der Belastung gewöhnen muss.

Aber fürs Gehen brauchte ich ja auch mehrere Jahre. Das alles länger braucht, daran habe ich mich schon gewöhnt. Ich kann nur im JETZT weitermachen und ich werde auch in Zukunft alles versuchen, um wieder kräftiger zu werden.


Bewegen - besonders wenn ich weniger dazu komme, fehlt es mir. Innerhalb kurzer Zeit werde ich träge und mein Körpersystem funktioniert nicht mehr so gut. Daher bleibt es meine Therapie Nr.1.

Das hat viel mit meiner Muskelschwäche zu tun, die längere Pausen nur schwer verzeiht. Daher ist bei allem was ich tue auch die Vorsicht dabei. Denn bei einer Verletzung falle ich gleich weit zurück. Der Muskelaufbau ist nur ganz langsam möglich, wenn überhaupt.

Niederschwelliges Gehen und Bewegen tut mir am besten.

Die Definition von Gesundheit der WHO:

"Zustand des vollständigen körperlichen, mentalen und sozialen Wohlergehens"

Definition der WHO für Gesundheit

Demnach bin ich offensichtlich nicht gesund, aber darunter fällt eigentlich ein Großteil der Bevölkerung. Außerdem rät die Gesundheitsweltorganisation dazu, täglich 10.000 Schritte zu machen. Das sind etwa 5 bis 7 Kilometer.

Unterwegs zur Ruine Gösting

Was heißt das für mich? 

Trotz aller Therapien die ich so mache, hat Gehen und Bewegung den größten Stellenwert. Bewege ich mich weniger, hat es direkte Auswirkungen auf meine Lebensqualität. Das gilt auch für das Denken.

Denken und Bewegen hängt unmittelbar zusammen. Das ist deswegen nicht so einfach, weil Denken den gleichen Energieaufwand erfordert, wie die Bewegung. Im normalen Leben merkt man das nicht, da die Energie auch ausreicht, um eine Nacht durchzumachen.

Aufgefallen ist es mir am Krankheitsbeginn im Krankenhaus. Es hatte Auswirkungen, ob die Logopädie vor oder nach der Physio- oder Ergotherapie kam. Anfangs waren nur wenige Schritte möglich, aber es war entscheidend was ich vorher tat. 15 Minuten Denktraining schränkte alles andere ein. Es kostete die gleiche Energie wie Gehen lernen.

Gedächtnis Training
Gedächtnis Training im Krankenhaus

Meine Energie reicht noch immer nicht für den ganzen Tag, ich muss mir auch heute noch genau einteilen, WAS und WIEVIEL ich wovon mache, um über den Tag zu kommen. Durch die Muskelschwäche ist es Pflicht geworden, ein besonderes Augenmerk auf die Kondition zu legen. Ein nicht verwendeter Muskel baut ab und lässt sich nur schwer wieder aufbauen. Dem möchte ich durch regelmäßige Bewegung entgegen steuern, auch wenn das heißt, die Denkarbeit einzuschränken.

Bewegen und Stress

So sehr ich am Denken auch arbeiten möchte, das wichtigste bleibt es, meinen Körper zu beruhigen. Mit dem Hirnabszess geriet mein Körper in einen Spannungszustand, der auf Dauer schädlich ist. Daher vermeide ich jegliche Stresssituation, wo möglich.

Die Nerven wurden durch den Hirnabszess angegriffen und deren Leitungsfähigkeit beschädigt oder zerstört. Ich befinde mich noch in einem Zustand der beinahe andauernden negativen Spannung. Der Körper ist ständig in Alarmbereitschaft.

Nur unter einem solchen Zustand können Krankheiten entstehen oder besser gesagt, Gesundheit ist nur in einem gesunden Ent- und Angespannten Zustand möglich. Wichtig ist es zu erkennen, dass es auch eine gesunde Anspannung, im Gegensatz zur ungesunden Anspannung, gibt.

Autogenes Training

Ich habe einen Basis Kurs in Autogenem Training besucht. Es tut mir gut, diese Basics wieder zu hören, zu üben und zu lernen. Als Sportler habe ich es schon praktiziert, heute muss ich wieder Synapsen verbinden, um ehemals gewusstes wieder zu lernen.

Noch merke ich mir nicht mehr als zwei Dinge gleichzeitig, daher mache ich nicht die gesamte Palette der Übung. Es lenkt mich ab und bringt mich aus der Konzentration. Dann mache ich eben die, die mir einfallen. "Der Arm ist warm" oder "Der Körper ist ruhig" sind meine häufigsten Sätze.

Außerdem habe ich bemerkt, dass ich in stressigen Momenten nur daran Denken brauche, um mich in einen enspannteren Zustand zu bringen.

Autogenes Training
Autogenes Training

Über die Ruine Gösting nach Graz

Bewegen in einem niederschwelligen Bereich, ist eine hervorragende Lösung, um eine gesunde Spannung in den Körper zu bekommen. Spazieren, Wandern und Pilgern ist dafür sehr gut geeignet. Auch wenn ich mein Denken verbessern möchte, dass Gehen darf ich nicht vernachlässigen.

Zur Ruine Gösting gibt es zahlreiche Wege von Judendorf und ich erlebte einen traumhaften Tag. Einen Teil davon ging ich mit Kopfhörern und spielte Musik. Meine Aufmerksamkeit wird damit abgelenkt und ich fördere das Automatische Gehen.

Der Versuch, dass Spazieren oder Wandern nicht als Therapie zu sehen, misslingt meistens. Es gibt kein gemütliches dahin Schlendern, noch bin ich zu steif und ungelenkig unterwegs. Besonders im Wald muss ich noch jeden Schritt beachten, da ich ansonsten sofort ins stolpern komme.

Bewegen im Wald

Durch das therapeutische Tanzen erhoffe ich mir, mehr Beweglichkeit in meinen Körper zu bringen. Das und das Automatische Gehen soll zu mehr Lockerheit verhelfen. Es sind nur kleinste Schritte möglich und wird seine Zeit brauchen. Dranbleiben ist wichtig.


Therapeutisches Tanzen, was ist das? Kann ich es für mich verwenden oder wird es mich überfordern? Was wird da überhaupt gemacht? Fragen über Fragen. Das Einführungsgespräch war überzeugend, aber ausprobieren war die einzige Möglichkeit, um draufzukommen. 

Ich suche immer wieder nach neuen Möglichkeiten, meine Bewegung und mein Denken zu verbessern und mehr Leichtigkeit in den Körper zu bekommen. Tanzen war etwas, dass ich schon länger ins Auge gefasst habe. In allem, was ich mache, dreht es sich um die Frage: "Macht es mich besser, tut es mir gut oder nicht!". Ich wähle dann die Option, die mich verbessert.

Dazu gehört auch das tägliche Essen, Nahrungsergänzungen oder eben auch Therapien. Da ich finanziell stark eingeschränkt bin, dürfen es durchaus auch Alternativen sein. Wichtig ist dabei nur das Gefühl, dass es mir hilft. Schlecht wäre es damit zu Hadern, dass ich mir etwas nicht leisten kann.

Es gibt für alles Alternativen und die wichtigste habe ich in der Natur oder eben auch mit der Tanztherapie. Wobei es für mich oft keine Alternativen sind, denn meine "Alternativen" sind oft besser, als viele teure Therapien.

Frosch hört Musik und tanzt

Aufmerksam geworden

Kennenlernte ich es über die Traumatherapie. Es ist ja nicht so, dass es überall angeboten wird und daher dachte ich gar nicht daran. Bilder habe ich im Kopf von leichtfüßig dahin schwebenden Tanzbewegungen oder aus der Disco, wo man sich frei im Rhytmus der Musik bewegt.

Ein Zettel hing im Warteraum, der therapeutisches Tanzen anbot. Das klang interessant, dachte ich schon vor zwei Jahren ans Tanzen.

Früher ließ ich gerne Dinge auf mich zukommen, die Krankheit hat aber etwas verändert. Auf mein Ziel, wieder Gehen zu können, kann ich nicht warten oder es durch Rumhocken geschehen lassen. Ich habe dafür etwas zu tun. Neben der Trauma-Arbeit begann ich auch einen Kurs für Autogenes Training. Beides habe ich aus eigenem Antrieb gesucht, so wie ich auch selbst den Antrieb dazu entwickelte, wieder Gehen zu lernen.

Noch nie im Leben einen Tanzkurs besucht

In meinem Leben habe ich noch nie einen Tanzkurs besucht oder bin tanzen gegangen, so war es mir immer peinlich herumzuhopsen. Ich habe es nie gelernt und vollführe nur unbeholfenen Bewegungen. Seit dem Hirnabszess ist es egal, was andere über mich denken. Müsste ich mir darüber Gedanken machen, ich würde verrückt werden. 

Der Sprung über die Lacke

Besonders ist mir der erste Camino France in Erinnerung. Ein "Sprung" über eine den Weg versperrende Lacke werde ich nie vergessen. Vor und hinter mir Pilger, kam ich dort an. Gedanklich sprang ich perfekt ab und über die etwas länger als Schrittbreite Lacke hinweg.

Nur dachte ich nicht daran, dass ich weder die Kraft, noch die Technik dazu beherrschte. Einzig eine Vorwärtsbewegung machte sich bemerkbar. Die war aber zu wenig, um hinüber zu gelangen. Optisch war ich zwar auf Absprung, aber ich hob nicht ab und es reichte nur für ein lautes Platsch, etwa 30 cm vor mir mitten in die Matschpfütze hinein.

lacken am Camino

Ich lachte über mich selbst, im Wasser stehend und die anderen Pilger waren zwar verwundert, lachten aber mit. Spätestens damals legte ich es ab, was andere über mich denken. Ich weiß, ich gebe mein bestes und das reicht. Wenn es für andere nicht reicht, ist das ihr Problem, nicht meines.

Vorgespräch

Ich traf mich mit der Therapeutin und erzählte ihr von mir und meinem Anliegen. Schon nach wenigen Fragen und Antworten hatte ich ein gutes Gefühl und wollte mich darauf einlassen. Voll oder gar nicht, war meine Devise. Obgleich ich nie in meinem Leben Tanzen gelernt habe, war ich überzeugt davon, dass es mir weiterhelfen kann.

Trotzdem war es wichtig, auf mich zu hören und mir nur zuzumuten, was ich konnte und mir guttat. Rechtzeitig eine Pause einlegen, mich hinsetzen und wenn nötig, mich auch kurz in die Querlage zu bringen. Darauf waren auch die anderen Teilnehmer vorbereitet.

Das Trampolin Springen hat mir bisher immer gutgetan, damit konnte ich das Gehörte vergleichen. Einzig der Aspekt der Kondition war für mich nicht klar. Springen am Trampolin war nur kurz möglich. Wie sollte sich das Tanzen auswirken und wie der Körper darauf reagieren?

therapeutisches Tanzen

Die erste Stunde

Ich war etwas nervös, aber guter Dinge. Schon die Tage zuvor hatte ich Tagträume, wie ich mich leichtfüßig bewegte. Therapeutisches Tanzen in der Vorbereitung. Dazu war es nach dem Kurs "Autogenes Training", das erste Mal unter anderen Menschen seit dem Hirnabszess. Es wurde nach dreieinhalb Jahren auch Zeit, denn es besteht die Gefahr, den Rückzug vor Menschen zu chronifizieren. Es war ein guter Anfang aus diesem Teufelskrei herauszukommen.

Nach einer Vorstellungsrunde von jedem ging es ans Werk. Das Thema war diesmal Rhythmus. Unter Anleitung der Therapeutin begann die Gruppe sich zu bewegen. Ich fühlte mich sofort wohl und begann mich in meinem eigenen Rhythmus tanzend zu schaukeln.

Thema Rhythmus

Ich lernte Rhythmus von einer ganz neuen Seite kennen. Wir sollten unseren Namen im Tanzen und Rhythmus spüren und darstellen und auch jeden einzelnen Buchstaben des Namens. Welche gingen leicht und wo spürte man was? Es wurde eine Verbindung zu den Gefühlen und man lernte viele neue Aspekte.

Mein Problem ist die Schwere im Körper und ich suche daher die Leichtigkeit. Im schwungvollen Tanzen versuchte ich es. Es war nicht einfach, denn ich konnte mich nur auf eines konzentrieren, Single-Tasking eben.

Ebenso wie das Gehen benötigt auch das Tanzen Multi-Tasking. Das Abschalten des Denkens war wichtig, nur so war das Bewegen von Händen und Füßen gleichzeitig möglich. Es gelang mir hin und wieder und immer öfter. Unter therapeutischer Anleitung, gelang es mir immer wieder in einen Flow zu gelangen und im Rhythmus zu tanzen. Diese spielerische Art hat mir bisher gefehlt.

rythmus beim therapeutischen tanzen

Die Kondition

Allerdings musste ich aufpassen. Ich vermeide alle Bewegungen die Schwindel erzeugen könnten. Was mir aufgefallen ist, war die Bewegungsrichtung. Seitlich war angenehm. Vor und zurück, da sperrte es sich. Ich wurde eckig und die Koordination passte nicht mehr. Es war das gleiche Gefühl der Bewegung, wie ich es habe, wenn ich am engen Gehsteig an entgegenkommenden Personen vorbeimuss.

Resümee vom therapeutischen Tanzen

Therapeutisches Tanzen ist die ideale Therapie für mich gefunden. Es wird einige Zeit brauchen, aber das bin ich ja schon gewohnt. Das Tanzen kann mir Beweglichkeit und Leichtigkeit wieder bringen. In Verbindung mit dem therapeutischen Ansatz ist es eine hervorragende Möglichkeit in der Bewegung etwas weiterzubringen.

frohnleiten

Es hängt soviel dran, wie zum Beispiel die Automatik, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination. Da so viele Bereiche dranhängen, ist es natürlich fordernd. Ruhe und Erholung am nächsten Tag war notwendig, um mich wieder erholen zu können. Es wird zwar noch länger dauern, aber ich bin überzeugt, therapeutisches Tanzen ist eine tolle Therapie. Ich werde darüber immer wieder berichten, wie es vorangeht.


Mein Nervensystem sehe ich als wichtigen, wenn nicht wichtigsten Teil meiner Gesundung an. Es dreht sich eigentlich alles darum und es geht dabei um Anspannung und Entspannung. Mein Nervensystem zu entspannen bringt Gesundheit, die innere Anspannung über einen längeren Zeitraum ist die Ursache von Beschwerden und Krankheit. Der Hirnabszess war nur ein Aufzeigen, dass ich in einem zu angespannten Modus unterwegs war.

Ich unterscheide zwischen innererer und äußerer Anspannung. Um Gehen zu lernen ist natürlich eine äußere Anspannung notwendig, die man aber übertreiben kann. Das ist dann nicht so gut und der Beginn von Krankheit, wenn man es nicht beachtet. Diese Innere Anspannung ist schädlich und lässt uns NICHT entspannen, was eine Voraussetzung für Gesundheit ist.

Im Sport ist es die große Kunst, im Training innerlich entspannen zu können, auch unter Belastung. Bekannte Trainer spüren und beherrschen das. 

Nervensystem

Mein Nervensystem entspannen

In allem was ich mache, achte ich darauf im Gleichgewicht zu bleiben, die schädliche Anspannung im Nervensystem zu vermeiden und zu entspannen. Eine wichtige Voraussetzung ist es auf mich zu schauen.

Es ist oft unerklärlich zu sagen, warum ich etwas nicht mache. Ich versuche meiner Intuition zu folgen und darauf zu vertrauen, das Richtige zu machen. Bisher wurde ich noch nicht enttäuscht. Das musste ich allerdings erst lernen, wie Gehen und alles andere.

Pilgern zum Entspannen

Beim Pilgern bin ich im Pilgermodus unterwegs und der ist auf Entspannen gepolt. Ich schaue dabei nicht auf andere, wähle genau mein Tempo welches mir gut tut und lasse mich nicht irritieren. Am Camino del Norte war oft schlechtes Wetter, trotzdem war ich im Modus der Entspannung unterwegs. Egal wie steil es bergauf oder bergab ging. und wie das Wetter war. Wichtig war es, wie ich mich fühlte! 

Letztens die Woche am Jakobsweg-Weinviertel, war für mich an der Grenze. Durch das späte Jahr und die Zeitumstellung kamen Alexander und ich öfter ins Dunkle. Das forderte mich und mein Nervensystem sehr. Allerdings bekam ich die Gelegenheit unter einem Sternenhimmel zu gehen. Das habe ich mir schon lange gewünscht, am Camino Norte gelang es mir noch nicht.

Mein Nervensystem am Jakobsweg entspannen
Jakobsweg Weinviertel

Es war jedoch notwendig, auf mich zu hören, damit ich mich nicht überforderte. Es gelang einigermaßen und ich konnte meine Grenzen wieder ein Stück ausweiten. Es ist ein Stückweises voran kommen, so wie ich auch das Leben in allen Bereichen Stück für Stück erobere.

Ich bin nicht meine Gedanken

Der Hirnabszess war keine Krankheit wie eine Grippe oder ein Beinbruch. Es hat mir eindringlich gezeigt, unter allen Umständen auf mich zu hören. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, denn zu lange habe ich auf alle anderen gehört, um zu entsprechen. Ich entfernte mich immer mehr von mir selbst und habe zu lernen, dass ich NICHT meine Gefühle oder mein Denken bin, sondern mein Bewusstsein!

Es gibt natürlich viele Ursachen, warum ich krank geworden bin. Unterm Strich hat mich mein Denken hierher gebracht. Mittlerweile weiß ich darum und stelle mein Denken um. Das hat aber auch mit vielen alten Verhaltensmustern zu tun, die sich vor langer Zeit bildeten. Diese aufzulösen ist notwendig, um Heil zu werden. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Mir dessen bewusst zu werden und zu sein, ist aber schon ein guter  Anfang. Es hängt vom Denken ab, mein Nervensystem zu entspannen.

Körper und Geist

Ich bin mein Bewusstsein. Mein Körper zeigt mir nur auf, dass etwas nicht stimmt, oft mit Schmerzen, wenn ich nicht darauf höre. Das zu erkennen gehört zum Heil werden. Zum Gesund werden gehört nicht nur körperliche Arbeit, sondern auch Geistige. Viele möchten nur Gesund werden und vergessen dabei auf den Geist. Allerdings sind wir nur krank geworden, um damit einen Hinweis zu erhalten, woran wir arbeiten sollen.

Viele werfen dagegen irgendwelche Pulver und Medikamente ein und erwarten eine Besserung oder Heilung. Die gibt es aber in den seltensten Fällen, weil wir oft die Eigenverantwortung damit abgeben. Wir erwarten uns Hilfe von anderen, dabei sind wir SELBST unser bester Heiler. 

Mein Nervensystem entspannen

Durch meinen Freund Harry lernte ich schon vor vielen Jahren im Sport Bewußtseinstraining kennen. Es war Anfangs eine oft harte Schule, der Radrennsport bekam eine andere Bedeutung. Heute bin ich froh darüber und verstehe es besser. Denn nur so war es mir bisher möglich die Folgen des Hirnabszess zu überstehen und das Leben neu kennen zu lernen.

Der Abszess hat meinen Körper nachhaltig gestört, aber den Geist gestärkt. In den letzten drei Jahren habe ich viel mehr erreicht, als man erwarten konnte. Trotzdem ist mein Gehirn mit vielem noch überfordert.

Allerdings bin ich dankbar dafür, dass Leben auf diese Weise kennen zu lernen. Es ist ein schrittweises Lernen in allen Belangen. Der nächste Step ist immer nur möglich, wenn ich das Aktuelle verstanden habe. 

Das Nervensystem entspannen

Die Entspannung gehört wesentlich zu meinem Tagesablauf dazu. Ich versuche mein Nervensystem durch viele Methoden zu entspannen. Meditation, Geh-Meditation, Buch lesen, viel Schlafen, Duft-Therapie, mich in der Natur bewegen und vieles mehr. Das alles passiert in einem niederschwelligen Bereich.

So lange wie möglich versuche ich mich in diesem Bereich aufzuhalten. Manchmal ist es jedoch nicht möglich. Ämter und Behörden, schwierige Gespräche und manch anderes sind der Gesundung nicht förderlich. Schwierige Gespräche mit Ämtern fordern von mir oft noch ein bis zwei Tage Ruhe danach. Aus diesem Grund vermeide ich solche Termine, wenn es geht.

Ich suche alles andere, wo sich der Körper entspannen kann. Pilgern ist eines davon. Das eindrucksvollste Erlebnis war für mich der Camino Frances im Vorjahr. Trotz einer gewissen Anstrengung, konnte ich meine Körper entspannen und das über mehrere Wochen. Es war faszinierend das zu sehen und zeigte mir, dass die Gesundung nur über den Verlust an schädlicher Spannung geht.

Glücklich am Camino Frances
Glücklich am Camino Frances

So wird mein weiterer Weg sein, auf mich zu hören, dass zu machen was ich gerne mache und was mir nicht gut tut, sein zu lassen.

"Step by Step!"


Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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