Ich habe mittlerweile Santiago und Finesterre erreicht. Rund 950 km liegen somit hinter mir. Das Leben ist hier für mich erträglicher, weil ich mit allem was ich mache auf mich selbst zurück geworfen bin.
Ich habe mittlerweile Santiago und Finesterre erreicht. Rund 950 km liegen somit hinter mir. Das Leben ist hier für mich erträglicher, weil ich mit allem was ich mache auf mich selbst zurück geworfen bin.
Im Großen und Ganzen komme ich am Camino recht gut über die Runden und habe die Sinneseindrücke mehr oder weniger gut unter Kontrolle. Eine Brücke wurde aber zur bisher größten Herausforderung dieses Camino.
Jetzt bin ich drei Wochen am Camino Norte mit meinen Handicaps unterwegs. Worin habe ich aber meine Erfahrungen und Erlebnisse seither gemacht?
Das Gehen wurde für mich zur Leidenschaft. Ich kann die Rehabilitation und das Leben lernen nirgends sonst so gut kombinieren wie am Camino del Norte.
Ist der Camino del Norte mehr Therapie oder doch das Leben lernen für mich? Da das Pilgern die beste Therapie darstellt, ist es auch gleichzeitig das Leben leben.
Ja, selbst das Leben habe ich zu Lernen. Das hatte ich mir am Anfang leichter vorgestellt.
Das Leben hat eine besondere Wertigkeit nach dem Hirnabszess bekommen. Nicht das es mir vorher weniger wert gewesen wäre.
Die richtige Ausrüstung für den Jakobsweg zu finden, ist gleichzeitig Therapie für mich. Nämlich genau zu wissen, was ich brauche, erfordert ein Denken, was mir fehlt.
Mein Leben bestand bisher nur aus Therapie. Drei Jahre sind aber genug und diese Zeit habe ich mir auch gegeben. Jetzt steht wieder Pilgern an.
Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren ein Grenzgänger. Das deshalb, weil ich es noch immer nicht geschafft habe, mehr Energie zu haben, als der Tag lang ist.