Meine Hochsensibilität, der Camino und ich!

26. Juli 2019
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3 Minuten Lesezeit

Ich bin jetzt seit einer Woche vom Camino zurück. Für mich ist es immer sehr interessant, ob ich meine Wahrnehmung und Hochsensibilität verbessern konnte.

Dieser Hochsensibilität bin ich mir bewusst und arbeite seit zwei Jahren daran, sie in entsprechende Bahnen leiten zu können. Es ist EIN Grund, warum ich mich nur Schritt für Schritt in allen Dingen verbessern kann. Meinem Gehirn wurden sämtliche Filter genommen, seither treffen alle Reize ungefiltert auf mich ein.

Camino del Norte

Die Hochsensibilität

Seit drei Jahren trainiere und übe ich daran, sie zu verbessern. Der Schwindel, die Gleichgewichtsstörungen und die sich nur langsam aufbauende Muskelkraft sind das Eine. Dazu aber die Hochsensibilität, das alles zusammen macht ein normales Bewegen in der Stadt noch immer nicht leicht möglich.

Schon letztes Jahr am Camino France war es nicht leicht. Ich blieb in keiner Stadt, durchquerte jede und hielt mich quasi nur in der Natur oder den Herbergen auf. Kirchenbesuche musste ich auf ein Minimum beschränken und Menschenansammlungen vermied ich.

Am wohlsten fühlte ich mich, wenn ich alleine am Weg war. Die Natur stresste mich nicht und ich fühlte mich in ihrem Rhythmus wohl. Diese Feinfühligkeit und Hochsensibilität umfasst aber mehr als nur diese äußere Wahrnehmung. Doch dazu später noch mehr. Dieses "überfordert sein von Reizen" war zunächst vordergründig.

Hochsensibilität

6 Wochen am Camino del Norte

Ich war gespannt, ob sich an meinem Verhalten etwas geändert hatte. Viele Fragen tauchten im Vorfeld der Reise auf. Zusammengefasst behandelten alle das gleiche Thema:

"Wie wird meine Wahrnehmung diesmal sein?"

Dementsprechend vorsichtig ging ich alles an. Keine Energie durfte vergeudet werden. Irun, San Sebastian wurden durchquert und nicht als Zielpunkt genommen. Die Stadt strengt mich noch zu sehr an.

Auch später noch Bilbao oder Gijon. Ich durchschritt sie und schaute, wie in Gijon, dass ich am Sonntag durch gehen konnte. So wurden die langen Abschnitte durch die Industriezonen leichter, weil kaum Verkehr war. Das richtige Timing war wichtig.

Santiago de Compostela

In der dritte Woche begann sich was zu verändern. Ich konnte plötzlich öfter und wesentlich länger während dem Gehen auch die Gegend anschauen. Ich musste nicht immer auf den Boden blicken, wo ich hinsteige.

Ich wurde Aufnahmefähiger und das machte sich besonders bemerkbar in Santiago. Natürlich strengten mich die vielen Menschen noch an. Aber es war doch anders als im letzten Jahr. Ich besuchte sogar die Pilgermesse und holte mir die Compostela. Das wäre voriges Jahr noch undenkbar gewesen.

Vor der Kathedrale

Die andere Seite der Hochsensibilität

Es gibt aber noch die andere Seite der Hochsensibilität. Nicht die verstärkte Aufnahme von Reizen, die einen so schnell erschöpfen, sondern auch die Empfindsamkeit gegenüber auf Menschen, auf Beziehungen, auf Dinge und Situationen.

Besonders der Sinn für Ethik, Ganzheitlichkeit und Stimmigkeit kann bereichernd sein oder hindernd sein. Ich spüre leicht, ob etwas Unstimmig ist oder etwas nicht passt. Dem zu vertrauen ist aber nicht leicht. Ich kann oft ja nicht sagen, warum dem so ist.

Ich laube oft zu wissen, was andere brauchen oder denken und fühlen. Als Energetiker hatte ich das im Griff und es hat mir sehr geholfen. Jetzt aber gibt es überhaupt keine Filter mehr und diese Anzahl an Informationen überfordert meinen Geist. Ich konnte ihm nicht mehr vertrauen, ob der vielen Informationen. Ich wusste nicht wohin damit und wie ich relevante von nicht wichtigem trennen sollte.

Wahrnehmung einmal anders

Besonders schwierig wird es, wenn ich es kommunizieren möchte. Durch meinen verminderten Wortschatz fehlen mir die Wörter um es entsprechend zu kommunizieren und ich musste oft schmerzlich erfahren, wie ich missverstanden wurde.

Ob ich möchte oder nicht, meine Beobachtungsgabe hat sich verändert. Ich achte vermehrt auf Kleinigkeiten und ziehe sie in mein Gesamtbild ein. Das passiert oft unbewusst und hat scheint oft übersinnlich zu sein. Das passt natürlich oft nicht in unsere Gesellschaft, man hat es nicht leicht.

Camino de Norte

Die Intuition

Der Intuition zu vertrauen, habe ich zu lernen. Überhaupt diese gesteigerte Wahrnehmung in Leben zu integrieren. Der Camino war ideal dafür. Hier lerne ich wieder darauf zu vertrauen. Meine Wahrnehmung konnte ich bisher nur ausschalten oder zu 100% einschalten.

Erst am Camino lernte ich wieder, diese zu steuern. Es war erst ein Anfang, aber ich bin froh diesen Schritt geschafft zu haben. Auch hier gilt, Schritt für Schritt. Der Anfang ist gemacht und darauf kann ich aufbauen. Es wird seine Zeit brauchen, bis ich es wieder voll im Griff habe.

Hochsensibel sein hat auch Vorteile

Es gibt viele Beispiele für den Einsatz dafür. Zuerst heißt es aber, damit umgehen zu lernen. Es ist keine übersinnliche Fähigkeit, im Gegenteil. Man bekommt nur mehr Zugriff auf mehr Informationen, die jeder hat. Und da kommt wieder das Vertrauen ins Spiel. Zu unterscheiden zwischen Glaubenssätzen, Vorurteilen und Prägungen gegenüber dem intuitiven Erfassen von Situationen und deren Einschätzung ist die Herausforderung.

Denn es gibt immer mehrere Wahrheiten. Das oftmals schwierige ist es, diese in ihrer Gesamtheit anzuerkennen und dem zu vertrauen.


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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