Das Jahr 2021, jedes Monat in Bild und ein bisserl Text!

Dieses Mal gebe ich einen Rückblick darüber, was im Jahr 2021 mein monatliches Highlight war. Ein Bild steht für jedes Monat und dazu ein bisschen Text.

Dieses Jahr wird eingehen in ein sehr wechselseitiges Jahr, mit Höhen und Tiefen, wobei mir Tiefen den Ansporn geben, meine Motivation hochzuhalten.

JÄNNER, im Jahr 2021

Langlaufen im Jahr 2021, Jänner
Langlaufen auf der Teichalm

Für den Jänner 2021 nehme ich das Langlaufen, welches mir wichtige Verbesserungen in Sachen Stabilität und Sicherheit brachte.

Mein Gleichgewicht wird immer besser, zumindest wenn ich in Bewegung bleibe. Es geht mal mehr, mal weniger gut. Ständiges Training dafür bleibt notwendig, denn wenn ich nicht übe, geht ist rückwärts.

Langlaufen ist eine gute Möglichkeit, in jeder Situation mein Gleichgewicht halten zu lernen. Außerdem ist es ein gutes Training für meinen Oberkörper und die Arme. Seit Corona bin ich in keinem Fitnessstudio mehr und versuche das Trainieren mit Gewichten zu kompensieren.

FEBRUAR

Therapeutisches Tanzen, im Februar 2021
Therapeutische Tanzen, meine beste Therapie

Für den Februar habe ich lange überlegt? Neben Langlaufen, Radfahren und viel Gehen, war das therapeutische Tanzen sehr entscheidend für dieses Jahr.

Alles, was ich möchte, ist eine Verbesserung der Wahrnehmung. Das therapeutische Tanzen gibt mir dazu ein immer besseres Spüren, von dem, was ich gerade fühle. Dieses erspüren konnte ich in all meinen anderen Aktivitäten anwenden und damit vorwärtskommen.

Mein Dank gilt meiner Therapeutin Hanna, die mich seit zwei Jahren therapeutisch begleitet und einen wichtigen Teil in meiner Rehabilitation spielt.

MÄRZ

Der steirische Apfel, März 2021
Gehen ist des Menschen beste Medizin, oder zumindest für mich!

Der März war für mich optimal. Im Tal kein Schnee, zum Langlaufen in den Bergen aber dafür genug. Schönes Wetter begünstigte das Wandern in den umliegenden Hügeln meines zu Hause und unterstützen das Gehen lernen.

Bei gemeinsamen Touren mit meinem Freund H., der Schmerzpatient ist, konnte ich das automatische Gehen schulen. Besonders auf Single Trails bergauf, konnte ich mich verbessern, indem wir redeten.

APRIL

Ausrüstung zusammenstellen, April 2021
Ausrüstung für den Walkabout

Der April stand neben der Therapie auch unter der Vorbereitung auf den Walkabout und dem Aussuchen der Ausrüstung.

Da ich zum Unterschied beim Pilgern in Spanien diesmal mit Zelt und Unterlegmatte unterwegs war, hatte ich besonderen Augenmerk auf das Gewicht zu legen.

Für mehr als 5 Kilogramm Basisgewicht + Wasser und Essen, ist meine Skelettmuskulatur noch nicht ausgelegt. Durch meine gewonnenen Erfahrungen beim Pilgern und Anleihen aus dem Ultraleichtwandern, konnte ich es ganz gut hinbringen. Weitere Verbesserungen sind eine Kostenfrage.

Ansonsten stand der April weiterhin unter Therapie, Trainieren und Verbessern, in allen Belangen.

MAI

Walkabout in Niederösterreich - Weinviertel
Walkabout in Niederösterreich - Weinviertel

Im Mai begann mein Walkabout, mit dem ich einen Abschluss nach fünf Jahren Therapie finden wollte. Ziel war es, die vier Kardinalpunkte, bzw. den östlichsten, nördlichsten, westlichsten und südlichsten Ort von Österreich zu erreichen.

Im Mai erwischte ich sehr viel Regen und die Zeit von Judendorf, zum östlichsten Punkt im Burgenland und weiter durch Niederösterreich, wurde zum Aufarbeiten der Zeit im Krankenhaus und die Jahre danach.

JUNI

Glücklich sein!
Glücklich sein!

Den ganzen Juni verbrachte ich am Walkabout. Nach dem Aufarbeiten im Mai war jetzt Glücklichsein angesagt. Ich hatte seit dem Hirnabszess noch nie eine so unbeschwerte und glückliche Zeit verbracht, wie in diesen Tagen, rund um Österreich.

Ein Walkabout hat den Sinn, sich seiner Identität bewusst zu werden und das ist mir, zum größtem Teil, auch gelungen. Dieser Weg durch meine Heimat bedeutete mir viel, denn wegen Corona wollte ich in Österreich bleiben.

JULI

Auf der Koralm, im Juli 2021
Koralm (2140 m), wenige Tage vor dem Ende

Im Juli erreichte ich nach 2.100 km wieder Judendorf und beendete meinen Walkabout nach 59 Tagen. und erreichte alle vier Kardinalpunkte Österreichs.

Weitwandern und Gehen gibt mir Sinn im Leben und werde ich weiterhin ausüben. Wieder zurück, brauchte ich lange, um mich daheim einzufinden.

AUGUST

Den Tag genießen, August 2021
Den Tag genießen

Wieder Leben zu lernen hat sich mit Corona verändert. Statt in die Stadt und ins Kino zu gehen, muss ich mich neu orientieren. Ich bevorzuge seitdem die Natur und die Ruhe. Mit der Hochsensibilität geht es mir damit zwar besser, aber kaum komme ich in den Straßenverkehr, merke ich, wie meine Wahrnehmung abbaute.

Die Anforderungen durch Corona im Lebensalltag, egal ob Einkaufen oder mit der Bahn fahren, kostet mir enorm viel Energie und verringerte meine Konzentrationsfähigkeit.

SEPTEMBER

Gesäuse, im Jahr 2021
Gesäuse, Obersteiermark

Den Herbst verbrachte ich öfters im Gesäuse. Das schöne Wetter nutzte ich des Öfteren für Ausflüge, um zu leben und nicht immer im Gedanken der Therapie unterwegs zu sein. Die Ausflüge waren dazu willkommen und brachten eine Abwechslung.

OKTOBER

Radfahren, im Jahr 2021
Radfahren für bessere Wahrnehmung

Im Oktober trainierte ich Radfahren, für eine bessere, bzw. schnellere Wahrnehmung. Nach dem Walkabout musste ich mit dem Rad fast bei neu anfangen. Das zeigte mir wieder, wie schnell ich wieder gelerntes verlieren kann.

Dranbleiben ist das Gebot der Stunde und das im richtigen Maße. Im rechten Moment "Innehalten" ist genauso wichtig. Der Walkabout brachte mir viel, aber die Corona-Zeit veränderte meine Rehabilitation und macht Therapie weiterhin nötig. Das neue Leben schaut anders aus, wie es vor Corona war. Das wird mir immer bewusster.

NOVEMBER

Balancieren, Gleichgewicht trainieren
Balancieren und Gleichgewicht trainieren

Der November wurde schwieriger mit meiner Rehabilitation. Das Wetter, der erste Schnee, es wurde kälter, das alles zerrte an mir. Alles Bedingungen, die mir das Leben schwer machen. Meine im Sommer gewonnene Leichtigkeit verschwand langsam und wich wieder mehr der Schwere.

Übungen vom therapeutischen Tanzen verwendete ich wieder vermehrt, um mehr Leichtigkeit zu erfahren, was aber gar nicht so leicht ist, machten doch die Kälte und der Schnee meine Bewegungen schwerfälliger. Der Herbst/Winter ist eine Zeit, die es zu Übertauchen gilt.

DEZEMBER

Vollmondwanderung im Dezember
Vollmondwanderung

Ein auf und ab im Dezember. Der Lockdown ließ mich wieder auf die Therapie fokussieren, Therapie in Eigenregie allerdings. Wandern zu Vollmond soll meine Wahrnehmung verbessern und die restliche Zeit verbrachte ich im Balance-Park oder ich machte Übungen zu Hause.

Bei einer Wanderung stürzte ich am Glatteis, was mir zunächst eine Prellung am Handgelenk einbrachte. Die Erschütterung war aber so hart, dass mein gesamter Körper geprellt zu sein schien. Es war meine erste stärkere Verletzung seit dem Hirnabszess, vor über fünf Jahren. Ich habe seither viel erlebt, muss aber nach wie vor sehr vorsichtig bei meinen Bewegungen sein.

Das Jahr 2021

Der Walkabout hat sicher alles andere überstrahlt und er hat mich wieder einen Schritt weiter gebracht. Ich darf mich aber nicht darauf ausruhen, denn Rückschläge werfen mich noch immer zu weit zurück.

Das Jahr 2021 ist mit der Corona-Pandemie allerdings ein Jahr, welches wieder einmal, wie das Vorjahr, meine Rehabilitation sehr verlangsamte.

...aber wie lautet mein Motto:

"Never give up!"


Zum Abschluss wünsche ich jedem ein gesundes, gutes neues Jahr und das sich jedem seine Träume erfüllen mögen und schließe mit einem Zizat von Antoine de Saint-Exupéry:

"Die Zukunft soll man

nicht voraussehen wollen,

sondern möglich machen."


Vom Glück des Gehen (können)!

Das Glück des Gehen können, ist gerade in dieser Corona-Zeit von unglaublichem Wert für mich. Denn die Glücks- und Freudengefühle finde ich hier, wie kaum sonst wo. Früher führten mich meine Wege durch die ganze Welt, seit dem Hirnabszess und im Speziellen seit Corona, habe ich die heimische Gegend zu schätzen gelernt. Einer meiner Lieblinge ist der Gratkorner Rundweg.

Im nördlichen Bergland von Graz, speziell im Westen der Mur, kenne ich mittlerweile die meisten Wanderwege und fast jeden Gipfel. Die Natur hat einen besonderen Stellenwert bekommen, denn sie ist meine Therapie Nummer eins geworden.

Gratkorner Rundweg

Der Gratkorner Rundweg

Es ist mein liebster Weg, den ich auch dann gehe, wenn ich nichts verbessern oder trainieren möchte. Dieser Weg führt von der Industrie in die Natur. Ein Gegensatz, der größer nicht sein könnte.

Man befindet sich bald in den Wäldern hinter Gratkorn. Wanderwege wechseln mit nicht allzu langen Asphaltstrecken ab. Mittlerweile kenne ich den Weg zu allen Jahreszeiten und bei jedem Wetter.

Das Wandern wie das Leben stehen für Wandel

Durch das Pilgern und Wandern konnte ich wieder zurück ins Leben finden. Ich konnte damit meinem Leben einen Wandel geben, der ohne das Gehen so nie möglich gewesen wäre.

In diesen Wäldern übe ich die Praktiken, wieder gehen zu können. Ich brauchte lange, bis ich mich überhaupt so weit wagen konnte. Diese Wege geben mir so viel, auf ihnen lerne ich Lebensweisheiten, die es mir ermöglichten, wieder zu gehen.

In der Natur verarbeite ich die Krankheit, dieses einschneidende Erlebnis in meinem Leben. Mein Gehirn funktioniert nicht mehr wie früher, es ist mir seit dem Krankenhaus vor bald sechs Jahren geblieben, dass ich nur auf das Jetzt reagieren kann. Daher stresst mich vieles, besonders die Stadt, denn dort ist es hektisch und dem kann mein Gehirn nur schwer folgen. Dort funktioniere ich nicht.

Im Wald und der Natur komme ich zur Ruhe, beobachte Lebensgesetze, die mir helfen und mich unterstützen. Corona überfordert mein Denkvermögen, daher gehe ich kaum mehr in die Stadt, sondern ziehe die Natur vor.

Üben im Schnee

Der Winter war früher meine liebste Jahreszeit. Heute mag ich ihn noch immer, wenn es auch bedeutet, zu üben und trainieren. Ich leide unter der Kälte, die mein Nervensystem und die Gelenke angreift. Dabei muss ich aufpassen, aufgrund meines Nicht-Funktionierens, nicht zu glauben, dass es schlechter geworden ist.

Gerade im Schnee gehen kostet besonders viele Ressourcen. Die Zeit und Länge ist im Winter verkürzt, ich gelange weit schneller ans Limit. Auf Schnee zu gehen, ist vergleichbar mit einem Feld übersät mit kleinen Murmeln.

Meine Propriozeption ist dabei besonders gefordert. Daher ist jeder Tritt ein besonderes Training und hilft mir im Sommer, besser zu gehen.

Gratkorner Rundweg
Gratkorner Rundweg

Natur und Waldgeister am Gratkorner Rundweg

Der Gratkorner Rundweg ist von mir zu Hause weg, rund 16 Kilometer lang und zählt zum Grazer Bergland. Er bietet abwechslungsreiche Wegstrecken und am höchsten Punkt mit dem Höchwirt auch eine Einkehrmöglichkeit.

Wanderwege sind Lebenswege

Mein erster großer Weg nach dem Hirnabszess war der Camino France in Spanien. Auf ihm und allen weiteren lernte ich mich besser selbst zu verstehen und wie ich die Welt sehe. Genau das richtige für meine Situation, nach dem Hirnabszess.

"Du bist, was du denkst!"

Buddha

Mein Denken muss erst gefüllt werden. Am besten gelingt mir es, wenn ich gehe. Zu Hause oder auf langen Fernwanderwegen. Da ich bin, was ich denke, versuche ich mein Denken gleich mit guten Sachen zu füllen, die mich weiterbringen.

So geht es Schritt für Schritt vorwärts, obwohl es im Winter einem Rückschritt gleichen mag.

So lerne ich viel am Gratkorner Rundweg und auf anderen Wegen. Der Weg bewegt mich und meinen Geist und das gibt mir Freude und motiviert mich, weiter an mir zu arbeiten und vorwärtszukommen.

Hier geht's zu meinem ersten Camino Frances, wo es um das Nicht-Denken geht

Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.

Søren Kierkegaard
dänischer Schriftsteller, Theologe und Philosoph (1813 - 1855)

Gehen lernen oder um des Gehens willen!

Es gibt zwei Arten des Gehen, die ich anwende. Nach mittlerweile über fünf Jahren und trotz der vielen Weitwanderwege, habe ich noch immer Gehen zu lernen.

Eine Strategie ist es (neben einigen anderen), durch möglichst viele Wiederholungen, die Bewegung im Gehirn zu verankern. Das können nicht viele nachvollziehen, aber 30.000 km seit dem Hirnabszess haben mir viel gebracht.

Gehen im Schnee

Automatisches Gehen

Das Gehen zu automatisieren, ist mir nach wie vor ein großes Anliegen und notwendig, um eine Entlastung des Gehirns zu erreichen. Ich muss mich sonst zu viel auf den Bewegungsablauf konzentrieren, was viel Energie kostet und nichts anderes zulässt.

Mich während des Gehens zu unterhalten oder Musik zu hören ist eine gute Taktik dafür. Je nach Wegunterlage geht das besser oder schlechter.

Gehen ohne Therapie-Hintergrund

Das andere Gehen ist einfach um des Gehens willen, so wie die meistens das tun. Von A nach B gelangen, zum Einkaufen oder zur Post gehen oder aus Freude am Gehen - für die meisten normal, doch nicht für mich. Denn selbst nach drei Caminos und dem Walkabout, nicht an meinem Gangbild oder an der Gang-Koordination zu arbeiten, ist nur schwer möglich, denn die Defizite sind immer präsent.

Dieses "Nichts wollen" und trotzdem etwas tun, kann ein schmaler Grat sein, auf dem ich nur zu leicht ins "Verbessern wollen" kippe. Das "Leben lernen" ist in dieser Corona-Krisenzeit noch schwerer geworden und in vielen Bereichen sogar unmöglich.

250.000 Nervenenden zum Gehen

Die Fußsohle besitzt 250.000 Nervenenden. Nerven, die bei mir nicht mehr richtig funktionieren. Darin sind Bewegungssensoren enthalten, die einem die Stellung des Gelenkes anzeigen und andere, die einem Kälte und Hitze spüren lassen. Sie ermöglichen uns, im Wald über Wurzeln, steil bergauf oder bergab zu gehen und auch schräg, ohne viel darüber nachzudenken.

Die Sicht ist ein weiterer Faktor, der großen Einfluss hat. Bei Finsternis hat man oft zögerliche und ängstliche Bewegungen, beim Vorsichtigen hinunter tasten mit den Füßen, von Stufe zu Stufe. Dieses Gehen ist am ehesten mit meinem vergleichbar. Da merkt jeder die fehlende Propriozeption. Mir fehlt sie noch immer, aber 30.000 km zu Fuß, haben mir mittlerweile viel Übung gebracht.

Bei mir ist das auch am hellen Tage und nur durch die bisher vielen tausenden zu Fuß zurückgelegten Kilometer,  erarbeite ich mir das Gehen ansatzweise zurück. Ansatzweise deshalb, weil mir eben noch immer die Automatik fehlt, die in Kombination mit der Halbseitenlähmung das Gehen nach wie vor schwer macht.

Übung macht den Meister.

Ich habe vielleicht keine Verbesserung im Sinne, dass es besser oder repariert wird, aber ich kann immer besser damit umgehen und habe Dinge erreicht, die nicht als selbstverständlich anzusehen sind. Dranbleiben ist wichtig, denn die Wahrnehmung geht sonst schnell wieder verloren.

Ich werde nie den Tag vergessen, als ich bei einer Kontrolle im LKH Graz, fast ein Jahr nach dem Krankenhaus von einem Arzt gesagt bekam, ich solle mich nicht so anstrengen, im Gegenteil, ich solle es endlich akzeptieren, dass meine Defizite und Zustand so bleiben wird und es wird sich nichts mehr verbessern.

Damals konnte ich mit vielen Pausen ein paar hundert Meter gehen, danach war ich erschöpft für den Rest des Tages. Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte:

"Wenn SIE das glauben, wird es für SIE schon stimmen. ICH glaube an etwas anderes und werde weiter üben und trainieren."

Ein Jahr später ging ich Pilgern und erreichte nach insgesamt zwei Monaten Santiago de Compostela, nach 800 Kilometern Fußweg. Ich stolperte zwar mehr, als ich ging, aber ich legte den Grundstein dazu, meine Halbseitenlähmung und die Propriozeption zu verbessern.

Es war ein Auftakt zu mehreren Pilgerfahrten, die für mich Therapie im Alltag war. Ein "Reha-Alltag", der mich wieder näher ans Leben brachte und der mir bisher mehr als jeder mehrwöchige Reha-Aufenthalt zu Hause war.

Mein erster Camino Frances

Als ich Monate später die quartalsmäßige Abrechnung der Sozialversicherung bekam, haute es mich fast von den Socken. Mit dem gleichen Geld welche die sechswöchige Reha gekostet hat, hätte ich ein Jahr lang Pilgern gehen können. Ich möchte damit nicht sagen, dass die Reha nichts gebracht hat, aber im Vergleich dazu, eineinhalb Monate Pilgern, hat mir in Summe mehr gebracht und ich wäre gerne länger unterwegs gewesen, aber dafür reichte meine Mindestpension nicht. Leider ist Pilgern für mich seit Corona nicht mehr möglich. Damit habe ich meine wichtigste Therapie verloren.

Die Freude am Gehen

Mein größter Antrieb ist die Freude, überhaupt wieder gehen zu können, egal wie. Es geht mal besser, mal schlechter. Trotzdem genieße ich noch heute jeden Meter, den ich zurücklegen kann. Gerade jetzt im Lockdown ist der Wald noch mehr denn je mein Freund. Das Gewöhnen an die Stadt habe ich seit letztem Jahr aufgegeben.

Beim Pilgern und Weitwandern trainiere ich effizientes Gehen mit minimalem Aufwand. Ich kann es nicht oft genug sagen, wie froh ich bin, mich wieder selbständig fortbewegen zu können.

Dabei geben mir die kleinen Dinge am Weg Freude und ich beachte Sachen, die mir früher nicht aufgefallen sind. Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass ich immer auf den Boden schauen muss, um zu sehen, wo ich hin steige. Dabei fallen mir immer wieder neue Dinge ins Auge, ein besonderer Stein, ein Käfer oder eine sonstige Besonderheit, die mich umgibt.

Philosophie ist die Liebe zur Weisheit

"Weise ist nicht jemand, der viel weiß, sondern der zu leben versteht, der es versteht, mit sich selbst und mit den anderen umzugehen und die vielfältigen Herausforderungen des Lebens im beruflichen wie im privaten Bereich meistert, auch und gerade dann, wenn es schwierig und leidvoll wird!"

Unbekannt

So lautet eine Erklärung, was Philosophie ist. Ich bin kein Philosoph, allerdings entspricht mir diese Art, mein Leben zu sehen. Weisheit verdankt man nicht Büchern, sondern der aufmerksamen Beobachtung natürlicher Gesetzmäßigkeiten und des menschlichen Miteinanders. Das beobachte ich jetzt seit mehreren Jahren. Auch das Chinesische iGing handelt von den Naturgesetzen und ist mir oft eine Hilfe, besser zu verstehen.

Ein gutes Leben bedeutet für mich, "naturgemäß" leben zu können. Da komme ich wieder zu meinem Hirnabszess. Es war mir davor nicht mehr möglich, "naturgemäß" zu leben, ich war im Hamsterrad des Lebens gefangen. Der Hirnabszess gab mir die Möglichkeit, auf eine neue Art zu leben.

Struktur für Training und Gehen

Struktur und Routine

Mit dem Beginn des Lockdowns habe ich mich wieder entschieden, dem "Gedanken der Therapie" zu folgen. Es gibt mir Struktur und Routine. Leben lernen geht im Moment eh wieder nicht, darum konzentriere ich mich erneut darauf, gesundheitlich weiterzukommen. Das bedeutet, Gehen und Wandern ist die erste Wahl, dazu Kräftigungs-, Gleichgewichts- und Wahrnehmungsübungen.

Bei jeder Wanderung erfreue ich mich an der Natur und dem Rhythmus den sie vorgibt. Im Wald und der Natur fühle ich mich gut aufgehoben. Die Stadt und viele Menschen stressen mein Gehirn, stattdessen bin ich viel beim Wandern oder halte mich in der freien Natur auf.

Gehen in der Natur

Gerade zu Corona-Zeiten bringen mir die verschieden Arten zu gehen Struktur und Routine ins Leben. Das Gehen ist außerdem eine Lebensschule, bringt mich seelisch und geistig weiter und hilft mir Gesundheit in allen Belangen zu finden!


Lockdown anstatt Leben - zurück in die Rehabilitation!

Der Winter ist da und wie schon letztes Jahr, beschäftige ich mich mehr mit der Rehabilitation und Therapie, die ich in Eigenregie machen kann. Immunsystem und Bewegung ist sowieso das Gebot der Stunde. Der Lockdown ist zurück und damit gibt es wieder mehr Therapie, statt Leben.

Im Frühjahr/Sommer dieses Jahres wollte ich aus dem "Gedanken der Therapie" aussteigen und dem Leben wieder mehr Platz einräumen. Das ist mir erstmals mit und nach dem Walkabout sogar gelungen. Es ist gar nicht so leicht zu erklären, wie das gemeint ist, denn ich sehe das Leben anders als früher und anders, als es wahrscheinlich die meisten anderen tun.

Routinen, so oder so!

Routinen sind wichtig für mich, egal ob für Therapie oder Leben. Mein Gehirn tut sich schwer damit, dazwischen hin und her zu switchen. Wenn, dann kann ich mich auf eines konzentrieren und muss das andere hintanstellen. Jetzt heißt es eben wieder Therapie, die ich wieder in Eigenregie unternehme und mir auch die Pläne dafür selbst zusammenstelle.

Das dauert immer ein paar Wochen, bis ich mich an die Routinen gewöhne. Ohne sie würde es zu chaotisch ablaufen und ich würde mich in zu vielem verlaufen. Das Ergebnis wäre Rückschritt in meiner Heilung und so versuche ich immer, dass mir bestmögliche zu machen. Lasse ich mir zulange Zeit, um Routinen zu lernen, kann es ins Gegenteil umschlagen. Darum versuche ich mich möglichst schnell an neue Routinen zu gewöhnen, was jedoch einige Zeit dauern kann.

Gerade die Regeln wegen Covid-19 stellen mein Gehirn immer wieder vor Herausforderungen, da sich dauernd etwas ändert. Von den derzeitigen Diskussionen halte ich mich fern, denn sie belasten mein Gehirn und fordern Ressourcen, die ich dringend für anderes brauche.

Das Leben ist bunt

Am Camino - Therapie UND Leben

Zunächst war ich zwei Jahre ausschließlich in Therapie, bis ich nicht mehr konnte. Der Jakobsweg 2018 war damals ein Ausbruch aus diesem Leben und brachte Therapie und gleichzeitig Leben. Jeder Schritt war damals unter dem therapeutischen Gedanken und trotzdem brachte mir der Camino auch das Leben näher. Ich fand einen guten Weg, der mir bestmögliche Heilung versprach.

Am Jakobsweg zurück ins Leben

Dieser Weg ist seit Corona beendet und ich finde mich nur schwer damit zurecht. Am besten ging es mir noch in den bald letzten zwei Jahren am Walkabout. Mein Gehirn war immer wieder herausgefordert, allerdings konnte ich doch die meiste Zeit in Wald und Wiese verbringen und mein Gehirn von diesem ewigen auf und ab der Regeln entlasten. Es waren die unbeschwertesten zwei Monate seit der Pandemie-Zeit.

Leben am Walkabout

Die letzten Wochen

Derzeit arbeite ich an meiner Balance, wofür ich viel Zeit im Park verbringe. Dazu noch an der inneren Stabilität arbeiten, ist eine wichtige Grundlage für alles Weitere. Dieses Balancieren täte eigentlich jedem gut und ist jedem zum Empfehlen.

Für mich bedeutet es eine Lebensnotwendigkeit, denn ich habe Fähigkeiten verloren, die auch im Alter stark abnehmen und die man allerdings braucht. Ich kämpfe so gegen die Folgen des Hirnabszess an und gleichzeitig auch gegen das natürliche Altern.

Zum Glück finde ich Freude darin und das schon seit Jahren. Hätte ich eineinhalb Jahre nach dem Hirnabszess dem Arzt bei einer Kontrolle geglaubt, wäre das alles nie möglich geworden. Ich hätte mich zufriedengegeben und damit abgefunden, den Weg in die Küche und aufs WC zu schaffen und den Rest des Tages liegend zu verbringen.

Trotz der gestörten "Wahrnehmung im Raum", habe ich zu einem möglichst selbstbestimmten Leben zurückgefunden. Der Einsatz ist natürlich enorm, daher vergleiche ich gerne mein Leben mit Leistungssport. Mit dem Einsatz von heute, hätte ich damals im Radrennsport ein vielfaches erreicht. Der Walkabout war für mich wie ein Olympiasieg und die vielen kleinen Erfolge am Weg, stellten Erfolge im Sport sowieso in den Schatten.

In Wirklichkeit stehen diese oft kleinen Erfolge von Menschen aus der Reha-Klinik, weit über jedem sportlichen Erfolg. Leider sieht man diese Menschen so gut wie nie, denn ich bin nicht der einzige, der diese Leistung vollbringt. Und wenn ich sehe, wie all diese Menschen unter (der Politik) der Pandemie auf viele weitere neue Hindernisse stoßen und eigentlich vergessen werden!

Gerade Neuro-Training ist notwendig, um Asymmetrien und Dysbalancen im Körper zu verbessern und aufzuheben, nicht nur für mich. Die Körperhälften werden separat im Gehirn gesteuert und koordiniert, daher kann das Trainieren der schwächeren Seite sehr hilfreich sein, für mich sogar ein unbedingtes muss.

Lockdown - Winter und Leben

Der Winter hat mit Schnee Einzug gehalten. Der Balance-Park ist mit dem Training zu Hause abgelöst. Trotzdem wird das Bewegen im Freien, auch wegen des Lockdown, nicht beendet. Gerade im Schnee kann das Gleichgewicht gut trainiert werden und alles, was ich jetzt mache, hilft mir im Sommer. Auch im Radrennsport hat gegolten, der Sieg wird im Winter gemacht!

Außerdem trainiere ich das, was vielen Älteren oft fehlt, nämlich die Trittsicherheit. Es ist etwas, dass für mich so wichtig ist, da es die Lebensqualität so sehr verbessert. Da Nervenweiterleitungen zerstört sind, fehlt mir die Propriozeption oder die Wahrnehmung im Raum. Rund 30.000 Kilometer zu Fuß waren notwendig, um dort hinzukommen, wo ich jetzt bin. Es gibt mir Sicherheit, an der ich allerdings immer üben und dranbleiben muss. Es kann schneller retour gehen, als ich mir wünsche.

Im Schnee

Frisbee werfen

Eine weitere tolle Möglichkeit für die Verbesserung der Propriozeption ist der Frisbee-Parcour im Judendorfer Park. Das ist auch mit Schnee eine gute Sache.

Es hilft mir zu lernen, Abstände abzuschätzen und ist somit ein gutes Training für die Wahrnehmung. Dazu kommt das Hinunterbeugen, um das Frisbee aufzuheben, denn Lageveränderungen des Körpers verursacht noch immer Schwindel. Es ist ein immerwährendes Training in alle Richtungen. Solange ich kann, werde ich weitermachen.

Gehen - gesund für alle

Gehen ist aus gesundheitliche Sicht ein optimaler Ausdauersport, auch das Gehen über mehrere Tage, Wochen oder Monate. Es passiert meist im aeroben Bereich und ich kann meine eigene Strecke festlegen, mein Tempo und die Dauer.

Man hat sehr viel Zeit, um über sich nachzudenken und wird mit sich selbst konfrontiert. Für mich ist das Gehen nach wie vor eines der schönsten Dinge, die ich tun kann.

Sprechen statt Schreiben

Eine Neuigkeit habe ich mir zugelegt. Da mir beim Gehen oft gute Gedanken und Formulierungen einfallen, suchte ich nach einer Möglichkeit, sie festzuhalten. Es wurde ein Diktiergerät mit Spracherkennung, damit ich später die Sprache schriftlich in den Computer übertragen und bearbeiten kann.

Aus diesem Grund bin ich verstärkt am Lernen, meine Gedanken besser in Wörter fassen zu können und diese aus dem Gehirn raus zu bringen. Es geht nicht immer wie gewünscht, aber es hilft mir, vieles festzuhalten, was bisher verloren war.

So bleibe ich motiviert, neues zu lernen. Corona und die Pandemie bleiben weiterhin eine Herausforderung, so wie meine Rehabilitation.

Das "Leben lernen" wird jetzt anders, als ursprünglich gedacht und wie ich im letzten Blog geschrieben habe:

"Es ist, wie es ist!" (...auch wenn es mir nicht immer gefällt)


Innehalten und 23 km zu Fuß

Seit über zwei Jahren bin ich einmal die Woche beim therapeutischen Tanzen, unterbrochen nur von meinen mehrwöchigen Fußmärschen oder der Pandemie geschuldeten Lockdowns. Beim letzten Mal war eines der Themen das "Innehalten", welches ich gleich darauf beim Nachhausegehen ausprobieren konnte, da es mich sehr beschäftigte.

Wenn ich gut drauf bin, gehe ich oft die 23 km zu Fuß nach Hause. Meist versuche ich dann das Gelernte gleich am Weg umzusetzen, so auch diesmal. So kann ich es frisch einüben, denn lasse ich mir zu viel Zeit, vergesse ich das meiste.

Der Park in Frohnleiten

Da ich mit dem Zug anreise, hatte ich in der Früh noch eine Stunde bis zur Therapie. Diese Zeit nutze ich im wunderschön angelegten Park, um mich darauf vorzubereiten und ruhiger zu werden. Die Zugfahrt strengt mich noch immer an, obwohl sie nur von kurzer Dauer ist.

An diesen Park habe ich gute Erinnerungen, denn es war mein erster Ausflug nach dem Krankenhaus, den ich wohl nie vergessen werde. Ich hatte ein Frisbee mit, aber wegen der fehlenden Propriozeption konnte ich es nicht gescheit halten, geschweige werfen. Gedanklich wusste ich, wie es geht, aber das Gehirn konnte dieses Wissen nicht in Bewegung umsetzen. Beim Versuch zu werfen, fiel mir das Frisbee direkt vor meine Füße.

Damals begann meine lange Reise, um die Tiefensensibilität, wie die Propriozeption auch genannt wird, wiederzuerlangen. Diese Reise dauert bis heute an.

Blumen, Herbstblätter und Ruhe

Der Park ist seit Jahren einer meiner Lieblingsplätze, zu jeder Jahreszeit. Dadurch, dass ich wegen der Therapie schon so lange Zeit herkomme, habe ich den Lauf der Jahreszeiten sehr intensiv wahrgenommen.

Jedes Mal ist es anders, von Woche zu Woche. Von der Blütenpracht im Frühjahr/Sommer, die im Herbst zu Ende geht oder der Winter, der seine eigene Atmosphäre hat. Es ist immer ein meditatives Spazieren, zwischen den Bäumen und Pflanzen und bewegt einem zum Innehalten, das diesmal auch eines der Themen beim therapeutischen Tanzen war.

Innehalten beim therapeutischen Tanzen

Der Hirnabszess lässt mich oft innehalten, aber es war etwas Neues, es diesmal so bewusst zu spüren. Beim Tanzen geht es ums spüren und es war toll zu erkennen, was dieses Innehalten mit mir macht. Dieses Gefühl benennen zu können, war sehr interessant und ist wieder ein kleiner Baustein in meiner Rehabilitation.

Es war ein nur 5 - 10 Sekunden langes Innehalten, aber anstatt Ruhe kam Nervosität in mir auf. Das Gefühl von Leichtigkeit in der Bewegung wurde durch den Halt unterbrochen, da ich sofort ins Denken kam, dass mich anstrengte.

Ich begann den Fluss von Leichtigkeit, mit dem Wechsel in die Ruhe des Innehaltens zu üben. Das Denken versuchte ich auszuschalten, bzw. wegzulassen, damit ich das Positive am Innehalten, nämlich zur Ruhe zu kommen, schneller wahrnehmen konnte. Ich brauche nicht den Umweg über die Unruhe und Nervosität zu nehmen. Das übte ich ab sofort jedes Mal bewusst.

Das Innehalten ist ein wichtiger Teil beim Gehen für mich, da ich ja viele kurze Pausen brauche. Deshalb nahm ich mir vor, dieses immer wieder Innehalten auf dem Fußweg nach Hause zu üben.

Da meine Propriozeption gestört ist, bin ich auf diese, oftmals nur kleinen Hilfen, angewiesen, die aber in der Gesamtheit eine große Rolle spielen. Durch das therapeutische Tanzen ging ich mit meiner Rehabilitation vor zwei Jahren in eine neue Dimension und erlebe immer mehr Lebensqualität.

23 Kilometer nach Hause

Nach dem therapeutischen Tanzen ging es gleich los. Je nach Strecke, sind es 21 bis 24 Kilometer, diesmal waren es 23. Die ersten Kilometer führten entlang des Radweges neben der Straße und ich verwendete die Zeit zum Sammeln des Müll. Auf Aludosen und Plastik war mein Hauptaugenmerk gerichtet und meine mitgenommenen Säcke waren bald voll.

So einen Clean-Up Walk mache ich auf fast jedem meiner Spaziergänge. Es tut mir gut, denn mit dem Hinunterbeugen und bücken trainiere ich meinen Körper und es gibt mir ein gutes Gefühl obendrauf.

Müll sammeln und Innehalten als Therapie

Bewusstes Innehalten und spüren, was löst es aus?

Dieses bewusste Innehalten, ist wie eine kurze Pause, ermöglicht mir aber, mich besser zu spüren. So bringe ich mein Nervensystem zur Entspannung und beginne Anspannung zu lösen. Meist ist man abwesend in Gedanken und kann so nicht auf sich hören.

Auf dem Weg nach Hause halte ich des Öfteren inne. Das werde ich auch öfters in den nächsten Tagen machen, nicht nur beim Gehen. Denn Erkrankung geht immer Anspannung zuvor, nur spürt man das meist nicht. Dieser Anspannung vorbeugen, ist die beste Gesundheitsvorsorge. In meinem Fall, nach dem Hirnabszess, bringt Entspannung eine Menge.

Mein gesamtes Körpersystem war gestört und ich brauchte lange, um Verbesserung zu erfahren. Mein Ruhepuls war mit 75 - 80 sehr hoch. Erst nach drei Jahren und zwei Jakobswegen begann er sich auf 50 - 55 zu senken. Eine große Belastung für den Körper, die auch bei äußerer Ruhe und Nichtstun, im Inneren wirkt.

Pause, Essen und Innehalten
Essenspause in Deutschfeistritz

Am Walkabout war ich erstmals in meiner Mitte, ich fühlte mich so gut, wie nie zuvor, seit dem Hirnabszess. Das therapeutische Tanzen hilft mir, mich diesem Zustand wieder anzunähern. So bekomme ich jede Woche neuen Input, der meinen Gesamtzustand verbessert.

Meine Rehabilitation hört noch lange nicht auf, auch wenn seit dem Walkabout das Leben im Vordergrund steht. Immer öfter kann ich auch gehen, ohne den Gedanken an Therapie zu haben. So geht es nach wie vor, Step by Step, zurück ins Leben!


Nach dem Erreichen des nördlichsten Punkt von Österreich, stand mir der lange Weg nach Vorarlberg bevor. Über 600 Kilometer, mit der Überquerung des Arlberg, als persönlichem Höhepunkt. So hoch kam ich seit dem Hirnabszess vor 5 Jahren noch nie hinaus. Am Walkabout sollte sich das ändern.

Wieder galt es, nicht zu viel nachdenken, einfach gehen und alles Weitere auf mich zukommen lassen.

Im Waldviertel

Ich kam erst gegen 18h vom nördlichsten Punkt in Rottal weg. Der Plan war, über Haugschlag, Litschau, Gmünd und Karlstift, auf geradem Wege zur Donau hinab zu kommen und dann dem Jakobsweg zu folgen.

Die tägliche Suche nach dem Weg, war zu mühsam. Ich wollte möglichst ohne Navigieren gehen und das versprach mir der Jakobsweg am ehesten.

Zunächst stellte sich mir allerdings die Frage nach dem Übernachten.  Es wurde immer später und die Möglichkeiten weniger. Die Entscheidung fiel mir aber leicht, ich wollte so lange gehen, wie Licht war und mich dann einfach in ein Bushäuschen legen, um dann möglichst früh wieder auf Achse zu sein.

Gesagt, getan - sehr früh bin ich wieder aufgebrochen. Die Wartehäuschen im Waldviertel sind, wahrscheinlich aufgrund der Witterung, kleine, rundum fast geschlossene Hütten und damit ideal zum Pausieren, vor allem bei schlechtem Wetter.  Bestens für mich geeignet, denn das Zelt aufbauen erforderte einfach viel mehr Energie, die ich mir hier ersparte.

Bushäuschen im Waldviertel am Walkabout

Durch Nebelverhangene, mystische Landschaft, ging es durch Wälder, vorbei an Seen, durch kleine Dörfer oder an einzeln gelegene Häuser vorbei.

Gmünd

In Gmünd nahm ich mir ein Zimmer in einer Pension, die schon viel erlebt hatte. Ein älteres Ehepaar führte sie und ich erfuhr einiges von Ihnen, ihrer Pension, der Stadt und der Eisenbahn, die hier alle verband. Wir sprachen über Dampfloks, die gemeinsam in der Früh anfeuerten und den Himmel verdunkeln ließen oder wie sich die Stadt im Laufe der Zeit veränderte.

Ich merkte, dass diese Kommunikation nicht nur mir gefehlt hat, sondern seit Corona praktisch jedem Menschen. Das machte es so wertvoll für mich, Zeit für die Menschen unterwegs zu haben, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihre Geschichten zu hören. Auf diese Art der Gespräche freute ich mich jederzeit.

Karlstift

In Karlstift war ich erneut sehr spät unterwegs. Wieder stand mir eine Übernachtung im Zelt bevor. Ich ging bei einem der letzten Häuser vorbei, als mich ein Hund anbellte. Kurz darauf kam die Besitzerin hinter einer Hecke hervor und es folgte eine Unterhaltung.  Das Ergebnis war, dass ich mein Zelt auf ihrem Grund aufstellen konnte und es noch weitere spannende Unterhaltungen mit ihr und ihrem Mann gab.

Besonders die Aussage,"Wir sind jetzt über 60 Jahre verheiratet", berührte mich sehr. Was hatten die beiden nicht alles erlebt und durchlebt. Es war noch manch andere Aussage dabei, die mir die Tränen in die Augen trieb. Kurz vor dem Finster werden brachte mir die Dame noch einen Krug voll Wasser. Dankbar für diese Begegnung schlief ich ein.

Es war kühl, eigentlich sogar kalt, aber mit dem ersten Tageslicht baute ich das Zelt ab, um den Sonnenaufgang auf 1.000 Meter Seehöhe erleben zu können.

Diese Tage war ich die meiste Zeit Selbstversorger, denn fast alle Gasthäuser hatten zu. Es war immer so viel Essen in meinem Rucksack, dass ich damit über den nächsten Tag kam, im Notfall mit Müsliriegeln und Wasser. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, ein offenes Kaufhaus anzutreffen oder eine Tankstelle, denn die waren oft abseits meiner Route, zu weit, um hinzugehen.

Nach Karlstift führte mich mein Weg entlang der tschechischen Grenze. Oft tief im Wald, begegnete ich keiner Menschenseele. Komischerweise kamen öfter Gedanken um Bären auf. Gab es denn in dieser Wildnis an der Grenze zu Tschechien welche?

Ich dachte öfter an den Appalachen Trail in Amerika, wie ich mich gegenüber Bären verhalten würde. Davonlaufen ginge sowieso nicht, also spürte ich hinein, wie groß mein Vertrauen zu mir selbst war? Es war eine gute Übung, die mir in den folgenden Wochen öfter helfen sollte. Ich spürte, dass ich immer mehr in meiner Mitte war und Tiere merken das sofort.

Vor allem Hunde, deren Besitzer mir oft sagten: "Das macht er nie!". Ich zog Hunde richtig an, aber nicht um angegriffen zu werden, sondern zuerst vorsichtiges beschnuppern, um danach gekrault zu werden.

Enns, der Beginn des Jakobsweg

In Enns führt der Hauptweg des Jakobsweges durch Österreich vorbei. Ein mehr oder weniger gut markierter Weg, der mich bis nach Vorarlberg bringen sollte. Zum ersten Mal war wirklich schönes und warmes Wetter.

Oberösterreich war das Land der Erinnerungen ans Radfahren. Fast in jedem Städtchen bin ich schon Radrennen gefahren. Ansfelden, Wels, Lambach, Schwanenstadt und viele mehr, lagen auf meinem Weg. Obwohl ich schon oft hier war, war für mich alles neu. Mit der Langsamkeit der Füße entdeckte ich jeden Meter und hatte Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten.

Es waren aber nicht nur die Erlebnisse im Außen, die mich beschäftigten, die Inneren waren besonders stark. Stand der erste Teil des Walkabout unter dem Aufarbeiten vom Krankenhaus, so war es diesmal die Zeit danach.

Pfeifend, singend und tanzend zog ich dahin und muss für manchen ein recht komisches Bild abgegeben haben. Das war mir aber egal, denn durch die Tanztherapie hatte ich gelernt, meinen Körperimpulsen nachzugeben und mich darin nicht stören zu lassen. Die Hände fuchtelten oft umher und ein manchmal schwankender Gang ließen mich aussehen wie betrunken. Das half mir, mehr Lockerheit in den Körper zu bekommen, auch wenn es von Außen komisch aussah.

Pfeifend am Walkabout

Das schwere Gewicht des Rucksacks und der Vorwärtsdrang lassen mich oft starr werden. Seitliche Schritte und bewegen der Arme brachten wieder mehr Lockerheit. So wechselte ich oft ab, mit dem Ergebnis, dass ich wesentlich leichter und lockerer Gehen kann.

Obwohl ich oft langsam ging, legte ich Kilometer um Kilometer zurück und war am Abend verblüfft, so weit gekommen zu sein. Ich buchte nie im Voraus ein Quartier, sondern schaute ab 17 Uhr, wo ich war und welche Gasthöfe am Weg lagen. So hatte ich zwölf Stunden am Tag fürs unterwegs sein und so kamen auch die Kilometer zusammen.

Teststraßen

Ein wichtiger Punkt waren die Teststraßen, die es nur in den größeren Städten gab. Sonst nahm ich auch Apotheken in Anspruch oder was am Weg lag. Manchmal bedeutete das auch einen Umweg, den ich nur dann machte, wenn er nicht zu groß war.

Die Umstellung von "Negativ" auf "Nicht nachgewiesen" am Test, habe ich nie erfahren. Das erste Mal sah ich das in Sankt Johann in Tirol. Ich konnte das Ergebnis natürlich nicht abwarten und ging weiter. Irgendwann kam das SMS und ich schaute darauf. "Nicht nachgewiesen"???

Was war das jetzt? War mein Test ungültig oder fehlerhaft?

Zurückgehen nach Sankt Johann war mir nicht mehr möglich, daher wollte ich in der nächsten Stadt nachfragen. Zum Glück war der alte Test noch für diesen Tag gültig.Erst später sollte ich erfahren, dass die Bezeichnung geändert wurde.

Das Testen bekam ich dann immer besser in den Griff, allerdings waren die Teststraßen oft zu weit auseinander. Apotheken waren meist nur mit einem großen Umweg möglich, hatten Öffnungszeiten oder nur spezielle Termine für die Testung, die in meinen Weg nicht hineinpassten. Für solche Fälle musste dann eine Selbsttestung  her, die aber nur einen Tag gültig war.

Das immer zu bedenken, stellte mein Gehirn vor eine große Herausforderung. Ein anderer Aspekt war die große Ansammlung von Tests. Normalerweise verwendet man beim Pilgern einen Pilgerpass, worin die Stempel der Herbergen und Kirchen unterwegs dazu dienen, den Weg nachzuverfolgen. Mein Pilgerpass war die Sammlung der Tests, anhand derer ich meinen Weg durch Österreich verfolgen konnte.

Durchs Deutsche Eck nach Tirol

Es war lange für mich fraglich, ob ich über das Deutsche Eck gehen konnte oder innerhalb von Österreich bleiben musste? Zweiteres hätte einen Umweg von 150 km bedeutet und das über die Berge.  Die Situation um Corona beruhigte sich aber so weit, dass ich neben dem Deutschen Eck sogar erstmals den Jakobsweg retour durch Südtirol ins Auge fasste, um nach Kärnten zu gelangen. Mit diesen beiden Alternativen konnte ich die hohen Berge meiden, die für mich eigentlich noch nicht möglich waren.

Eine Nacht verbrachte ich auf einem Campingplatz im Deutschen Eck und am nächsten Tag war mein Ausflug nach Deutschland wieder vorbei.

Begegnungen am Walkabout

Das Salz in der Suppe waren aber nach wie vor die Begegnungen für mich. Wie  unterschiedlich die Charaktere durch Österreich waren, dass konnte ich auf jedem Meter, den ich vorwärtskam, bemerken. Zu Fuß unterwegs, bekam ich einen anderen Zugang zu den Menschen.

Auf der Flucht vor einem Gewitter nahm ich in Scheffau Zuflucht bei einer Liftstation. Der dortige Kaffee-Automat war defekt und kurzerhand wurde ich vom dortigen Skiverleih zum Kaffee eingeladen. Eine lockeres Gespräch entstand mit dem Seniorchef und seiner Frau, was mir das Warten verkürzte und mir neue Einblicke gab. Für mich waren das Bausteine auf dem Weg, lebte ich doch durch den Hirnabszess schon seit fünf Jahren im Social Distancing.

Hansis Sport in Scheffau
Walkabout durch Austria

Die Tage vergingen, abwechselnd im Zelt und in Gasthöfen verbringend. In Zams verpasste ich die Teststraße wegen einer Sperre am Weg. Ich musste Forstarbeiten abwarten, die mich viel Zeit kosteten. Ich ging noch weiter bis Landeck und verwendete den dortigen Campingplatz. Mit dem dortigen Betreiber, Lorenz, habe ich mich lange unterhalten, der als ausgebildeter Sportwissenschafter Interesse an meiner Tour hatte.

Der Arlberg

Am nächsten Tag startete ich schon besonders früh. Mein Ziel war der Arlberg, den ich, wenn möglich, an diesem Tag überqueren wollte. Die ersten Kilometer zogen sich dahin, besonders das viele auf und ab forderte mir einiges ab. Da ich am Vortag  nur einen Zutrittstest machte, hatte ich heute keinen gültigen Test. Erst in Sankt Anton kam ich an der dortigen Apotheke vorbei, die ich nutzte, um mir einen Test abzuholen. Um vierzehn Uhr startete ich in den Anstieg zum Arlberg. Ich musste damit rechnen, noch vor dem Gipfel im Zelt übernachten zu müssen.

Langsam, aber stetig stieg ich höher. Eigentlich ist es ein normaler Wanderweg, aber es gab ausgesetzte Stellen, die mir alles abverlangten.Ob Brücken oder ausgesetzte Stellen, meine Wahrnehmung kam dabei ans Limit.

Erst am Abend erreichte ich den Pass und musste dabei beim Absteigen einige Schneefelder queren. Ich war glücklich, als ich das letzte hinter mir lassen konnte. Ich stieg noch bis Langen am Arlberg ab, wo ich erst spät mein Zelt aufbaute. Trotz der Höhe, wurde es meine wärmste Nacht bisher, seit ich unterwegs war. Es sollte eine Ankündigung sein, was mich in den nächsten Tagen erwarten sollte.

Vorarlberg - zum westlichsten Ort und Punkt

Über Nüziders ging es nach Feldkirch. Die Temperaturen stiegen auf 35° und die Sonne brannte nieder. Ich fühlte mich wohl dabei, denn mein Nervensystem arbeitet bei solchen Temperaturen einfach besser. In Feldkirch übernachtete ich im Kloster und wollte erst am nächsten Tag die 8 Kilometer nach Bangs gehen.  Es war ein überwältigendes Gefühl, Österreich trotz meiner Handicaps durchquert zu haben. Der Walkabout hat seinen Sinn erfüllt.

Gesagt getan, am 18. Juni erreichte ich den westlichsten Ort und kurz darauf auch den westlichsten Punkt. So sehr emotional der Vortag war, so hatte ich kaum Gefühle. Es war ein Abhaken der Punkte und dann gings zurück nach Feldkirch.

Es gäbe natürlich noch 1000 andere Erlebnisse dazu zu erzählen, aber ich brauche Zeit, um alles verarbeiten zu können. Daher braucht auch mein Buch noch einige Zeit.

Im nächsten Teil des Walkabout geht es dann von Vorarlberg über Südtirol zum südlichsten Ort, Vellach/Eisenkappel in Kärnten.

(Zum ersten Teil des Walkabout)


Mein Leben 3.0, es geht immer weiter!

Mein Neuanfang des Lebens ist seit Corona ins Stocken gekommen. Hatte ich schon viel damit zu tun, mein Leben 2.0 zu meistern, so ist das neue Leben 3.0 zu einer wesentlich größeren Herausforderung geworden. Denn mit Corona hat definitiv ein neues Leben im Leben begonnen.

Seit bald einem Jahr versuche ich, mehr oder weniger, über die Runden zu kommen. Ich beschäftige mich intensiv damit, mein Gehen und meine Wahrnehmung zu verbessern. Anderes wurde zu kompliziert für mein Gehirn und die Rehabilitation trat wieder in den Vordergrund. Denn das gibt mir Halt und Sicherheit.

Mein Leben 3.0
sdr

Fortschritte und Rückschritte

Es gab natürlich trotzdem Fortschritte und nicht nur Rückschritte. Ich konnte mit dem Radfahren beginnen und überhaupt lernte ich, mich sicherer im Wald und auf Straßen zu bewegen. Allerdings nur dort, wo kaum was los ist.

Kaum befinde ich mich unter Menschen oder in der Stadt, falle ich in ein vorsichtiges Verhalten und Rückzug zurück. Es wird mir sehr schnell alles zu viel. Oft hilft nur die Augen schließen, stehenbleiben, noch besser hinsetzen, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Das Leben 3.0 wird anders als gedacht werden, aber es geht weiter, wie auch immer.

Hochsensibel und Energie

Die Hochsensibilität ist mein besonderes Thema. Jetzt verstehe ich verschiedene Verhaltensmuster von früher viel besser oder auch, warum ich als Energetiker arbeitete. Allerdings, wie kann ich diese Hochsensibilität, im Vergleich zu früher stark erhöhte, besser in den Griff bekommen?

Der Begriff des "Leben Lernen", ist so vielfältig. Wenn ich an die letzten Jahre zurückdenke, war es nicht selbstverständlich, dass ich nach dem Hirnabszess aufgestanden bin.

Noch heute erfahre ich von Dingen, wie knapp es mit dem Überleben damals zugegangen ist. Die Zeit im Krankenhaus war, im Nachhinein gesehen, eine gute Zeit, da ich aufgrund der fehlenden Schranken im Gehirn, besonders hochsensibel war. Dieser geschützte Bereich des Krankenhauses hat mir am Anfang das Überleben gesichert. 

Aber es ist auch heute noch so, dass ich einen geschützten Bereich brauche, denn mein Gehirn verarbeitet Dinge anders, als zuvor. Ich muss mich vor Überforderung schützen, denn durch die Hochsensibilität ist mein Körper zu durchlässig für alles. Wenn ich nicht aufpasse, kann wochenlange Arbeit umsonst gewesen sein.

Das ist für Außenstehende nicht sichtbar, denn offensichtlich schaue ich ja gesund aus. Daher ist es wichtig auf mich zu achten und allem anderen einen Riegel vorzuschieben.

Es kommen immer wieder Ereignisse hoch, auf die ich sehr Feinfühlig reagiere. Heute kann ich es besser verstehen, passe aber auf, mich solchen Situationen weniger auszusetzen.

Der Tag ist länger, als meine Energie reicht!

Meine Gesamtenergie ist seit letztem Jahr gesunken. Mein Ziel ist es, mit der Energie höher zu kommen, um die Hochsensibilität besser in den Griff zu bekommen. Auf über 50 % zu kommen, denn dann können mir Rückschläge nicht so viel anhaben.

Als Vergleich dazu, meinen ersten Camino Frances begann ich mit etwa 20 % und war am Ende bei 25- 30 % angelangt. Ein Jahr später, am Camino Norte, war ich auf etwa 35 % und letztes Jahr, als ich im März vom Camino Frances heimkam, bei rund 40 %.

Die Ausnahmesituation mit Corona hat mich wieder auf 25 - 30 % zurückgeworfen. 

Camino Norte

Tagesablauf im Leben 3.0

Mein Tagesablauf beinhaltet Struktur und Routinen, denn Veränderungen kosten mir unnötig Energie. Allerdings gehören sie dazu, aber dann, wenn ich es für gut befinde. Dann verlasse ich immer wieder meine Komfortzone, um Veränderung doch zu Erfahren. Sie ist wichtig, um weiterzukommen.

Von Zeit zu Zeit verändere ich auch meine Strukturen, um nicht in der Gewohnheit hängen zubleiben. Denn die Gewohnheit ist der Tod des Neuen.

Deswegen hat mir Pilgern auch so gutgetan, denn dabei ist man immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Corona war allerdings eine zu große Veränderung, für die ich lange brauchte und eigentlich noch immer brauche, um sie zu verstehen. Dieses Neue hat mich aus meiner Komfortzone gebracht, ohne das es von mir selbst ausging. Das ist vor allem psychisch anstrengend, aber ich habe jetzt das Leben 3.0 zu lernen.

Dieses lernen beinhaltet vieles nicht mehr, was vorher wichtig war. Kino gehen oder mich an Menschen gewöhnen, war plötzlich nicht mehr wichtig. Wichtiger sind jetzt der Umgang mit der Maske, dass Abstand halten, richtig einkaufen gehen oder richtig Hände waschen. Alles Vorherige, zum Leben gelernte, war nicht mehr gültig.

Das alles zu verstehen, ist mir heute noch schwer. Denn mit NEU lernen habe ich Schwierigkeiten. Früher gekonntes und gelebtes ist hingegen leichter für mich zu lernen.

Körperliches Training

Mir ist noch immer das Gehen und die Bewegung wichtig. Es bildet einfach die Grundlage für alles, auch für das Denken. Ich versuche immer wieder, unterschiedliche Bewegungsmuster einzubauen. Gehen - Langlaufen - Gymnastik - Balance-Park - Radfahren - Klettern - Dehnen und vieles mehr.

Wie gesagt, Gehen bildet noch immer die Basis. Ich kann gar nicht oft genug automatisches Gehen üben, denn in der Neurologie gilt: Viel, ist viel!

Die besten Erfolge hatte ich beim Pilgern, denn die oft weiten Strecken waren eine Aneinanderreihung von Schritten, wo mich ein jeder einzelne weiterbrachte und meine Automatik schulte. Gerade die Meseta mit ihren langen, flachen Geraden, war ideal zur Automatik üben.

Automatisches Gehen lernen

Da jetzt seit einem Jahr das Pilgern fehlt, versuche ich es anderweitig zu verbessern. Es ist Erfolg da, aber viel langsamer. Es hat sich alles verändert und die neue Situation geht nur Stück für Stück in meinen Kopf.

Radfahren

Ich war wieder einmal Radfahren, trotz der Kälte. Es hilft sehr für die sonst gleichbleibende Bewegung des Gehens. Es ist ein Bewegungsmuster, dass mir guttut.

In meiner Wahrnehmung machte ich damit einen großen Schritt nach vorwärts und ich freue mich auf die Zeit, wenn wieder mehr Radfahren möglich ist. 

Mein Leben 3.0, mit dem Rad Cafe to go trinken, im Lockdown

Langlaufen

Das war bis vor einigen Wochen noch möglich, bis es auch in der Höhe zu warm wurde. Die gleitende Bewegung hat mir ebenfalls gutgetan und war hervorragend geeignet, um mich noch mehr an Kälte zu gewöhnen.

Sonst habe ich noch mit Gymnastik und Dehnen begonnen, bzw. weiter gemacht. 

Langlaufen

Denktraining

Es findet meist am Computer oder Handy statt. Einerseits noch mein altes Computerspiel aus der Reha, andererseits habe ich mehrere Apps am Handy. Auch Computerspiele können mir gut helfen, spiele ich aber nicht so gerne. Es ist ein wesentlich langsameres herantasten beim Denken, als auf der körperlichen Seite.

Didgeridoo spielen

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass ich mich an das Didgeridoo-spielen erinnert habe. Von meinen mehreren Aufenthalten in Australien habe ich mehrere originale Didgeridoos mitgebracht.

Allerdings sind sie für mich nicht spielbar. So habe ich mir ein einfaches besorgt, dass ich besser handhaben kann. Allein das Gewicht der Originalen kann ich nicht halten und es braucht einen größeren Atemdruck.

Allerdings ist selbst das einfache für mich nicht leicht zu spielen. Die Halbseitenlähmung ist für mich im Gesicht dabei spürbar, aber das Training tut mir gut. Die Gesichtsmuskeln werden dabei trainiert und der Mund wird weicher. Das wird mir auch mit der Zeit beim Essen helfen.

Obwohl ich mich so schwer fühle, bin ich nicht gut geerdet. Das Didgeridoo hilft mir, wieder mehr Erdverbundenheit zu bekommen und die Lebensenergie ins Fließen zu bekommen. Der tiefe, vibrierende Ton, kann auch tief sitzende Blockaden lösen und durch Alpha- und Theta-Wellen, gestörte Energieströme wieder herstellen.

Vom richtigen Spielen bin ich noch weit entfernt, aber ich bin überzeugt, dass es meinen Körper weiter harmonisieren wird. Gut Ding braucht eben Weile. Außerdem ist es im Lockdown ein guter Zeitvertreib.

Didgeridoo spielen, im Leben 3.0

"Es geht immer weiter!"

Dieser Spruch sagt einfach alles. Ich bin auch nicht froh über die Situation, die uns Corona beschert hat. Aber ich befinde mich nun schon seit fünf Jahren in einer Art Lockdown und im Krankenhaus lernte ich eines:

"Das Leben geht immer weiter, manchmal weiter, als man denkt!" 

Michael Richter, deutscher Zeithistoriker

Mit meinem Leben 3.0, gehe ich in eine neue Runde. Eine etwas andere als erwartet, aber es geht immer weiter!


Reha-Training statt "Leben lernen", zu Corona Zeiten!

Seit dem ersten Lockdown vor bald einem Jahr, hat sich mein Training sehr verändert. Bis dahin war "Leben lernen" immer mehr im Vordergrund. Seit Corona kümmere ich mich vor allem um den körperlichen Fortschritt, darunter verstehe ich Reha-Training.

Für das "Leben lernen" habe ich kein Rezept für mich gefunden, denn mein Gehirn ist mit der Situation überfordert. Daher konzentrierte ich mich auf bekanntes, also weiter Gehen lernen und das therapeutische Tanzen, dass nur kurz durch die Lockdowns unterbrochen war.

Wo befinde ich mich?
Wo befinde ich mich???

Der mentale Aspekt

Es ging gar nicht anders, im Gesamten bin ich nach unten gerasselt. Daher wurde der mentale Aspekt sehr wichtig. Nicht hängenlassen und nicht aufgeben, trotz der so veränderten Situation. Mental musste ich das erst verkraften, denn es war nichts mehr wie zuvor.

Mit dem Camino Frances im Jänner/Februar vorigen Jahres, habe ich mir eine Ausgangsbasis geschaffen, die mir sehr über die erste Zeit geholfen hat. Vor allem Mental konnte ich lange davon zehren.

Camino als Reha-Training

Im Laufe des Jahres bekam der mentale Zustand eine immer wichtigere Position. Trotzdem blieb ich dabei, mich auf das körperliche zu konzentrieren. Die Wahrnehmung konnte ich verbessern, besonders durch das therapeutische Tanzen.

Eine unscharfe, einfach ausgesprochene Definition für mentale Stärke ist:

"Gut drauf sein, wenns drauf ankommt."

Manches musste ich ignorieren, oft auch verdrängen, wenn es mir nicht guttat. Deswegen, weil mir einfach in manchen Dingen die Energie fehlt, um mich damit zu befassen. Es ist mir wichtig die innere Freude zu behalten, denn es ist das um und auf für Heilung.

Diese innere Freude ist mir besonders im Reha-Gedanken wichtig. Denn nur wenn ich es mit Freude mache, habe ich etwas davon. Das ist wiederum mit einer mentalen Stärke einfacher zu machen. Denn das ich nach bald fünf Jahren noch immer mit Rehabilitation beschäftigt bin, hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können.

Mental wurde es besonders schwierig, Ziele zu verfolgen. Ich konnte mich nur an bewährtes halten, besonders das Reha-Training.

Der Hirnabszess ist noch nicht vorbei

Dass die Folgen des Hirnabszesses noch nicht vorbei sind, wird mir manchmal bewusst gemacht. Manchmal muss ich aufpassen, es nicht zu übertreiben. Es ist dann eine Erschöpfung, die schnell auftritt. Es ist wie ein Hungerast beim Radfahren, nur dauert es länger.

In diesem besonderen Fall muss ich in die Horizontale und die Augen schließen. Meist folgt ein langer Schlaf von 10 bis 12 Stunden darauf. Es ist wichtig, diesen ersten Anzeichen zu folgen, denn beachte ich sie nicht, sind Doppelbilder die Folge und das braucht dann noch mehr Ruhe.

Das passiert mir selten, aber es passiert doch. Es ist ein herantasten an Grenzen, die ich immer weiter ausdehnen möchte. Da passiert es eben manchmal, dass ich an Grenzen anstoße.

Den Körper trainieren, Reha-Training

Wie schon gesagt, ich blieb beim Körper- oder Reha-Training. Den Hauptteil macht das Gehen aus. Flach, bergig, es ist alles dabei. Immer wieder bewusst langsam, versuche ich so den Körper zu stärken und das Gleichgewicht zu trainieren.

Dieses "langsam Gehen" trainiere ich seit Anfang letzten Jahres. Den Hinweis darauf bekam ich von einem laufenden Psychologen, der mir diese Technik empfahl. Am Camino Frances legte ich jeden Tag eine gewisse Strecke ein, um es zu trainieren. Das Gehirn muss mehr denken und die Muskeln werden stärker, um das Gleichgewicht halten zu können.

Ich arbeite hier entgegen der These, dass man anhand der Gehgeschwindigkeit, auf das biologische Alter Rückschlüsse ziehen kann. Bei mir geht es um das koordinative und muskuläre Trainieren und um den Bewegungsablauf. Mit besserer Kraft und Koordination geht man mit der Zeit automatisch schneller, was wieder der Gesundheit zugutekommt.

Langsames Gehen, Reha-Training
Langsames Gehen

Therapeutisches Tanzen

Das therapeutische Tanzen hat mich sicher vor größeren Schaden bewahrt. Es ist die beste aller Therapien, seit dem Hirnabszess und wenn ich es bewerten soll, so steht es an geteilter erster Stelle, zusammen mit Pilgern.

Ich habe so viel dabei erfahren, dass ich sogar mit ein bisschen Wehmut zum Pilgern gefahren bin. Vieles dort gelernte, konnte ich beim Pilgern umsetzen und in Summe brachten mir diese beiden am meisten. Deswegen bin ich auch traurig darüber, dass mir Pilgern in dieser Form für längere Zeit verwehrt bleibt.

Therapeutisches Tanzen als Reha-Training

Oberkörper und innere Stabilität trainieren

Damit habe ich so meine Schwierigkeiten. Im letzten Jahr gab es erstmals kein Fitnessstudio für mich (und auch für die meisten anderen), dieses Jahr wird es kaum anders.

Damit ist ein Training weggefallen, dass mir trotz der Muskelschwäche sehr geholfen hat. Alternatives Training machte ich im letzten Jahr kaum. So wie früher, als ich kleine Baumstämme im Wald zu heben begann. Damit verlor mein Rücken merklich an Stabilität, der sich mit Rückenschmerzen bemerkbar machte.

Erst das Langlaufen machte es wieder besser. Ich hatte Gelegenheit, immer wieder mit einem Freund auf die Teichalm mitzufahren. Bisher mache ich nur Skaten, aber es wäre zu überlegen, auch Klassisch auszuüben.

Beim Skaten fällt die Muskelschwäche besonders auf. Alle hundert bis zweihundert Meter brauche ich eine Pause. Nach mittlerweile sechsmal Langlaufen, bemerke ich aber eine Verbesserung der inneren Stabilität. Das unterstütze ich zu Hause noch mit diversen Kräftigungsübungen, um den Rückenschmerzen zu entkomme.

Langlaufen auf der Teichalm

Mein Problem ist nach wie vor, dass ich so viel trainieren müsste, um Verbesserungen zu erzielen. Es geht aber nicht alles und so komme ich nur Schritt für Schritt voran. Es sind nach wie vor so viele Baustellen zu beachten, die ich nur nach und nach (hoffentlich) beheben kann.

Geh-ABC

Natürlich darf bei der Bewegung auch nicht das Geh-ABC fehlen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich es das erste Mal machte. Danach war ich für Wochen zerstört, da es mein Körpersystem so durcheinander geworfen hat.

Alle Übungen mit Springen, mache ich sehr vorsichtig. Ich möchte nicht riskieren, wieder für Wochen außer Gefecht zu sein. Die Übungen tun wirklich gut, aber ich darf es nur vorsichtig steigern. Sprungübungen behandle ich nur vorsichtig. Wenige Male Springen kann das Maximum bedeuten, dass der Tag vorbei ist.

Dazu kann ich das nur bei einigermaßen moderaten Temperaturen machen. Ist es zu kalt, fange ich erst gleich nicht an damit. Es ist sowieso ein Training Tag für Tag. Die gleichen Muskelgruppen gleiche mehrere Tage hintereinander zu trainieren ist sowieso fast nicht möglich.

Geh-ABC, Reha-Training
Geh-ABC

"Leben lernen", in den Öffis

Als einfachste Aufgaben bekam ich 2019 den Auftrag, ins Kino oder Museum zu gehen. Dazu mit der Straßenbahn fahren zu lernen und etwas zu unternehmen, ohne etwas damit zu bezwecken. Besonders das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, war für mich Therapie.

Dazu kam etwas Belastendes, ich kann in Öffis nicht stehen und brauche unbedingt einen Sitzplatz, um nicht umzufallen. Das Belastende war aber, niemand konnte es mir ansehen, dass es so war und erklären konnte ich es in der kurzen Zeit nicht. Es war ein immerwährender Kampf darum, einen Sitzplatz zu bekommen. Nicht einmal bin ich an der Haltestelle stehen geblieben, weil keine Aussicht auf einen Sitz war.

Saß ich endlich, begann der nächste Kampf. Mein Körper musste den Fliehkräften standhalten. Was für andere Menschen kein oder kaum Problem ist, wurde für mich zur Mammutaufgabe. In mich verschränkt und abstützend, versuchte ich dem Gewackel entgegenzuhalten.

Jede Fahrt kostete mir alle Energie und es war mir fast unmöglich, keine Therapie darin zu sehen. Es war wie Krafttraining. Es wurde zwar nur wenig besser, aber ich lernte immer öfter etwas zu unternehmen.

Mit Corona fand das ein Ende. Seit bald einem Jahr bin ich nicht mehr mit dem Zug nach Graz gefahren oder war mit dem Bus unterwegs. Ich habe indes begonnen, mich voll und ganz auf die Natur zu konzentrieren, frei nach dem Motto von Hippokrates, "Die Natur sei deine Medizin".

Reha-Therapie in der Natur

Stretching und Gymnastik

Stretching gehört dringend dazu. Letztes Jahr war ich noch nachlässig, aber seit einiger Zeit gehört es zu meinem Tagesablauf dazu. Einige Übungen gehören zu meinem täglichen Pflichtprogramm.

Das 2020er Jahr hat mir viel gekostet, aber ich bin jetzt motiviert, alles dafür zu geben, wieder anschließen zu können, wo ich bereits war und besser zu werden. Ich möchte mein Ziel der 50 % erreichen, denn dann können mich Rückschläge nicht mehr so hart treffen.

Stretching und Gymnastik gehören da dazu, sie sind ein wichtiger Baustein zur Verbesserung. Mit Stretching geht es sich einfach besser.

Stretching im Reha-Training
Stretching im Reha-Training

Gehen als Reha-Training

Gehen lernen ist nach wie vor meine Hauptaufgabe und gerade im Lockdown, eine nach wie vor geliebte Tätigkeit. Manchmal gehe ich ohne Grund, einfach nur um des Gehens willen. Meistens nehme ich mir aber etwas vor. Dann gehe ich besonders langsam, achte auf die Technik oder übe mich im automatischen Gehen.

Besonders in der Automatik habe ich in den letzten Wochen sehr viel geübt. Ich bekomme immer wieder die Rückmeldung, dass man mir beim Gehen nichts ansieht. Das ist zwar schön, aber niemand versteht, was dazu überhaupt nötig ist. Mit jemanden zu sprechen, in schwierigem Terrain, funktioniert immer besser. Es ist aber noch zu viel Konzentration nötig, die mir in Summe zu viel Energie abverlangt.

Gehen im Steilhang,
Reha-Training

Darum heißt es weiter üben, weiter üben und weiter üben. Zeit darf mittlerweile keine Rolle mehr spielen, denn mit einer baldigen Normalisierung habe ich mich abgefunden. Es dauert so lange, wie es dauert.

Fazit

Als Fazit kommt heraus, dass ich noch einige Zeit brauchen werde, um dort wieder hinzukommen, wo ich nach dem Camino war. Corona und der Lockdown hat mir doch mehr gekostet als gedacht. Besonders das Gedächtnis und die Konzentration hat darunter gelitten. Reha-Training musste herhalten, etwas anderes hätte ich im Gehirn nicht geschafft.

Genauso die Kondition und noch vieles mehr. Ich fühle mich zwar einigermaßen gut, muss aber akzeptieren, dass ich im Gesamtzustand trotzdem viel verloren habe. Ich brauche lange, um mich auf neue Dinge umzustellen. Erst die letzten Wochen habe ich wieder mehr zielgerichtetes Denken bekommen, selbst aktiv etwas zu erreichen.

2020 war es eher ein Halten des Zustandes, mehr war einfach nicht drinnen. Die Ungewissheit war zudem ein nicht zu unterschätzender Faktor, nichts konnte geplant werden und das warf mich weit zurück.

Für heuer habe ich bereits einige Pläne, aber ob ich sie verwirklichen kann, steht in den Sternen. Das "Leben lernen" habe ich in der alten Form abgeschrieben und noch keinen Ersatz dafür gefunden. Ich kann nur versuchen, viele therapeutische Ansätze nicht als solche zu sehen und manches zu machen, weil ich es mache und nicht, weil ich ein therapeutisches Ziel erreichen möchte.

Reha-Training

So wird auch dieses Jahr eine Herausforderung, besonders im mentalen Bereich, Reha-Training wird auch weiterhin eine große Rolle spielen. Denn das Leben lernen spielt sich großteils im Kopf ab. Ob und wie ich es hinbringe, wir werden sehen!


Seit das erste Mal Schnee gefallen ist, hatte ich mehrmals die Gelegenheit auf die Teichalm mitzufahren, um Langlaufen zu gehen. Die Muskelschwäche behindert es zwar, aber es gibt viele gute andere Gründe, es trotzdem zu tun.

Vor zwei Jahren begann für mich das Abenteuer Langlaufen und es war eine gute Entscheidung. Mein Freund Bernd nahm mich an einem Wintertag 2019 zur Teichalm mit. Ohne Erwartungen, aber mit viel Freude stellte ich mich der Herausforderung.

Mit Bernd zum ersten Mal Langlaufen auf der Teichalm
Mit Bernd zum ersten Mal Langlaufen

Die ersten Meter auf der Loipe

Es war ein total gutes Gefühl auf den Ski. Damals stand noch das Gleichgewicht halten im Vordergrund und das ging erstaunlich gut. Die gleitende Bewegung, von einem Bein auf das andere, war relativ gut möglich. Schnelleres fahren, bedeutete aber höheren Krafteinsatz und diese Schnelligkeit konnte mein Gehirn noch nicht verarbeiten.

Langlaufen brachte mir einen ersten Eindruck vom schnellerem Bewegen. Alle 50 bis 100 Meter brauchte ich eine Pause, um meinen Muskeln wieder Erholung zu gönnen. Das Gehirn war gefordert, einen neuen Bewegungsablauf zu lernen. Ich war aber am meisten überrascht, dass ich das mit dem Gleichgewicht so gut hinbrachte. Das Gleichgewichtstraining der letzten Jahre war also nicht umsonst.

Die Teichalm ist für mich sehr gut geeignet, da es nur mäßig steil bergauf geht. Denn wie beim Gehen, habe ich auch beim Langlaufen aufgrund der Muskelschwäche Probleme. Damals wusste ich allerdings noch nichts davon und war der Meinung, dass ich es durch Training verbessern kann. Erst Ende 2019 kam es heraus, dass ich eine schwerere Art der Muskelschwäche habe.

Langlaufen auf der Teichalm
Langlaufen auf der Teichalm

Das bedeutet für mich aber nicht aufzugeben, sondern im Gegenteil, ich werde auch weiterhin alles versuchen. In jedem Fall war das Langlaufen eine Bereicherung, um Gehen zu lernen.

Der nächste Winter war eine Nullnummer

Der Winter 19/20 war untypisch. Auf der Teichalm war kein einziges Mal genug Schnee, um spuren zu können. Da alles andere zu weit weg war und ebenfalls von der Schneearmut betroffen war, ging ich diesen Winter kein einziges Mal Langlaufen.

Ich konzentrierte mich weiter auf das Gehen und die Bewegung. Über das therapeutische Tanzen versuchte ich wieder mehr Leichtigkeit in den Körper zu bekommen. Ich wurde beweglicher und langsam fühlte sich der Körper nicht mehr so schwer an.

Danach fuhr ich zu meinem ersten Camino im Winter. Am Camino Frances konnte ich alles in den letzten Jahren gelernte versuchen umzusetzen. Besonders das therapeutische Tanzen hat mir hier sehr geholfen.

Der Camino war geprägt von Lebenslust, Freude und Glücklichsein. Ich brauchte zwei Jahre um Gehen zu lernen und weitere zwei, um das hier mit meinen Handicaps erleben zu dürfen. Denn Handicaps habe ich immer, aber ich lerne immer besser damit umzugehen.

Lebenslust am Camino

Der Winter 20/21 steht unter der Corona Krise

So gut das 20er Jahr angefangen hat, so sehr überschattete es die Corona-Krise. Ich war überfordert mit all den Regeln und Vorschriften und brauchte lange, um mich zurechtzufinden. Mein Gehirn war überfordert damit.

Einzig das therapeutische Tanzen hat mir über diese schwierige Zeit geholfen, zunächst noch digital auf Zoom und ab Sommer wieder in der realen Gruppe. Alle anderen Therapien sind weggefallen.

Der Winter stand von Anfang an wieder unter der Corona-Krise und der Lockdown unterbrach auch das therapeutische Tanzen. Mit dem ersten Schnee im Jänner bekam ich allerdings die Gelegenheit, wieder Langlaufen zu gehen.

Therapeutisches Tanzen

Veränderte Ziele beim Langlaufen

Diesmal ging ich mit veränderten Zielen an das Langlaufen ran. Nicht mehr um Kraft zu gewinnen, sondern die innere Stabilität möchte ich verbessern. Denn frei Aufrecht zu sitzen, ist noch immer sehr schwierig. Es fehlt mir an der inneren Stabilität, denn mein Bindegewebe ist sehr stark betroffen und es kann seine Wirkung nicht ausüben.

Langlaufen fordert mich wesentlich mehr als Gehen, dass ja bekanntlich die effizienteste Art der Fortbewegung ist. Mit dem Skaten merke ich bereits eine spürbare Verbesserung. Es dauert aber lange, bis sich wirklich Erfolg einstellt. Dranbleiben ist wichtig, so wie es schon die letzten Jahre in allem für mich gilt.

Neuer Ski zeigt mir alte Probleme auf

Mein alter Vintage-Ski ist mir gebrochen und es musste Ersatz her. Auf willhaben fand ich innerhalb eines Tages Ersatz und so konnte es weitergehen. Allerdings bedachte ich nicht die Veränderung.

Die ersten drei Jahre verwendete ich nur ein Schuh-Modell. Jegliche Veränderung kostete mir zu viel Energie, an die ich mich nur schwer gewöhnen konnte. Dasselbe passierte mir jetzt auch beim Langlaufen.

Die neuen sind zwar auch schon in die Jahre gekommen, aber technisch weit über dem Niveau meiner bisherigen. Das Skaten hat sich technisch sehr verändert und diese Veränderung hatte ich zunächst nicht am Schirm. Das Material war natürlich besser geworden.

Durch die veränderte Skispannung war ich sehr gefordert, die Mitte des Ski zu finden. Mein Gleichgewicht war damit pausenlos gefordert und damit auch mein Gehirn. Es arbeitete auf Hochtouren und entsprechend schnell war ich erschöpft.

Neue Ski zum Langlaufen
Neue Ski zum Langlaufen

Mein Gehirn stark gefordert

Gerade die Automatik versuche ich schon lange zu trainieren. Das war aber mit den neuen Ski dahin, damit auch die Automatik. Mein Gehirn verlangte alle Aufmerksamkeit und ich fühlte mich wie in den ersten Jahren, beim Gehen lernen. Praktisch jeder Muskel musste angedacht werden, um zu funktionieren. Dazu die Koordination aller Elemente, von Beinen und Armen.

Dementsprechend war ich unterwegs. Von außen mag alles normal ausschauen, aber alles richtig zu koordinieren, erforderte jeden Funken Energie und Konzentration.

Der neue Ski ist auch 10 cm länger und damit hatte ich meine Probleme. Da merkte ich erst, wie wichtig Wiederholungen sind. Nicht umsonst ist das viele Gehen, unter allen Bedingungen, mein wichtigster Teil in der Rehabilitation. Die unzähligen Kilometer am Jakobsweg waren wohl das wichtigste der letzten Jahre.

Für die Automatik ist es ein gutes Anzeichen, ob ich nebenbei mit jemanden Sprechen kann. Das war mir diesmal nicht leicht möglich, so sehr konzentriert musste ich sein. Um das Gleichgewicht zu halten, arbeitet jeder Sensor in mir. Es heißt aber auch, aktiv und bewusst mithelfen. Was an für sich jeder automatisch kann, ist für mich nur denkend zu machen.

Die Leichtigkeit im Langlaufen

Beim Langlaufen fühlt es sich gut an, mit einer Leichtigkeit über den Schnee zu gleiten. Die Leichtigkeit ist seit Ende 2019 mein Thema. Besonders im therapeutischen Tanzen konnte ich große Fortschritte darin machen.

Es geht mir zwar ähnlich wie beim Gehen, besonders wenn es bergauf geht. Darin hat sich nichts geändert. Nur durch viel Training und Üben hat es sich verbessert. Diese Leichtigkeit soll ich immer wieder kultivieren. Langlaufen ist besonders dafür geeignet.

Teichalm

Veränderung

Trotzdem ist es gut, mit diesen veränderten Parametern umgehen zu lernen. Denn auch in der normalen Welt bin ich von Veränderungen umgeben. Die Corona-Krise war sicher die größte in letzter Zeit. Da wird mir wieder merkbar gemacht, warum Corona so schwer für mich ist, wenn mich schon neue Ski so aus dem Gewohnten bringen.

Langlaufen bringt mich aus dem Gewohnten. Im Sport bekomme ich sofort Rückmeldung, wenn etwas nicht passt. Darum ist mir der Sport in der Rehabilitation auch so wichtig, weil er mir aufzeigt, wo meine Grenzen liegen. Mein Ziel muss es sein, diese Latte Schritt für Schritt höher zu legen. Umso höher, umso mehr Lebensqualität habe ich.

Stabilität und Langlaufen

Nachdem ich die Muskelstärke vor zwei Jahren kaum verbessern konnte, spürte ich aber als Nebeneffekt eine verbesserte Stabilität. Dieses Jahr nehme ich das Langlaufen her, um es zu verbessern. Jeder kleinste Schritt bringt mich weiter, stabiler durchs Leben gehen zu können. Mein Bindegewebe ist einfach noch immer zu schwach.

Mir ist klar, dass die Fortschritte klein sind und oft nicht merkbar. Das ist aber kein Grund aufzuhören. Es kann sein, dass ich im Sommer so nebenbei bemerke, dass ich länger aufrecht sitzen kann. Das mag für manchen ein unbedeutender Grund sein, für mich bedeutet er aber mehr Lebensqualität.

Es stellt sich kaum jemand die Frage nach mehr Stabilität? Für mich ist es allerdings eine Frage nach Lebensqualität. Mit mehr Stabilität kann ich besser Autofahrten überstehen oder an einem Tisch sitzen. Darum hat es, wie viele andere Dinge auch, eine hohe Bedeutung für mich.

Langlaufen auf der Teichalm

Was ist noch möglich?

Dieses Jahr nutze ich den Winter erstmals voll aus. Es wird mir noch immer schnell kalt, aber ich funktioniere besser bei tiefen Temperaturen und kann mein Training beibehalten.

Wie ich allerdings auf tiefe Kälte reagiere, wie sie für Ende Jänner vorhergesagt wird, ist abzuwarten. Das fällt unter die Kategorie Veränderungen.

Noch tue ich mich schwer mit zu großen Veränderungen. Es dauert um ein vielfaches länger als früher. Dranbleiben ist wichtig und Voraussetzung dafür, dass ich nicht aufgebe. Mein Leben ist und bleibt nach wie vor eine Gratwanderung. Ich habe mich vom Tiefpunkt heraus gekämpft und bin bereit, noch des Öfteren meine Komfortzone zu verlassen. Allerdings immer in meinem Tempo und Geschwindigkeit.

Als Abschluss noch ein Spruch von Antoine de Saint-Exupery, den ich auf einem kleinen Zettel auf meinen Computer geklebt habe:

"Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen. Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte."

Antoine de Saint-Exupery

Am letzten Tag des Jahres kam ich noch unverhofft zu einem kleinen "Grenzgang". Als Sportler war ich dauernd auf Grenzgängen und als Trailrunner setzte ich mir manch eine Überschreitung als Ziel. Heute kann ein Spaziergang ein Grenzgang sein oder der Einkauf im Supermarkt.

Seit dem Hirnabszess habe ich kleinere Brötchen zu Backen. Sie stellen als Herausforderung aber nicht mindere Beanspruchung an mich dar. Die Grenzen haben sich verschoben, nicht nach oben, sondern um viele Stufen nach unten. Um Lebensqualität zu erreichen, gehören sie wieder um ein Stück nach oben verschoben.

Start der Wanderung an der Kirche Wetzelsdorf, hier beginnt mein Grenzgang.
Start der Wanderung an der Kirche Wetzelsdorf

Der Grenzgang

Der Grenzgänger bewegt sich aus der "Sicherheitheitszone", welche die meisten Menschen als Lebens- und Gestaltungsraum bevorzugen. In der Rehabilitation ist es meine Aufgabe, mich an diese Sicherheitszone heranzuwagen und manchmal auch darüber hinaus.

In meinem ersten Leben war ich gern Grenzgänger. Ob bei -35 Grad in Alaska oder bei + 40 Grad in Afrika, ich bewegte mich immer gern an der Grenze. Diese Grenze ist aber immer individuell und meine gilt nur für mich. Ein Inuit denkt sicher anders über Minusgrade, als ein Afrikaner oder ich.

An dieser Grenze passiert aber etwas Wesentliches für mich. Ich beginne mich besser zu spüren, was mir im Alltag oft geholfen hat. So habe ich begonnen, viele meiner Grenzen auszuweiten. Heute hilft es mir, besser mit meinen Handicaps umzugehen. Dabei werde ich ständig mit Grenzen konfrontiert und versuche sie zu erweitern. Das bringt mir unterm Strich immer mehr Lebensqualität.

Grenzen in den Handicaps ausweiten

Mein heutiges Ziel sind nicht mehr die Abenteuer wie früher, sondern es sind die kleinen Dingen des Alltags, wo ich mein Wissen um Grenzen anwenden kann.

Und da komme ich wieder zur Überschreitung. Am letzten Tag des Jahres wollte ich ein Überschreitung machen. Im Westen von Graz, ging es über die Hügel, in den Nordwesten von Graz. Auf diesem Weg sollte ich unverhofft auf einen Grenzgang stoßen, mehr dazu aber später.

Der Start war an der Kirche in Wetzelsdorf und das Ziel in Gösting, im Norden von Graz. Laut App eine Strecke von 16 Kilometer. Als Pilgerweg erprobter sollte es kein Problem sein, aber Corona und der derzeit herrschende Lockdown haben seine Spuren hinterlassen. Damit werden auch 16 km Wander- und Spazierwege zur Herausforderung.

Besondere Grenzen würde ich in der Stadt finden, an denen ich im Vorjahr begonnen habe, zu arbeiten. Corona hat dem aber ein Ende gesetzt. Ich entschied mich für die Natur und gehe nur im Ausnahmefall in die Stadt.

Matsch, Gatsch und Schnee

Der 31. Dezember 2020 war ein überraschend schöner und nicht allzu kalter Tag. Das kam mir entgegen, nur der an manchen Stellen matschige Weg, wurde zur Challenge.

Da kommt wieder die räumliche Orientierung ins Spiel. Das hat nichts zu tun damit, darüber Bescheid zu wissen, wo ich mich geografisch befinde. Es hat zu tun mit der Fähigkeit, sich im Raum richtungsbezogen zurechtzufinden und angemessen zu bewegen. Mehrere Sinne wirken da zusammen, vor allem Auge, Ohr, Muskel- und Gleichgewichtssinn, die im Zusammenspiel mit der Tiefensensibilität das Ermöglichen.

Auf dem matschigen Untergrund sind die Sensoren der Füße sehr gefordert. Das Zusammenspiel mit allen anderen Sensoren zu lernen, ist eine lange und herausfordernde Aufgabe, da der Hirnabszess diese Arbeit nachhaltig beschädigte. Mein Ziel ist es, auch auf schwierigem Untergrund wieder ohne zu viel Nachdenken, gehen zu können. Es kostet mir nach wie vor zu viel Energie, das Denken beim Gehen.

Grenzgang Schnee und Matsch
Grenzgang Schnee und Matsch

Der "Grenzgang" Schaukeln

Am Weg fang ich eine Schaukel. Ich konnte der Verlockung nicht widerstehen, sie auszuprobieren. Es ist ein komisches Gefühl, wenn sich unter mir alles bewegt. Das Gehirn kann es nicht genau einordnen. Aus dem gleichen Grund tue ich mich auch auf einer Brücke schwer.

Das hin und her auf einer Schaukel ist das Gegenteil einer Brücke, mit bewegten Wasser darunter. Es löst aber dasselbe aus. Mein Gehirn kann die Bilder nicht so schnell zusammensetzen und löst daher Schwindel aus. So erging es mir am Camino del Norte, als es in Ribadeiro über eine lange Brücke, über einen Meeresarm ging. Meine Erlebnisse dort, habe ich hier verlinkt.

Seitdem habe ich mich durch viel Training und Üben weiter entwickelt. Gewisse Brücken sind mir aber noch immer nicht geheuer. Schaukeln habe ich bisher kaum probiert, außer vor Corona in Graz, am Kinderspielplatz. Daher war ich sofort magisch angezogen von dieser Schaukel, die an langen Seilen hing.

Das Schaukeln ging überraschend gut, aber danach waren die ersten Metern sehr unsicher. Das leichte Schwingen tat sogar gut, es fühlte sich wie Fliegen an. Es störte aber mein Gleichgewicht. Auf den ersten Metern hatte ich Probleme damit. Dieses Aussetzen an die Grenze, immer und immer wieder, lässt mich aber vorwärtskommen. Mit jedem Mal werde ich weniger schwindlig und meine Wahrnehmung wird besser.

Grenzgang Schaukeln
Grenzgang Schaukeln

Der kürzere Weg

Am Ende siegte aber die Vernunft. Ich ging nicht mehr über den letzten Berg, sondern schräg an ihm hinunter. Den Fuß des Berges erreichte ich beim Schloss Eggenberg.

Der Weg war lang genug und durch den Schnee war ich in vielen Dingen gefordert. Die Schaukel war aber mein Höhepunkt des Tages, da ich mit diesem Ergebnis nicht rechnete.

Neues Jahr, neue Reize!

Dieser Grenzgang und andere, lassen mich weiterkommen. Beim Pilgern war ich ständig neuen Reizen ausgesetzt und hatte dementsprechenden Fortschritte. Die nächsten Monate möchte ich genug üben, um gut vorbereitet in den Frühling zu kommen. Denn für die wärmere Zeit habe ich einige Pläne, um den Sommer trotz Corona nutzen zu können.

Das Schaukeln wird einen wichtigen Teil in meiner Rehabilitation einnehmen, das spüre ich. Problemlos über Brücken zu kommen oder mich auch sicher zu fühlen, wenn mir Menschen am Gehsteig entgegenkommen, ist ein Ziel für dieses Jahr. Dazu soll mir der Grenzgang verhelfen. Für viele wäre das ein Spaziergang gewesen, für mich bedeutete der Tag einen Grenzgang. Er wird immer individuell behandelt und jeder erlebt ihn anders.

Also auf in das Jahr 2021, wo viele Möglichkeiten, auch mit Corona, auf mich warten und ich mich auf weitere Grenzgänge freue!


Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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