„Bleib auf deinem Weg“ – nach meinem Hirnabszess bekam diese Aussage eine völlig neue Bedeutung. Früher war mein Weg geprägt von Leistung und Höchstform – sei es im Extremsport, im Trailrunning oder im Beruf.
Doch nach meiner Erkrankung stand ich bei null. Alles, was selbstverständlich war, musste ich neu lernen: Gehen, Sprechen, Schreiben, Denken. Mein Weg war nun ein anderer. Allerdings musste ich ihn erst finden.
Am Anfang wollte ich schnell wieder „der Alte“ sein, zurück in mein altes Leben. Doch ich musste erkennen, dass es nicht darum geht, zurückzugehen, sondern einen neuen Weg zu finden. Erst in den Jahren danach wurde es mir bewusst, dass nichts mehr so sein wird, wie zuvor.
Das Gehen wieder zu erlernen, hatte für mich oberste Priorität – es war der Schlüssel zu einem Stück Freiheit. Doch erst mit der Zeit wurde mir klar: Allein das Gehen bedeutete nicht, dass meine Einschränkungen verschwunden waren.
"Das Leben ist wie eine Reise, die manchmal im Licht und manchmal im Schatten unternommen wird."
Joseph M. Marshall
Geduld, Akzeptanz, Vertrauen – Werte, die meinen neuen Weg prägen. Auf meinen Weitwander- und Pilgerwegen übe ich mich darin, lerne, sie anzunehmen und besser damit umzugehen. Heilung bedeutet nicht nur, die äußeren Einschränkungen zu überwinden, sondern auch die inneren. Vielleicht ist gerade dieses Innere der entscheidende Schlüssel – damit das Äußere folgen kann.
Joseph M. Marshalls Buch „Bleib auf deinem Weg“ beschreibt genau das. Er erzählt von einem Großvater, der seinem Enkel Weisheiten über das Leben mitgibt. Eine der wichtigsten Lektionen: Es geht nicht darum, schnell ans Ziel zu kommen, sondern darum, mit Würde, Beständigkeit und in Einklang mit sich selbst zu gehen.
Mein Neuer Weg bedeutet, im Einklang mit mir selbst zu bleiben. Es bedeutet, jeden noch so kleinen Fortschritt zu sehen und nicht aufzugeben, auch wenn es Rückschläge gibt oder sie nicht sofort erkennbar sind.
Nach meiner Krankheit verstand ich, dass mein Weg jetzt ein anderer sein muss. Ich kann nicht mehr mit Kraft und Willen alles erzwingen. Achtsam muss ich auf meinen Körper hören, mein Tempo akzeptieren. Mein Weg ist langsamer geworden, aber bewusster. Die Zukunft ist für mich nicht planbar, deshalb ist es so wichtig, im Hier und Jetzt zu leben.
Gelassenheit und Akzeptanz sind entscheidend. Dieses "akzeptieren, wie es ist" bedeutet nicht, dass es so bleiben muss. Ich tue viel dafür, dass es anders wird. Besonders die Eigenverantwortung war und ist essenziell. Denn eines habe ich schnell verstanden: Verlasse ich mich auf unser Gesundheitssystem, bin ich verlassen.
Seit ich das Krankenhaus verlassen habe, nehme ich mein Leben selbst in die Hand. Anfangs nutzte ich die Therapien und Reha-Angebote der Krankenkasse, doch bald merkte ich, dass sie mich nur begrenzt voranbrachten. Später sagte ein Arzt zu mir, ich könne mich glücklich schätzen – denn meine Art des Hirnabszesses endet normalerweise im Pflegefall.
Mittlerweile ist mir das nur allzu bewusst. „Bleib auf deinem Weg“ – ist allerdings leichter gesagt als getan. Unser System ist darauf nicht ausgelegt. Doch außerhalb dieses Systems meinen eigenen Weg zu gehen, gibt mir eine Selbstständigkeit, die zwar anstrengend, aber umso wertvoller ist. Liegenzubleiben, wäre der einfache Weg – aber der einfache Weg wäre kein lebenswertes Leben.
"Bleib auf deinem Weg." - Vier einfache Worte, die so viel bedeuten können. Eine Ermutigung zur Beständigkeit, eine Erinnerung daran, sich nicht beirren zu lassen – und doch ist genau das oft die größte Herausforderung.
Besonders in einer Gesellschaft, die Behinderungen nur dann anerkennt, wenn sie sichtbar sind.
Es gibt Behinderungen, die sofort ins Auge fallen. Ein Rollstuhl, eine Gehhilfe – sie sprechen für sich. Doch was ist mit denen, die man nicht auf den ersten Blick sieht?
Neurologische Einschränkungen, chronische Erschöpfung, sensorische Überempfindlichkeiten – sie existieren, auch wenn sie für andere unsichtbar bleiben. Und genau das macht das Leben oft schwerer.
Weil man erklären muss. Weil man sich rechtfertigen muss. Weil man immer wieder beweisen muss, dass die eigene Realität nicht bloß Einbildung ist.
Auf dem eigenen Weg zu bleiben bedeutet in diesem Kontext mehr als nur Durchhaltevermögen. Es bedeutet, sich nicht von den Zweifeln anderer aus der Bahn werfen zu lassen. Es bedeutet, für sich selbst einzustehen, auch wenn man immer wieder auf Unverständnis trifft. Es bedeutet, eigene Grenzen zu akzeptieren – selbst dann, wenn andere sie infrage stellen.
Und manchmal bedeutet es auch, sich gegen Erwartungen zu wehren. Gegen den Druck, so zu funktionieren, wie es von einem verlangt wird. Gegen das Gefühl, nicht genug zu sein, nur weil man anders ist.
Trotz all dieser Hürden lohnt es sich, den eigenen Weg nicht zu verlassen. Denn nur wer ihn geht, kann herausfinden, wohin er führt. Vielleicht ist es nicht der leichte Weg, nicht der gerade und schon gar nicht der, den die Gesellschaft für einen vorgesehen hat. Aber es ist der eigene. Und das allein macht ihn wertvoll.
Und genau das möchte ich weitergeben: Jeder hat seinen eigenen Weg. Wichtig ist, dass wir ihn mit Herz und Überzeugung gehen – Schritt für Schritt.
Das Geheimnis des Glücks ist Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist Mut im Leben. Du musst handeln, wenn du Freiheit erleben willst.
Du musst das Leben genießen, während du Probleme löst. Du kannst entweder im Sturm weinen oder im Regen tanzen.
Hallo Jörg, bleibe deinem eingeschlagenen Weg treu und danke das du für viele Menschen ein Lichtblick für derzeit nicht erfüllbare Träume bist.
Liebe Grüße Wolfi
Hallo, danke für deine Worte. Es ist eine Herausfordernde Zeit und es wird mir immer bewusster, wie wichtig es ist, trotz vieler Stolpersteine, auf seinem Weg zu bleiben. Ich wünsche dir viele tolle Träume und das sich ein paar verwirklichen lassen.
Liebe Grüße und Buen Camino (guter Weg)
Jörg