78. Trailrunning versus Jakobsweg

14. September 2018
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3 Minuten Lesezeit

Beides wurde zu einem wichtigen Teil meines Lebens, der Jakobsweg vor und das Trailrunning nach dem Hirnabszess.

Beides ist eine Motivation fürs TUN gewesen. Immer weitermachen, denn Aufgeben ist und war nie eine Thema für mich.

Trailrunning versus Jakobsweg

Warum aufgeben keine Option war?

Ich lag im Bett, die rechte Seite gelähmt, konnte nicht gehen und nicht denken. Trotzdem kam mir ein Bild immer wieder vor Augen. Der Eiger Ultra Trail. Dort wieder mitzulaufen, war meine tägliche Motivation. Deshalb auch der Blog-Name "von0auf101", der Beginn von 0 und die Distanz vom Eiger Ultra Trail.

2 Jahre alles gegeben

Ich benötigte zweieinhalb Jahre Reha und Training, um zum Jakobsweg zu gelangen. Noch mehr schlecht als recht, aber ich war unterwegs und es hat mir sehr gutgetan.

Viele waren überrascht und dachten, ich hätte die Krankheit überstanden. Dem ist aber nicht so.

Es war ein Ausbruch aus dem Alltag, den ich nicht mehr ausgehalten habe. Zwei Jahre nur Reha, Training und Üben lagen hinter mir. In dieser Zeit habe ich alles für meine Rehabilitation gegeben, da ich wusste, dass in den ersten zwei Jahren die meisten Verbesserungen zu erwarten waren.

Mehr erreicht, als ich realisieren kann

Ja, ich habe viel erreicht, mehr als viele vielleicht gedacht haben. Mir selbst war es oft zu wenig, denn ich musste erst realisieren, was überhaupt passiert ist. Ich hatte keine Grippe, mit 14 Tagen Pause. Das wurde mir erst viel später bewusst. Mein Gehirn war stärker als gedacht betroffen, die Bewegung sowieso und mit der Wahrnehmung habe ich auch heute noch meine Probleme.

Gedankliches Trailrunning

Von Anfang an habe ich begonnen, mit der Kraft der Vorstellung zu arbeiten. Das war notwendig, weil ich nicht in die Vergangenheit oder Zukunft denken konnte. Ich konnte nur auf das reagieren, mit dem ich direkt vor mir konfrontiert war. An Vergangenes zu denken, war mir nicht möglich.

Die Vorstellung war mir allerdings möglich. Immer wieder stellte ich mir vor, wie ich leicht und federnd durch den Wald lief. Dazwischen sprang ich über Wurzeln oder schmale, steile, steinige Trails bergab. Aber nicht nur die Vorstellung, sondern auch das dazugehörige Gefühl war wichtig.

Diese Kraft der Vorstellung, ist auch heute noch ein wichtiger Teil meines Übens.

Trailrunning

Die letzten Jahre vor dem Hirnabszess haben mir sicher sehr geholfen, denn das Trailrunning schult besonders viele Punkte, die ich jetzt zwar wieder lernen muss, früher aber gut beherrschte. Dazu zählt in erster Linie das Gleichgewicht, dass ich wieder lernen muss.

Die Aussage eines Therapeuten in der Reha bestätigte mir das. Er meinte dazu: "Was wir in einer Einheit erledigten, muss ich mit anderen 14 Tage lang üben!".

Dieses Bewegungsgefühl habe ich durch das Laufen besonders gut trainiert und dass ich einige Jahre davor mit dem Trailrunning begann, war mein Glück. Es vereint so vieles und besonders mit dem Gleichgewicht habe ich trotz der noch immer großen Schwierigkeiten enorm viel weitergebracht.

Herausforderung Gehen

Jakobsweg

Laufen kann ich noch immer nicht, daher wollte ich aus bekannten Gründen Pilgern. Wobei aus dem Pilgern mehr als ein Zwischenziel geworden ist.

Norbert Wastian, vom Trailrunning Szene Magazin sagte mir: "Es muss nicht immer Trailrunning sein, mach eben Trail-Gehen oder Trail-Wandern daraus!".

Das hat mir geholfen und ich machte eben Trail-Pilgern daraus. Schnelligkeit ist dabei nicht wichtig für mich, wenn ich es auch geliebt habe, große Strecken im Gebirge am Stück zurückzulegen.

Beim Pilgern habe ich viele Elemente für mich drinnen, vor allem achtsam unterwegs zu sein. Das kommt meiner Langsamkeit entgegen, Trail-Gehen statt Trailrunning eben.

Pilgern am Jakobsweg

Dranbleiben

Das Dranbleiben habe ich in meiner Sportkarriere schon früh kennengelernt und trainiert. Ich bin quasi darauf konditioniert. Daher kam ein Aufgeben im Krankenhaus nicht infrage und auch jetzt nicht.

Allerdings darf eines nicht darüber hinwegtäuschen, es war eine schwere Krankheit und wird noch viel Zeit brauchen. Denn so etwas ungeschehen zu machen, gelingt selbst mir nicht. Nervenleitungen sind unwiederbringlich zerstört worden und vieles wird nur möglich, durchs dran bleiben.

Fazit

Was ich gerne mitgeben möchte ist, NIE AUFGEBEN!

Denn weiter unten wie Null, gibt es nicht, außer den Tod. Aber wie viele geben schon wesentlich früher auf?

Ich kann es gar nicht oft genug sagen:

NEVER GIVE UP!


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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