Mission JOGLE, Across Britain - von John o'Groats nach Inverness

19. Juni 2023
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4 Minuten Lesezeit

Across Britain,1. Teil - von John o'Groats nach Inverness

Das Abenteuer "Across Britain" oder der in Großbritannien benannte JOGLE, hat begonnen. Zwei bis dreitausend Kilometer warten auf mich, je nachdem wie ich gehe. Im Hinterkopf geistert in mir herum, dass ich wieder alle vier Kardinalpunkte erreichen möchte, also die vier entferntesten Punkte aller Himmelsrichtungen.

Dazu müsste ich nach der Durchquerung noch weiter nach Brighton und hoch nach Lowestoft, dem östlichsten Punkt. Die reine Nord-Süd-Durchquerung wären etwa 2.000 km oder bis zum Ende des SWCP 2.500 km.

Mission JOGLE, Across Britain
Zu Hause geplante Tour.

Der Norden

Für mich beginnt der Trip "Across Britain" in Thurso, der nördlichsten Stadt von England/Schottland. Von hier gehe ich zu Fuß zum nördlichsten Punkt nach Dunnet Head und weitere 30 km nach John o'Groats, dem offiziellem Startpunkt für die Durchquerung Großbritanniens.

Across Britain
Dunnet Head, der nördlichste Punkt

Wetterglück empfängt mich, das heißt, blauer Himmel und Temperaturen tagsüber von 25 Grad. Die Nächte sind manchmal trotzdem kalt und vor allem sehr feucht. Ein guter Zeltplatz ist wichtig, sonst verliert man viel Zeit am nächsten Tag, mit Zelt trocknen.

Die Einheimischen leiden unter dieser "Hitzewelle", normalerweise hat es hier 17 Grad und viel Regen. Schon den ersten Tag verbringe ich praktisch nur in der Natur und im Grünen, gehe allerdings viel auf der Straße. Deshalb wird wahrscheinlich John o'Groats als Startpunkt angegeben.

Die Farben hier tun meiner Seele gut und ich kann nicht genug vom Grün bekommen. Ich entschließe mich dem John o'Groats Coast Trail zu folgen und nicht durch die Highlands zu gehen. Dort sind oft mehrere Tage zwischen den Ortschaften und für das Tragen von soviel Essen und Wasser ist mein Körper noch nicht so weit, dass musste ich erkennen. Diese zwei bis drei Kilo mehr machen bei meiner Muskelschwäche viel aus. Obwohl ich seit Jahren daran trainiere und übe, meine Muskelkraft und mein Bindegewebe hat sich nur minimal verbessert.

Überhaupt entwickelt sich dieser erste Teil des Weges mehr zur Therapie:

Tiefes Gras lässt mich meine Füße nicht sehen und so stolpere ich auf den engen Pfaden dahin. Hätte ich nicht so viele Kilometer in den letzten Jahren zurückgelegt, wäre es hier bereits aus gewesen. Jeden Tag ist eine Konzentration aufzubringen, die mich an die geistige Grenze bringt.

Ich brauche für jeden Schritt das Gehirn und dazu kommt, dass der Weg oft sehr schmal ist und immer außerhalb von Mauern entlang der Grundstücke führt, wo aber gleich die Abgründe ans Meer beginnen.

Oft geht es steil hoch oder runter zum Meer, dass ich manchmal sogar die Hände benötige. Bis Inverness bin ich acht Tage unterwegs und schlafe immer im Zelt. Hotels sind zu teuer und billige Herbergen kommen erst später. Bei Regen zu Zelten wird sicher eine Herausforderung, besonders wenn es einige Tage durch regnet.

In Inverness bin ich jetzt am achten Tag angelangt und mache eine Zwangspause, denn nach sechs Tagen bildete sich eine große Blase. Die letzten Kilometer humpele ich in den Ort, denn diese Blase hat mein System derart gestört, dass das Gehen zur Herausforderung geworden ist. Meine Propriozeption ist überlagert vom Schmerz und funktioniert gar nicht.

Dabei bin ich über vorsichtig mit den Füßen, aber diesmal hat keine Vorsichtsmaßnahme geholfen. Ein Fehler war sicher die Verwendung neuer Schuhe. Meine Hoka habe ich diesmal gegen Altra getauscht, was ich bitter bereue. Das Eingehen zu Hause hat nichts geholfen, aber auf die Schnelle habe ich keinen neuen Hoka daheim bekommen. Vielleicht bekomme ich in Inverness einen neuen, denn so kann ich nicht weitermachen.

Kochen und Essen

Der Kocher, den ich mithabe, tut mir zwar gut, bringt mich aber über mein Gewichtslimit. Besser wäre es gewesen, ich hätte mich von Anfang an auf kalte Küche einstellen sollen und warmes nur gegessen, wenn ich unterwegs etwas finde. Bisher war es mir immer zu schade den Kocher und Titantopf wegzugeben, also nutze ich ihn eben doch. Der Geldbeutel freut sich dafür, der Körper und Krafthaushalt weniger.

Leider konnte ich mich noch immer nicht an die fummelig Arbeit mit dem Kochen gewöhnen. Einmal war das Wasser heiß und ich stieß den Topf um, dass sich das Wasser auf mir und dem daneben liegenden Rucksack ergoss. Wäre weiter nicht tragisch gewesen, wenn ich nicht mit dem Wasserhaushalt aufpassen müsste und am nächsten Tag nicht noch über drei Stunden ins nächste Dorf gehabt hätte.

Es blieben mir am nächsten Tag nur 500 mml zum Trinken, bei Hitze und Schwerstarbeit die steilen Hügel hoch und runter. Trotzdem werde ich den Kocher behalten, denn ihn wegzugeben ist zu schade und es kommen noch einsame Gegenden, wo ich ihn brauchen werde.

Sehr wenige, aber tolle Menschen am Across Britain Weg

Bisher hatte ich nur wenige Begegnungen. An einem einsam gelegenen Haus am Weg sprach mich der Besitzer an und es entwickelte sich ein tolles Gespräch.

In Berriedale traf ich den jungen Einheimischen James, der seit einem Jahr im Haus seiner Großeltern lebt, der Programmierer ist und deswegen ortsunabhängig arbeiten kann. Auch hier entwickelte sich ein interessantes Gespräch, welches mir mehr über Land und Leute erklärt. Es ist sicher nicht einfach für junge Leute, hierher zurückzukommen. Danke nochmals für das Gespräch James, solltest es du lesen. 🙏

Weiters möchte ich noch David mit seiner Frau Julie erwähnen, die auch schon lange unterwegs sind und mir unterwegs entgegengenommen sind. Sie machen diesen Weg gemeinsam. Leider habe ich vergessen ein Foto zu machen, deshalb verlinke ich auf Ihren Facebook Kanal, wo sie über Ihren Weg berichten. 👍

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=pfbid0ySCRP4s9bUi1qj5M7Ya3JsTNuuyTdXbwo8eM5ngwq7TjTDjgw7z1qjsisj1HaHb6l&id=100083201350947&sfnsn=scwspmo

Baum und Wald Aden in Schottland, Across Britain

Überhaupt fühle ich mich sehr wohl in Schottland und fühle mich fast heimisch. Die Menschen sind sehr freundlich und jederzeit hilfsbereit.

Fazit des ersten Abschnitts

Dass es schwer werden würde, wusste ich. Allerdings, so schwer habe ich es mir nicht vorgestellt. Ich komme öfter ans Limit, körperlich wie geistig. Den ersten Abschnitt habe ich jetzt hinter mir, mit den bereits angesprochenen Wehwehchen.

Aber es ist auch gut, herausgefordert zu werden, denn nur so komme ich weiter. Es ist jedenfalls eine neue Art des Gehens, als wie am Jakobsweg. Das Gehirn ist mehr angestrengt und ich lerne, mit den verschiedensten Verhältnissen klarzukommen und auch Lösungen zu finden.

Und wie sagt man auch:

"Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker!“

Soweit möchte ich aber nicht gehen, ständig meine Grenze auszuloten, denn eines ist mir klar, dieser Weg "Across Britain" kann sehr schnell zu Ende sein und ich möchte mich ja verbessern!


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2 comments on “Mission JOGLE, Across Britain - von John o'Groats nach Inverness”

  1. Lieber Jörg!
    Dein Leitsatz „ Never give up“ wird dir wohl auch bei diesem Trip sehr oft in den Sinn kommen& dir hoffentlich immer wieder eine neue Antriebskraft schenken.
    Du badest täglich in der satten Heilfarbe grün. Erzengel Raphael begleitet dich!
    Möge er deine Blase rasch zur Heilung bringen!
    Möge das Wanderglück dein steter Wanderbegleiter sein!

    Alles Liebe
    Andrea Z.

    1. Hallo Andrea,
      im Moment wollte ich zuviel und die Blase zeigte es mir sofort.
      Ich bade mittlerweile wieder in Grün und komme mit mir ins reine. Ich erzeugte selbst in mir Stress, wo eigentlich keiner war. Ab sofort bin ich wieder auf "meinem" Weg und wie du schreibst: "never give up".
      Trotz Antriebskraft, heißt es jetzt einmal still halten.
      Alles Liebe und viele Grüße
      Jörg

Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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